Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Paula war froh, dass normale Speisen ihr weiterhin schmeckten, selbst wenn sie nicht sättigend waren. Irgendwie gab ihr dies ein Gefühl von Menschsein, denn in einer tiefen Schicht des Bewusstseins spürte sie ein Rumoren, das ihr weismachen wollte, dass keineswegs alles in Ordnung war, so angenehm Paula sich ihre neue Existenz auch selbst Glauben machen wollte.
Während sie in der Küche hantierte, liefen die vergangenen beiden Tage wie ein Film in ihrem Kopf ab. Sie musste sich in die Lage versetzen, all das Erlebte zu verarbeiten und Folgerungen zu ziehen, um nicht unter der Last der vielen Fragen zusammenzubrechen. Leise sandte sie einen Dank an ihren Adoptivvater, der ihr beigebracht hatte, wie sie Ruhe und Kraft fand. Als kleines Mädchen war sie oft ängstlich gewesen und hatte viel geweint, aber sie wusste nicht mehr, warum. Daddy hatte ihr gezeigt, wie man seine inneren Stürme, seien es Fluten unbeantworteter Fragen oder scheinbar unüberwindbare Probleme, besänftigte. Leider hatte sie als Erwachsene erst viel zu spät den Glauben daran zurückgewonnen. Paula stellte ihre Psyche in den Regenbogen, ließ die Farben auf sich wirken und genoss die wohltuende Ruhe und Entspannung ihrer Sinne. Das brachte ein wenig Ordnung in ihre Gedanken.
Owen war ein Mörder! Was hatte ihren Mann, den sie als zuverlässigen, korrekten und zielstrebigen Anwalt kennengelernt hatte, dermaßen verändert? Dass ihre Beziehung keine Erfüllung gefunden hatte, konnte nicht der Grund für seinen Wandel sein. Und auch nicht, dass sie ihm die Verwaltung ihres Vermögens nach der Trennung entzogen hatte. Owen gehörte immerhin die Penthousewohnung in London und mit rund 5.000 Pfund Monatsverdienstgehörte er nicht gerade zu den Geringverdienern. In was war er verstrickt? Woher stammte das viele Bargeld? Illegale Geschäfte? War er ein Spieler? Fast hätte sie Mitleid für ihn empfunden.
Nein! Er hatte sie ermordet! Ihr Zorn kochte an die Oberfläche. Das konnte und wollte sie ihm nicht verzeihen. Was war das vorhin für eine merkwürdige Begegnung mit Henning gewesen? Nicht nur, was aus ihm geworden war, irritierte Paula, sondern auch, was sie bei der Begegnung zu spüren geglaubt hatte. Fremde Gedanken in ihrem Kopf. Dann dieser merkwürdige Anruf. Waren das ihre größeren oder ihre kleineren Sorgen? Ein Vampir hatte ihr das Leben gerettet. Das sollte sie mal einem Menschen erzählen … Paula lachte bitter auf. Eigentlich sollte sie Owen dankbar sein, dass er sie in den See geworfen hatte. Nun war sie zu einem Blutsauger mutiert. Wie sollte sie allerdings wissen, ob das gut oder schlecht für sie war? Würde sie mit dieser Existenzform dauerhaft zurechtkommen? Glücklich werden können?
…
du wirst kein Glück finden, sondern dich danach verzehren, deiner Verbitterung Befriedigung zu verschaffen
.
Wie würde sich Lukas unheilvolle Prophezeiung auswirken? Inwiefern wurde sie von Mächten beeinflusst, die sie nicht kannte? Es gab so viele ungeklärte Fragen. Welche Geheimnisse würden sich offenbaren? Welche Kräfte entwickeln? Verschwiegen ihre neuen Freunde Wichtiges vor ihr? An wen sollte sie sich wenden, wer würde offen mit ihren Sorgen umgehen? Ihre Gedanken drohten erneut, sich zu überschlagen. Der Regenbogen!
Adriel und Jonas wirkten vertrauenerweckend. Sie hatten ihr bereits einige Dinge gezeigt und gesagt, doch andererseits war Paula nicht sicher, wie weit sie ihnen trauen konnte. Sie fand keine Erklärung, woran das liegen mochte, denn wenn sie der Ausstrahlung der Zwillinge vertraute, waren sie die Güte in Person. Aber ihre Körper wirkten irgendwie … falsch. War es vielleicht, weil es Freunde von Luka waren und er höchst widersprüchliche Emotionen wachrief? Konnte sie auch ihnen deswegen nicht trauen? In Lukas Nähe fühlte sie sich auf der einen Seite wohl und geborgen wie nie zuvor in ihrem Leben. Auf der anderen Seite war er ihr suspekt. Angst. War es das? Sein Wesen strahlte gleichzeitig Gut und Böse aus. Es war unmöglich, zu entscheiden, welche der Seiten überwog.
Er braucht Hilfe
.
Paula zuckte zusammen und hielt inne. Etwas tat sich in ihrer Seele auf, als öffne sich ein Fenster und überflute ein Zimmer mit gleißendem Sonnenlicht. Eine ungeheure Klarsicht überkam sie. Langsam und zähflüssig, wie heißer Zuckerguss einen Kuchen, überzog die Erkenntnis ihren Geist, dass die Begierde, die sie in Lukas Gegenwart verspürte, sich längst mit einem gänzlich anderen Gefühl vermischt hatte. Sie
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