Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
welche Fähigkeiten ihm erhalten geblieben waren und hatte festgestellt, dass viele abhandengekommen schienen – insbesondere tragischerweise seine Unverwundbarkeit. Als er sich in den Arm geschnitten hatte, war Blut aus der Wunde geschossen und sie war nicht sofort verheilt, wie sonst üblich. Das erklärte, warum diese Ratte Owen Landon ihn mit einer gewöhnlichen Pistole fast hatte umbringen können. Luka hatte sich auf den Stand eines schwachen Vampirs zurückentwickelt. Nun brauchte er Blut, damit Verletzungen heilten. Es war, als hätte sich Samuels Erbe auf unbegreifliche Weise aus ihm zurückgezogen.
Kurz vor der Landung auf der Erde nahm Luka seine menschliche Form wieder an. Er setzte sich ans Seeufer und stützte das Kinn auf die angewinkelten Knie. Tief in Gedanken versunken, versuchte er, ein Resümee seiner Veränderungen zu ziehen, einen Sinn zu erkennen. Er war eine der letzten Schattenseelen der Welt, einer Spezies, welche die Verbindung der Vampirin Gaia mit dem Engel Samuel vor Jahrhunderten hervorgebracht hatte. Vieles von der Überlieferung war im Sumpf der Vergangenheit in Vergessenheit geraten, hatte sich zu Aberglaube und Mythologie entwickelt. Fakt war jedoch, dass die Handvoll übrig gebliebener Angehöriger seiner Rasse sich durch einige grundlegende Eigenschaften von gewöhnlichen Vampiren unterschied.
Schattenseelen schwankten Zeit ihrer Existenz zwischen den Mächten des Erbes ihres Vaters und ihrer Mutter. Sie waren weder Gut noch Böse. In Phasen, in denen das Böse in ihnen überhandnehmen wollte, fiel ein Schatten Gutes darauf – umgekehrt bekam das Gute einen Hauch Böses, sodass stets die jeweils andere Kraft ihre Handlungen überschattete.
Wenn die dunklen Mächte der Seele den Kampf gewannen – was zu Urzeiten selten vorgekommen war – verloren Schattenseelen ihre Unsterblichkeit und wurden angreifbar. Seit dem vor Jahrhunderten tobenden Krieg gegen den barbarischen Vampir Cangoon jedoch waren sie verdammt, obgleich der Rädelsführer lange tot war. Zuvor hatte er den Fluch verhängt, der Lukas Spezies zum Aussterben verurteilte. Seither übernahm das Böse in jeder Schattenseele irgendwann die Kontrolle, es fehlte nur der Auslöser. Oftmals erwies sich als zündender Funke ein Unglück, etwas, das jeden treffen oder von Feinden böswillig herbeigeführt werden konnte. Luka zermarterte sich das Gehirn, kramte in seinem Wissen nach Hintergründen, nach neuen Anhaltspunkten, doch er kannte die Antworten nach wie vor nicht. Nie hatte jemand seine Fragen beantworten können, nicht in über 400 Jahren seines Daseins. Folglich würde er auch jetzt keine Lösung finden, dem Schicksal zu entfliehen.
Er hatte viele seiner Rasse an den Folgen der Verdammnis sterben sehen und stets gehofft, dass es ihn und seine Familie niemals treffen würde. Als sein Bruder Aidan, der letzte Anführer der verbliebenen Schattenseelen der Welt, Selbstmord beging, weil er ohne Gloria nicht leben wollte, hatte der Hass Luka in die Klauen genommen. Er hatte geahnt, dass hiermit sein Ende eingeläutet worden war. Zuerst leugnete er die Erkenntnis, hatte es nicht wahrhaben wollen und versucht, Gleichgesinnte um sich zu scharen. Zusammengekommen war ein armseliges Häufchen einsamer Seelen. Daniel, ein reinblütiger Vertreter der Schattenseelen, war nach dem Tod von Aidan vor drei Monaten als Erstes sein Begleiter geworden. Sie hatten sich aus früheren Jahren flüchtig gekannt. Wenig später schloss sich Lara an. Sie war eine Vampirin, aber von solcher Trauer erfüllt, dass sie das Schicksal seiner Spezies teilte, als sei sie ebenfalls von dem Fluch betroffen. Adriel und Jonas waren erst kürzlich zu ihnen gestoßen, als Luka dem ersten Schuldigen an Glorias Tod auf die Spur gekommen war. Auch sie waren Schattenseelen. Trotz der wenigen Wochen ihres Zusammenseins hatte der Schmerz, der jeden von ihnen auf andere Art peinigte, sie zusammenwachsen lassen, sie zu einer verschworenen Gemeinschaft gemacht. In ihrer qualvollen Rastlosigkeit verzehrten sie sich danach, neues Glück zu erlangen. Luka hatte gehofft, in der Gruppe Kraft und sein Gleichgewichtzu finden, aber bisher schien es nicht zu funktionieren. Noch immer zehrte der unstillbare Durst nach Rache an ihm und er hatte weitere Verantwortliche gesucht, die für Glorias Tod und dessen Folgen zur Verantwortung gezogen werden konnten. Schließlich war er auf die Verstrickungen Owen Landons gestoßen. Welche Mächte des Universums spielten nun so grausam
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