Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
und als sie die zwei Blätter in den Händen hielt, verschwamm ihr Blick bei den ersten Worten, die sie erfasste. Tränen strömten über ihre Wangen, tropften auf das Papier und ließen die Zeilen ineinander verlaufen.
‚Mein Letzter Wille‘, lautete die Überschrift. Sie sprang auf, raste zu den anderen und nahm ihr verzweifeltes Schreien und Heulen selbst erst wahr, als Emmi, Lara, Daniel, Adriel und Jonas ihr in der Diele entgegenstürmten und sie sich kraftlos in Adriels Arme warf. Ihr schwanden die Sinne. Als sie wieder zu sich kam, fühlte sie sich kaum in der Lage, den Brief zu lesen, der dem Testament beigefügt war.
„Geliebte Paula,
danke für deine großartigen Gefühle. Deine Verwandlung von Hanna in Paula und die anschließenden Stunden waren das größte Geschenk, das du mir machen konntest. Bitte verzeih, dass ich dich benutzt habe, doch glaube mir, so groß meine Liebe zu Gloria auch ist, ich habe eine Stelle meines Herzens für dich reserviert und dich geliebt.
Wenn du das hier liest, habe ich meiner Existenz ein Ende bereitet. Das Dasein war für mich eine Qual, seit ich meine Frau verloren habe und du hast das Recht, zu erfahren, was passiert ist.
Wir wurden vor etwa acht Jahren zu Blutsaugern. Unser Schöpfer war ein langjähriger Freund, Baraferàs di Manzano, von dem wir zunächst nicht wussten, dass er ein übersinnliches Wesen war. Als Gloria anfing, depressiv zu werden, weil sie überzeugt war, dass ihre Schönheit von Monat zu Monat nachließ, seitdem sie 35 geworden war, und sie fast so weit war, dass sie wegen Suizidgefahr in eine Klinik hätte eingeliefert werden müssen, offenbarte sich mir Baraferàs und überließ mir die Wahl, ob ich zum Vampir werden und Gloria die Perfektion zurückgeben wolle, nach der sie sich so sehr verzehrte.
Ich entschied mich nach langen Überlegungen, sein Angebot anzunehmen, ungeachtet der Nachteile, die er mir aufzählte. Die Gefahr, dass man möglicherweise seine Menschlichkeit verlor, wenn man es nicht schaffte, den Blutdurst unter Kontrolle zu bringen, die Leiden, die sich irgendwann einstellten, nachdem man eine gewisse Zeit die Schlaflosigkeit genossen hatte, weil unserer Rasse der Schlaf verwehrt ist und der Geist niemals zur Ruhe kommt.
Er wies mich darauf hin, dass mich maßlose Wut und unstillbarer Hass überfallen würden, falls mir oder einem geliebten Partner jemals etwas Schlimmes widerfahre. Er warnte mich, dass die Existenz damit zur Verdammnis werde, da ich nie in der Lage sei, zu vergessen und zu verzeihen, aber ich glaubte nicht daran, dass mir – dass uns – das je passieren sollte. Ich erfasste nur die Vorteile, die das verheißene Dasein brachte, und sah darin die Rettung für meine Frau.
Einige Monate ging alles gut und wir waren das glücklichste Paar der Welt, doch dann überkamen Gloria erneut ihre Depressionen und erst zu spät erkannte ich, dass ihre Seele krank war, die ganze Zeit. Sie fing an, Kokain zu schnupfen, trieb sich in schlechten Kreisen herum und verfiel der Sucht mehr und mehr. Ich atmete auf, als manihren Dealer verhaftete und hoffte, dass sie sich von der Droge würde losreißen können, ehe sie eine neue Quelle fand. Unerwartet stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen den Dreckskerl ein und Gloria kam wieder an das Teufelszeug heran. Sie starb einen Tag danach an einer Überdosis.
Baraferàs’ unheilvollsten Prognosen bewahrheiteten sich. Der Zorn und unbändige Wut loderten in mir und verbrannten mich innerlich, tobten schlimmer als die höllischste Feuersbrunst und ich brauchte Schuldige, an denen ich meinen Hass auslassen konnte.
Ich fand heraus, dass dein Ehemann Owen seine Finger bei der Einstellung des Verfahrens im Spiel hatte, und fasste einen teuflischen Plan. Ich wollte ihm das Liebste nehmen, das er meiner Meinung nach haben musste: dich, seine Frau.
Ich gab mich als Callboy aus, schrieb mich in der Agentur ein, deren Prospekt ich dir zukommen ließ, und beeinflusste dich, damit du dir einen Lover bestelltest. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, um dich zu quälen und zu töten. Als du mir die Tür öffnetest und ich dich erblickte, explodierte mein Hass, zu sehr erinnertest du mich an Gloria. Den Rest der Geschichte kennst du. Nahezu. Mein Zorn auf deinen Ehemann war ungemindert, aber eine geheimnisvolle Kraft hielt mich davon ab, dir etwas anzutun. Je näher ich dich kennenlernte, umso weniger konnte ich es schließlich über mich bringen, dir ein Haar zu krümmen und auch
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