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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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angenehmes Gesicht, nichts Auffälliges. Ein dunkler, ordentlich gestutzter Schnurrbart.«
    »Hat er Ihnen irgendeinen Ausweis gezeigt?«
    »Selbstverständlich! Glauben Sie, ich ließe jemanden ohne Ausweis in die Wohnung? Olga war zur Universität gegangen. Und ich hatte hohen Blutdruck, wissen Sie, an dem Tag gab es einen Magnetsturm.«
    »Wissen Sie noch, wie der Ausweis aussah?«
    »Ja, es war ein solides rotes Büchlein, außen stand nichts drauf, innen war ein Foto, ein runder Stempel und der Name. Den Namen habe ich mir sogar gemerkt, ein ganz einfacher: Petrow.«
    »Und was für eine Organisation war dort genannt?« fragte Kusmenko und dachte, eigentlich ist das ohne Bedeutung. Rote Büchlein kann man auf dem Arbat kaufen und daraus jedes beliebige Dokument fabrizieren – ein Foto, ein gefälschter Stempel, fertig. Um eine alte Frau hinters Licht zu führen, braucht man sich nicht besonders anzustrengen.
    »Das Komitee der Afghanistan-Veteranen. Alles, wie es sich gehört. Meine Tochter und ihr Mann, Olgas Eltern, waren Offiziere, und wir sind Angehörige von Gefallenen.«
    »Ja, ich weiß. Sagen Sie, haben Sie früher auch schon Lebensmittel von dieser Organisation bekommen?«
    »Nein. Wir bekommen eine kleine finanzielle Unterstützung, aber Lebensmittel hat man uns zum ersten Mal gebracht. Dieser Junge, dieser Petrow, hat mir erklärt, es sei humanitäre Hilfe aus Amerika eingetroffen. Ich mußtenoch meinen Rentenausweis suchen. Olga ist so zerstreut, sie verlegt die Sachen ständig. Überhaupt verliert sie in letzter Zeit alles. Sogar Kleider und Unterwäsche. Ihnen als einer offiziellen Person kann ich es ja sagen, vor kurzem hat sie sogar ihren Büstenhalter verloren, ein gutes, fast neues Teil. Sie hat die ganze Wohnung durchwühlt und konnte ihn nicht finden.«
    »Verzeihen Sie, Iwetta Tichonowna, wir wollen doch lieber beim eigentlichen Thema bleiben. Also Sie mußten Ihren Rentenausweis suchen.«
    »Ja. Und ich fühlte mich gar nicht wohl, es fiel mir schwer ihn zu finden. Ich fragte, ob ich ihm die Daten, die im Ausweis stehen, nicht einfach alle sagen kann. Ich weiß sie auswendig. Aber er sagt, das geht leider nicht. Er braucht auch noch andere Dokumente – die Todesurkunden, beide, von Marina und von Nikolai. Und er schlug mir sehr höflich vor, sagen Sie mir doch, wo das alles liegen kann, und ich sehe selber nach. Ich habe mir weiter keine Sorgen gemacht, denn die Papiere lagen gut sichtbar gleich vorn, wenn man die Schublade aufzieht, und die Pistole ganz hinten in einer Schachtel.«
    »Haben Sie die Schublade kontrolliert, nachdem dieser junge Mann gegangen war?«
    »Nein. Das ist mir erst später eingefallen, als ich erfahren habe, daß Olga unter Mordverdacht steht. Da habe ich gedacht: wahrscheinlich wegen dieser Pistole. Und sofort fiel mir wieder ein, wie Petrow die Schublade geöffnet hat.«
    »Und nachher, nach dem fünften September, war da noch einmal ein Fremder bei Ihnen und hat die Schublade geöffnet?«
    »Nein, niemand. Nur Sie. Jemand war noch bei Olga, gleich nach Ihnen. Ich habe ihn flüchtig gesehen, wie er in der Küche saß, aber ins Zimmer ist er nicht gekommen. So ein dicker, seriös aussehender Mann.«
    »Hat Olga selbst in den letzten Tagen in Ihrer Gegenwartdie Schublade geöffnet? Hat sie die Schachtel mit der Pistole in die Hand genommen?«
    »Ich erinnere mich nicht. Sie sitzt oft an diesem Tisch und arbeitet, da achte ich nicht drauf, welche Schubladen sie aufzieht. Bei Petrow habe ich aufgepaßt, er war ja ein Fremder. Aber wozu sollte ich meine eigene Enkelin überwachen? Sagen Sie, haben Sie zufällig etwas Obst dabei?«
    »Leider nein.«
    »Oder überhaupt irgend etwas zu essen? Wenigstens ein Brötchen oder Schokolade? Ich muß unbedingt gut zu essen haben. Hier bekomme ich nicht genug. Olga muß sobald wie möglich entlassen werden. Sagen Sie ihr, sie soll mir sofort etwas zu essen mitbringen, wenn sie mich abholt. Etwas Süßes, Schokolade oder Waffeln, die mit der rosa Füllung. Sie weiß schon, welche.«
    »Gut«, sagte Kusmenko, »ich richte es aus.«
    Er brachte die Guskowa zurück ins Krankenhaus, übergab sie der diensthabenden Krankenschwester, lief dann zum nächsten Kiosk, kaufte eine große Tafel Schokolade, zwei Packungen Waffeln, eine Flasche Orangensaft, kehrte zum Krankenhaus zurück und gab alles für die Guskowa ab.
    ***
    »Wir hatten uns mal wieder gestritten, aber nicht sehr heftig. Ich bin immer hinter ihr her gelaufen, durch die

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