Coaching to go
sagen, es hat etwas ausprobiert, was es vorher offenbar nicht (so oft) gemacht hat. Deshalb wäre es natürlich auch unangemessen, ihm die Klötzchen wegzunehmen. Im Gegenteil: Würden Sie den Kleinen nicht sogar eher noch ermutigen, es noch einmal zu versuchen?
Ziemlich sicher wird es ihm dann irgendwann gelingen! Die meisten von uns können jedenfalls mittlerweile prima Türmchen bauen – dank der Fehlertoleranz unserer Bezugspersonen und deren Wissen darum, dass der Versuch zum Lernen gehört – und der Irrtum zu beidem.
Manche Fehler sind schlicht Experimente!
Je größer die Fehlertoleranz, desto größer die Motivation, es weiter zu versuchen, und umso wahrscheinlicher ist der Lernerfolg.
So, genug der Kleinkinder – wenden wir uns den jungen Erwachsenen zu, die sind zwar schon groß, aber auch jene brauchen noch jede Menge Fehlertoleranz! Da kenne ich mich aus, denn ich bin Dozentin an der Hochschule für Gestaltung, wo ich »Konzeptionelles Texten« unterrichte. Aus obigem Grund ist es meinen Studenten strengstens untersagt, keine Fehler zu machen. Ich freue mich, wenn sie etwas ausprobieren! Würden sie das nicht tun, würden sie das Gleiche wieder und wieder tun, dann wäre meine Anwesenheit obsolet, und wir würden alle vor Langeweile eingehen.
Überhaupt wäre das ganze Bildungssystem ohne Fehlertoleranz ein Widerspruch in sich. Schüler sollen lernen, dazu müssen sie Fehler machen. Ein Widerspruch ist es allerdings, dass sie ausgerechnet dafür mit schlechten Noten bestraft werden. Aber das ist eine andere Geschichte. Also: Wenn Sie etwas lernen möchten, machen Sie bitte jede Menge Fehler! Achten Sie aber bitte darauf, ob Ihr Umfeld fehlertolerant ist. Wenn nicht, lesen Sie ihm dieses Kapitel vor!
Alles Neue ist fehleranfällig!
Keinen Fehler zulassen würde bedeuten, immer wieder das Gleiche zu reproduzieren. Ob es dann Flugzeuge gäbe …?
Und? Fühlen Sie bereits ein wenig Milde in sich aufsteigen? Habe ich Sie erfolgreich daran erinnert, dass Sie ein Wesen sind, das Fehler machen muss, um zu wachsen? Habe ich Sie erfolgreich daran erinnert, dass Sie nur ein Mensch sind?
Oder denken Sie immer noch, dass Sie völlig fehlerfrei durchs Leben gehen müssten?
Wenn das so ist, habe ich noch ein Ass im Ärmel:
Wer von sich denkt, es sei ihm möglich, keinen Fehler zu machen, ist im Grunde größenwahnsinnig! Denn der erwartet etwas von sich, was nicht menschenmöglich ist: Fehlerfrei – das gibt es nicht! Das können Sie gern allen sagen, die es lieben, Sie pedantisch auf Ihre Fehler hinzuweisen.
Ich weise Sie jetzt zum Schluss noch einmal pedantisch drauf hin, dass nicht jeder Fehler ein Fehler ist. Ich würde Sie gern einladen, es präziser zu benennen. So sollte es Ihnen leichter fallen, die Peitsche im Schrank zu lassen.
Mit der folgenden »Fehlerwort-Sammlung« finden Sie leichter das passendere Wort für das, was in Ihrem inneren Bewertungssystem den Fehleralarm ausgelöst hat:
Präzision, bitte! War Ihr Fehler ein Fehler oder … ?
Suchen Sie sich ein Wort aus, das Ihrer Meinung nach passt. Dieses Wort wird Ihnen mehr über sich und die Situation sagen – lassen Sie es ausreden!
Ausfall, Ausrutscher, Begriffsstutzigkeit, Blödsinnigkeit, Defekt, Denkfehler, Dummheit, Entgleisung, falsche Erwartung, Fauxpas, Fehleinschätzung, Fehldeutung, Fehlgriff, Fehlleistung, Fehltritt, Fehlschluss, Frechheit, Ignoranz, Impertinenz, Inkorrektheit, Irrtum, Lapsus, Macke, Mangel, Manko, Milchmädchenrechnung, Missgriff, Missverständnis, Nachteil, Nichtwissen, Panne, Patzer, Pflichtverletzung, Schaden, Schattenseite, schwache Stelle, Schwäche, schlechtes Benehmen, schlechte Angewohnheit, Übertretung, Unbedarftheit, Unbegabtheit, Ungeschick, Unkenntnis, Unrecht, unschönes Betragen, Unsitte, Untugend, Unvernunft, Unverstand, Unvollkommenheit, Verkennung, Verwechslung, Versehen, Verstoß, Vergehen, Versagen, Zuwiderhandlung …
Am besten, Sie kopieren sich diese Liste und tragen Sie immer bei sich. Falls Sie einmal einen Fehler machen …
12. Ja, aber …
»Ja« ist ein Wort der Zustimmung.
»Aber« ist ein Wort der Einschränkung.
»Ja, aber« ist demzufolge eine Zustimmung, die gleich darauf eingeschränkt w ird.
Bitte lauschen Sie folgender Unterhaltung und beobachten Sie dabei, was in Ihnen vorgeht:
A:»Ich bin total gestresst, weiß nicht, wo mir der Kopf steht … Ich brauche dringend Urlaub!!«
B: »Fahr doch jetzt ein paar Tage weg! Ist gerade eine gute Zeit dafür,
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