Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
strich ihr mit der Fingerspitze zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn.
Nachdem alle Platz genommen hatten, drehte sich das Gespräch abwechselnd um eine für übermorgen angedachteEinweihungsparty mit mehreren Dutzend Gästen und das Verwalterehepaar, dessen Ankunft man bereits heute erwartete. Paula war etwas überrascht, dass die anderen so kurzfristig eine Feier planten, doch sie gönnte ihnen den Spaß und hatte keine Einwände, als Adriel sie höflich um Erlaubnis bat. Sie war viel mehr gespannt auf das Ehepaar Rebecca und Lorenzo Conte. Diese hatten laut Adriel die Fünfziger erreicht und zwanzig Jahre bei einem befreundeten Vampir in Rom gearbeitet, bis dieser sich entschloss, mit seiner Frau, einer jungen Amerikanerin, in die Staaten zu gehen. Die treuen Angestellten wären ihm innerhalb Europas überallhin gefolgt, doch sie waren partout nicht bereit, über den Großen Teich umzusiedeln, sodass er die beiden schweren Herzens ziehen ließ, jedoch beruhigt, da er wusste, dass sie bei Adriel und seinen Freunden unterkamen. Obwohl Paula das Paar noch nicht kannte, zollte sie ihnen bereits Anerkennung und Sympathie, seitdem sie erfahren hatte, dass Lorenzo und Rebecca taubstumm seien, sich aber dennoch wie waschechte Italiener zanken konnten.
Adriel hatte eine Anekdote erzählt, die unter dem Personal im Haus seines Freundes seit Jahren zur allgemeinen Erheiterung beitrug. Er malte aus, wie Rebecca eines Tages mit einer hoch erhobenen Bratpfanne zwei Meilen hinter Lorenzo hergerannt war, weil er sich erdreistet hatte, ihr fünf Frikadellen aus der Küche zu mopsen und zwei davon dem Hofhund zum Fressen gegeben hatte. Ihr Ärger beruhte nicht auf der Tatsache, dass er die Fleischklopse hatte mitgehen lassen, sondern darauf, dass sie glaubte, ihre Buletten wären nicht besser, als dass man sie den Tieren zum Fraß vorwarf. Diese Geschichte sorgte jahrelang immer wieder für heiterstes Gelächter und auch Paula konnte sich das Grinsen bildlich vorstellen, das sich wahrscheinlich von ihrem linken Ohr bis zum rechten gespannt hatte. Ihr tat es leid für Rebecca und Lorenzo, dass sie mit einer solch gravierenden Behinderung zurechtkommen mussten, doch sie waren mit diesem Los zur Welt gekommen und hatten gelernt, mit dem Unabänderlichen zu leben. Unsicherheit und Zweifel überkamen Paula, als sie die Gedanken aussprach, wie sie mit den beiden kommunizieren sollten, denn keiner von ihnen beherrschte die Gebärdensprache.
„Wir werden sie eben lernen“, erklärte Jonas sorglos, als sei das kinderleicht und Luka schlug vor, dass man einen Computer in der Hausmeisterwohnung einrichten könne, um sich zumindest anfangs über das Netzwerk hauptsächlich schriftlich mit dem Paar zu verständigen. Paula nickte. Das hörte sich vernünftig an, und obwohl sie sich natürlich nicht über das Schicksal von Rebecca und Lorenzo freute, so war sie doch erleichtert, dass ihre Lustschreie ungehört verschallen würden, wenn das Ehepaar sich im oder um das Haus herum aufhielt. Wieder waren ihre Gedanken zu Luka abgeschweift und sie waren alles andere als anständig.
Tjara schlug lautstark an und meldete die Neuankömmlinge. Gemeinsam mit Luka eilte Paula zur Tür und öffnete. Sie schloss das Paar sofort in ihr Herz. Rebecca war eine etwas pummelige Frau mit schwarzen Knopfaugen, die Paula an ihren Lieblingsteddy erinnerten, den sie als Kleinkind besessen hatte. Die langen dunklen Haare trug sie zu einem lockeren Knoten geschlungen mit wippenden Fransen am Hinterkopf. In ihrem fortgeschrittenen Alter war sie attraktiv und strahlte dazu Würde und Kompetenz aus. Paula war überzeugt, dass sie eine Perle und eine Bereicherung für den Haushalt sein würde.
Lorenzos Schopf war bereits vollkommen ergraut, er war groß und hager, ging mit ein wenig gekrümmtem Rücken, aber die Muskeln spannten sich unter seinem Pullover und er machte ungeachtet der gebeugten Haltung einen vitalen und kräftigen Eindruck. Paula zeigte ihnen die Räumlichkeiten und Rebecca und Lorenzo gaben mit Gebärden ihre Begeisterung zu verstehen. Beide freundeten sich sogleich mit Tjara an, die ihnen schwanzwedelnd folgte und sich immer wieder an deren Beine schmiegte. Verräterin.
Die Villa hatte eine leichte Hanglage und im Souterrain befand sich eine geräumige Zweizimmerwohnung mit Küche, Bad und einem eigenen Eingang. Paula ging den breiten, von Blumenrabatten begrenzten Weg neben den Garagen voran, eine kleine Treppe hinunter hinter das Haus. Sie
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