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Club Noir - 1

Club Noir - 1

Titel: Club Noir - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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gehören.“
    „Danke.“ Krampfhaft lächelnd nahm sie die angebotene Tasse entgegen. „Das ist wirklich sehr nett. Der Tee wird helfen. Ganz bestimmt. Aber eigentlich geht es mir gar nicht schlecht. Ich bin nur etwas müde.“
    „Das sind nur die ersten Anzeichen einer Krankheit.“ Ermahnend hob die Dame den Zeigefinger. „Glauben Sie mir, Sie sollten sich besser ausruhen.“
    Jesse trank schweigend von der warmen Flüssigkeit. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, Madame Demier zu widersprechen. Allerdings würde sie auf keinen Fall ins Hotel gehen. Alleine dort zu sitzen und auf den Abend zu warten, erschien ihr noch weitaus qualvoller.
    Erst als sich der Arbeitstag dem Ende neigte, wurde Jesse ruhiger. Sie hatte sich in ihr kleines Büro zurückgezogen. Durch das Fenster beobachtete sie, wie sich die dunklen Wolken über den Horizont schoben. Der Abend hielt Einzug und somit würden sich auch die Pforten des „Club Noir“ wieder öffnen.
    Mit wildem Herzklopfen beendete Jesse ihren Dienst, verabschiedete sich von Madame Demier und trat hinaus auf die Straße. Ganz wohl war ihr nicht bei dem Gedanken, den merkwürdig düsteren Club aufzusuchen. Sie fragte sich zum wiederholten Male, wie Andrew nur so eng damit verbunden sein konnte. Tief in ihrem Inneren spürte sie, wie sehr sie diese Tatsache störte. Doch es änderte nichts an ihren verlangenden Gefühlen für ihn. Sie musste wieder in seiner Nähe sein, koste es, was es wolle!
    Ihre Schritte wurden schneller und hastiger, je näher sie ihrem Ziel kam. Sie konnte es nicht mehr erwarten, wäre am liebsten gelaufen. Erbarmungslos schlug ihr der Puls bis zum Hals. Er drohte ihr die Luft abzuschnüren. Schließlich bog sie in die Straße, die sie direkt zum „Club Noir“ führte. Halb wahnsinnig durch das Chaos ihrer Empfindungen trat sie ein.
    Leise, sanfte Musik strömte ihr in beruhigenden Wellen entgegen. Sogleich wurde sie deutlich ruhiger. Das Pochen in ihrem Kopf verschwand und machte freudiger Erwartung Platz.
    Der Abend war noch jung. Dementsprechend hielten sich bislang wenige Gäste in dem Innenraum auf. Suchend sah sich Jesse um. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie nach Andrew suchen sollte. Bevor sie jedoch weiter über den Aufenthaltsort von Andrew grübeln konnte, schob sich ein bekanntes Gesicht vor ihre Nase. Die schlanke Frau bestach durch ihre sinnlichen Bewegungen und durch ihr auffälliges rot schimmerndes Haar. An diesem Abend wirkte sie jedoch ungewöhnlich blass. Ihre Wangen schienen ein wenig eingefallen und die Augen lagen tief und müde in den Höhlen. Trotzdem grinste sie Jesse auffordernd an.
    „Schon wieder hier? Sie wollen wohl Stammgast werden?“
    „Genau wie Sie.“ Jesse ließ sich von den Blicken der Frau nicht einschüchtern. Zudem hatte sie kein Verlangen nach einem Gespräch. Die Rothaarige strahlte etwas Unsympathisches aus. Jesse wollte an ihr vorbei. Doch die langen Fingernägel der Frau bohrten sich schmerzhaft in ihre Schulter und hielten sie auf diese Weise zurück.
    „Au!“, fauchte Jesse, „sind Sie verrückt geworden?“
    „Nein.“ Das Gesicht der Rothaarigen verzog sich zu einer fürchterlichen Grimasse. Sie sah aus wie ein Geist und der sanfte Rauch, der durch die Räume strich, verstärkte diesen Eindruck noch.
    „Aber vielleicht werden Sie ja verrückt.“
    Grob befreite sich Jesse von der Hand auf ihrer Schulter. Die Frau jagte ihr Angst ein.
    „Lassen Sie mich in Ruhe!“
    Ein schallendes Lachen durchfuhr die Rothaarige und schüttelte ihren zerbrechlich wirkenden Körper. Sie fasste sich an die Kehle. Für einen Moment glaubte Jesse, die Frau würde an ihren eigenen Lauten ersticken. Dann kam sie jedoch wieder zur Ruhe. Sie gurrte wie ein Täubchen. Sie beugte sich leicht vor, als wollte sie Jesse ein Geheimnis ins Ohr flüstern.
    „Hast du dich denn noch gar nicht gefragt, warum dir dein geliebter Andrew nie bei Tageslicht begegnet?“
    Jesse schüttelte die aufkeimenden Bedenken ab. Sie wollte ganz einfach nicht daran glauben, dass mit Andrew irgendetwas nicht stimmte. Und am allerwenigsten würde sie es vor dieser Person zugeben. „Er leitet einen Nachtclub und braucht tagsüber seinen Schlaf – das ist alles“, wiegelte sie ab.
    Die Rothaarige lachte höhnisch.
    „Du machst es dir wirklich leicht. Aber warte nur ab! Und sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“
    „Wovor gewarnt?“
    „Das wirst du schon noch früh genug erfahren.“

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