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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Untersuchungsführer Tschernow Major Kusmenko. »Na schön, die Bar ›Zum Weißen Kaninchen‹, das verstehe ich, das mußte man überprüfen. Aber wieso warst du bei der Alten in der Klapsmühle?«
    »Das mußte ich auch überprüfen«, erwiderte Kusmenko matt.
    »Na, und was hat’s gebracht?« Tschernow grinste spöttisch. »Du bist mir ein Gewissenhafter … Hast du noch nicht genug aussichtslose Fälle?«
    »Hör schon auf«, wehrte Kusmenko ab, »das weiß ich alles selber. Aber mit der Alten mußte ich wirklich sprechen. Übrigens ist sie gar nicht so verrückt, wie es scheint. Was sie über das Foto in dem Boulevardblättchen ›Kiss‹ gesagt hat, stimmte genau. Ich hab’s mir rausgesucht. Die Oma hatte den Artikel fast wortwörtlich im Kopf. Mit ihrem Gedächtnis ist also alles in Ordnung.«
    »Und was folgt daraus? Selbst wenn sie sich diesen Burschen mit der Ledermütze nicht ausgedacht hat, selbst wenn er die Schublade, in der die Pistole lag, geöffnet hat –trotzdem hat sie nicht gesehen, daß er sie genommen hat. Und wer soll sie später wieder zurückgelegt haben? Ja, wenn du diesen Petrow selber ausfindig machen und ihm das Messer an die Kehle setzen könntest, wenn du irgendeine direkte Verbindung zu Täuberich oder zu dem spurlos verschwundenen Fürst Nodar entdecken würdest, dann … A propos, gibt es in dieser Sache was Neues?«
    »Nichts. Totenstille. Das Täubchen ist nach Sotschi in den Herbsturlaub geflogen. Da hat es eine eigene Villa. Vom Fürsten keine Spur. Und was diesen Petrow betrifft – auch da war ich nicht faul, habe mich mit allen möglichen Fonds und Komitees in Verbindung gesetzt, die theoretisch solche Unterstützungen verteilen könnten.«
    »Und natürlich ist alles ein Bluff. Humanitäre Hilfe aus Amerika ist schon lange nicht mehr eingetroffen, und Jungs in Lederkäppis und mit roten Büchlein pilgern auch nicht von Wohnung zu Wohnung.«
    »Genau«, sagte Kusmenko, »so ist es. Aber überleg mal, wer hatte das alles nötig – Geld auszugeben, Lebensmittel zu kaufen und zu übergeschnappten Omas zu gehen? Und das rote Büchlein mußte man ja auch im voraus anfertigen. Soviel Aufwand! Wozu?«
    »Bist du ganz sicher, daß die Alte diese rührende Geschichte nicht von A bis Z erfunden hat? Sie will schließlich nach Hause, und da hat sie sich einfach ein Alibi für ihre Enkelin ausgedacht.«
    »Zu viele Einzelheiten.« Kusmenko lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. »Eine so lebhafte Phantasie hat die Oma nicht, um sich so viele Details auszudenken. Und außerdem, wenn sie lügen würde, dann würde sie garantiert sagen, sie hätte mit eigenen Augen gesehen, wie die Pistole herausgenommen wurde.«
    »Weißt du«, sagte Tschernow nachdenklich, »ich habe das Gefühl, wir dreschen hier leeres Stroh. Im Prinzip können wir die Sache mit reinem Gewissen ans Gericht geben.«
    »Wirklich?« Kusmenko kniff die Augen zusammen. »Bist du hundertprozentig überzeugt, daß die Guskowa Kalaschnikow erschossen hat?«
    »Nein. Aber nicht, weil es zu wenig Beweise gibt oder weil ich mir kein Bild von der Tat machen kann. Es ist nur einfach alles ein wenig ungewöhnlich und seltsam. Psychologisch will es einem nicht in den Kopf, daß ein Geschäftsmann und Casinobesitzer, der tief ins Banditenmilieu verstrickt ist, nicht von einem bezahlten Killer um die Ecke gebracht wird, den ein Konkurrent oder ein Gläubiger engagiert hat, sondern von der eigenen Geliebten. Andererseits, das Leben steckt voller Seltsamkeiten. Und es ist ja alles durchaus erklärbar und logisch. Sie hat bis zum letzten Moment nicht gewußt, daß sie schießen würde. Aber als sie gesehen hat, wie die beiden sich vor dem Haus umarmten, ist es mit ihr durchgegangen. Und gezielt hat sie höchstwahrscheinlich auf die Orlowa. Erstaunlich, daß sie überhaupt getroffen hat.«
    »Ja, erstaunlich. Jemand, der gar nicht richtig schießen kann, trifft wie ein Scharfschütze mit einem einzigen Schuß tödlich, allerdings, zugegeben, die falsche Person. Und dann rennt er in Panik zur Metro, fährt nach Hause, legt die Pistole zurück in die Schublade und lebt weiter, als wenn nichts gewesen wäre.«
    »Eben.« Tschernow nickte energisch. »Ich kann da keine Widersprüche sehen. Auf der einen Waagschale haben wir die Pistole, ein Motiv, das Fehlen eines Alibis und das Tagebuch des unglücklichen Grischetschkin. Und was ist auf der anderen? Das Gespräch mit der verrückten Alten? Irgendein unklares Gefühl, daß

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