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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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inszeniert?«
    »Zweifelst du daran?«
    Sie hatten gar nicht gemerkt, daß sie schon vor Pawels Haus angekommen waren. Es war bereits völlig finster.
    »Bist du sicher, daß du nach Hause willst und nicht zu mir?« fragte Pawel leise, faßte sie an den Schultern und sah ihr in die Augen. »Ich weiß, es ist noch zu früh. Aber nach allem, was heute geschehen ist, hast du da keine Angst, allein zu bleiben, in der leeren Wohnung?«
    »Pawel, ich fahre nach Hause. Ich wüßte gar nicht, was ich ohne dich tun soll, du kannst dir nicht vorstellen, wie dankbar ich dir bin. Aber jetzt ist es besser, wenn ich fahre. Wenn ich bleiben will, dann wirst du mich nicht darum bitten müssen. Das wirst du selber merken.«
    »Du gibst mir ein Zeichen?« Er lächelte. »Gut. Verzeih mir. Schließlich hast du erst gestern deinen Mann begraben. Ich werde sicher merken, wenn du bleiben willst.«
    »Danke.« Katja gab ihm einen leichten Kuß auf die Wange und stieg in ihr Auto.
    »Ruf mich an, sobald du zu Hause bist«, bat er noch, bevor sie die Wagentür zuschlug.
    ***
    Zu Hause, in der leeren Wohnung, in völliger Einsamkeit, fühlte sich Katja im ersten Moment wie taub von der Stille. Sofort ertappte sie sich dabei, daß sie Angst vor ihrem eigenen Handy hatte.
    Sie hatte so gut wie keinen Zweifel mehr – heute morgenum halb fünf hatte sie am Telefon mit der Mörderin gesprochen. Die Frau, die Sweta gespielt hatte, als Sweta selber schon nicht mehr am Leben war, hatte sie höchstwahrscheinlich auch erwürgt. Aber folgte daraus auch, daß sie Gleb erschossen hatte?
    Das Lämpchen des Anrufbeantworters blinkte. Bevor sie die Anrufe abhörte, wählte Katja Pawels Nummer.
    »Ich bin schon zu Hause.«
    »Ich liebe dich«, sagte er leise. »Irgendwie ist es leichter, das am Telefon zu sagen. Du brauchst nicht zu antworten. Willst du eigentlich immer noch diesen Penner finden, von dem du erzählt hast? Mülleimer-Boris, so hieß er wohl?«
    »Ja, Mülleimer-Boris. Morgen mache ich mich auf die Suche nach ihm.«
    »Morgen muß ich unbedingt zur Arbeit, bis mindestens fünf. Kannst du deine Suchaktion nicht etwas verschieben? Ich fahre zu dir, und wir suchen zusammen.«
    »Danke, aber das schaffe ich schon allein. Wenn wir zusammen auftauchen, bekommt er noch einen Schreck und denkt, du wärst von der Miliz.«
    »Na gut, wie du meinst. Wenn nachts noch einmal so ein Anruf kommt, dann ruf mich sofort an. Egal wann. Bleib mit diesem Alptraum nicht allein. Abgemacht?«
    »Abgemacht, Pawel. Danke.«
    Als sie aufgelegt hatte, dachte Katja, ja wirklich, mit diesem Alptraum darf man nicht allein bleiben. Wie war es nur plötzlich gekommen, daß der sonderbare, schweigsame Pawel Dubrowin, der ihr eigentlich gar nichts bedeutete, jetzt der einzige Mensch war – nein, es war noch zu früh, darüber nachzudenken. Welche Bedeutung Pawel für sie hatte und was weiter sein würde – die Zeit würde es zeigen.
    Katja schaltete den Anrufbeantworter an. Die erste Stimme war die ihrer Mutter.
    »Wo bist du, Kind? Wie geht es dir? Ruf mich unbedingt an.«
    Dann kam Margarita.
    »Katja, wo steckst du denn? Konstantin Iwanowitsch und ich machen uns schreckliche Sorgen, ruf doch bitte an, sobald du wieder auftauchst. Wir müssen mit dir reden. Küßchen.«
    Ja, Gleb war begraben, nun war die Zeit für die wichtigen Gespräche gekommen. Das Erbe mußte aufgeteilt werden. Sie konnten es gar nicht mehr abwarten.
    Die nächste Nachricht hatte Lunjok hinterlassen.
    »Guten Tag, Katja. Hier spricht Valera. Ruf mich an, wir müssen uns treffen.«
    Katja lächelte ironisch, als sie daran dachte, daß es ihr bedeutend leichter fallen würde, mit Lunjok, einem »Dieb im Gesetz«, über Vermögensfragen zu sprechen als mit ihrem eigenen Schwiegervater.
    Auf dem Band war noch eine letzte Mitteilung geblieben.
    »Hallo, Katja. Hier ist Jegor Barinow. Ich will dir jetzt kein Beileid aussprechen, davon hast du sicher schon mehr als genug gehört. Ich muß dich sehen, so bald wie möglich. Ich hoffe nicht darauf, daß du mich zurückrufst, deshalb, verzeih, werde ich dich solange anrufen, bis ich dich erreiche. Ich umarme dich, Liebes.«
    »Der hat mir jetzt gerade noch gefehlt«, murmelte Katja. »Ich umarme dich, Liebes … Sehr rührend. Was er wohl von mir will?«
    Sie rief bei ihren Eltern an, sagte, es ginge ihr normal, und wünschte ihnen eine gute Nacht. Danach rief sie Valera übers Handy zurück.
    »Welche Pläne hast du für morgen?« fragte Valera und teilte ihr,

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