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Coaching to go

Coaching to go

Titel: Coaching to go Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dasa Szekely
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gar nicht, und es kommt für beide zu keiner zufriedenstellenden Lösung. So wie hier, in dieser Unterhaltung beim Friseur:
    »Einmal Haare schneiden, bitte!«
    »Gern, der Herr! Wie darf ich sie denn schneiden?«
    »Ach, einfach alles ein paar Zentimeter kürzer.«
    »Wenn Sie mal schauen möchten, ist es so recht?«
    »Ja, aber an den Seiten noch kürzer.«
    »Warten Sie, ich halte die Schere mal hin … So?«
    »Ja, aber noch kürzer.«
    »So?«
    »Ja, aber nicht ganz so kurz.«
    »So?«
    »Ja, aber noch etwas weniger.«
    »So?«
    »Ja, aber etwas länger an den Seiten.«
    »So, dass es noch über die Ohren geht?«
    »Ja, aber nur ein bisschen.«
    »So?«
    »Ja, aber noch weniger.«
    »So?«
    »Ja, aber nicht, dass sie dann hinten viel länger sind.«
    »So?«
    »Ja, aber ein bisschen länger lassen.«
    »So?«
    »Ja, aber …«
    Das ist natürlich jetzt übertrieben dargestellt, aber es macht Folgendes deutlich: Auf diese Weise wird der gute Mann seine Haare nie geschnitten bekommen. Der Friseur wird womöglich irgendwann ausflippen, aber wahrscheinlich wird er – ganz Dienstleister – die Contenance behalten (und innerlich schnauben).
    Fest steht: Am Ende sind beide zermürbt und erschöpft von der vielen Arbeit – und nichts ist geschehen. Blättern Sie doch mal ein paar Seiten zurück: Was hätten die beiden anders machen können?

    13. Keine Ahnung!

    Fragen Sie mich einmal, wie viele Einwohner Bottrop hat – keine Ahnung! Ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen! Wirklich nicht. 3
    Mit »Keine Ahnung« ist es so eine Sache: Manchen Menschen rutscht es schneller heraus als anderen. Und um die soll es hier gehen. Also um die, die sehr oft meinen, nichts meinen zu können oder zu dürfen. Vielleicht kennen Sie so jemanden? Oder kennen es von sich selbst? Beobachten Sie doch mal, wie oft Sie »Keine Ahnung« sagen, ohne vorher zu prüfen, ob Sie vielleicht doch eine haben könnten – oder vielleicht sogar mehr als nur eine Ahnung.
    Ich habe diese Redensart hier aufgenommen, weil sie mir zuzunehmen scheint. Es begegnet mir immer häufiger, dass jemand mal so eben »Keine Ahnung« sagt. Wie eine Art vorschnelles Achselzucken.
    »Was machst du morgen?«
    »Keine Ahnung!«
    »Gehst du am Samstag zu Claudia?«
    »Keine Ahnung!«
    »Meinst du, wir sollten eine Paartherapie machen?«
    »Keine Ahnung!«
    Was ist hier passiert? Da stellt jemand eine Frage. Er möchte etwas wissen. Er geht davon aus, dass der andere dazu etwas zu sagen hat, sonst würde er nicht fragen. Aber der andere weiß es nicht. Was ist dessen Botschaft? Vielleicht so etwas wie: »Ich hab’ keine Ahnung, was ich morgen mache, ich habe mir noch keine Gedanken gemacht und ich habe auch keine Lust dazu, und dir kann es doch auch egal sein, mir ist es schließlich auch egal, sonst würde ich ja etwas sagen. Also lass’ mich in Ruhe!«
    Gut, das mag jetzt auch ein wenig überspitzt sein, aber dadurch wird klarer, warum Keine Ahnung manchmal ziemlich daneben ist – oder sogar verletzend.
    Warum? Jede Form von Kommunikation ist auch ein Austausch auf der Beziehungsebene. Wenn wir jemanden ansprechen, machen wir ihm ein Beziehungsangebot: »Hallo Achim, ich möchte gern kurz mal mit dir in Beziehung treten! Was machst du morgen?« Wenn Achim antwortet, er habe keine Ahnung, signalisiert er dem anderen Desinteresse – an sich selbst und seinem Gegenüber.
    Nun leben wir in Zeiten, in denen jeder im Schnitt drei Kleingeräte besitzt, mit denen er in letzter Sekunde Verabredungen absagen oder neue ausmachen kann. Will sagen: Verbindlichkeit ist vom Aussterben bedroht (ja, Sie lesen zwischen den Zeilen mein Bedauern darüber), und so mag es in diesem Falle völlig harmlos sein, bis auf Weiteres keine Ahnung zu haben. Da lässt sich Achim einfach ein, zwei Türchen offen. (Ein bisschen wie an Silvester, da ist es mittlerweile ja schon fast Usus, bis zum 31. um kurz vor 20 Uhr noch keine Ahnung zu haben, wie man den Abend gestalten wird.)
    Im Beispiel mit der Paartherapie allerdings bekommt die Sache dann eine größere Dimension: »Du, Hans, ich möchte mit dir in Beziehung treten: Meinst du, wir sollten einmal eine Paartherapie machen?« – »Keine Ahnung = Mir doch egal = Beziehungsangebot abgelehnt.« Autsch!
    Überall da, wo zwei oder mehr Menschen eindeutig eine (längere) Beziehung haben, kann ein anderer nicht keine Ahnung haben, wenn es um die Beziehung geht, schließlich ist er Teil der Beziehung! Überall da ist »Keine Ahnung« eine Verletzung

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