Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
auch gegen al-Qaida. Was davon durchgesickert ist, war nur die Spitze des Eisbergs.«
»Premierminister, was genau wollen die Cousins denn von uns?«, fragte der Chef des Verteidigungsstabs.
»Nach allem, was ich vom Präsidenten gehört habe, wollen sie nachrichtendienstliche Informationen, Beratung und unser Know-how in Bezug auf verdeckte Operationen«, antwortete der Premier.
Die Diskussion nahm ihren Lauf; es gab viele Fragen und wenige Antworten.
»Und was wollen Sie von uns, Premierminister?« Das kam vom Chef des Verteidigungsstabs.
»Ihren Rat, Gentlemen. Ist es durchführbar, und sollten wir mitmachen?«
Die drei Soldaten nickten als Erste. Dann der Geheimdienst. Schließlich auch der Kabinettssekretär. Ihm persönlich war so etwas zuwider. Wenn ihnen die Sache um die Ohren fliegen sollte …
Noch am selben Tag, nachdem Washington informiert worden war und der Premierminister seinen Gästen einen Roastbeef-Lunch hatte servieren lassen, kam die Antwort aus dem Weißen Haus. Sie lautete: »Gut, Sie an Bord zu haben.« Man bat darum, einen Abgesandten nach London schicken zu dürfen, um anfängliche Hilfe in Form von wechselseitigen Ratschlägen auszutauschen, und das war vorläufig alles. Die übermittelte Nachricht enthielt ein Foto. Beim Portwein nach dem Lunch machte auch dieses Foto die Runde.
Es zeigte eine ehemalige Tunnelratte namens Cal Dexter.
Während sich in der kolumbianischen Wildnis und in den Obstgärten von Buckinghamshire Männer miteinander berieten, war der Mann mit dem Codenamen Cobra in Washington aktiv gewesen. Wie der Chief des SAS auf der anderen Seite des Atlantiks zerbrach auch er sich den Kopf über eine plausible Tarngeschichte.
Er gründete eine Nothilfeorganisation für Flüchtlinge aus der Dritten Welt und unterschrieb in ihrem Namen einen langfristigen Mietvertrag für ein schäbiges, obskures Lagerhaus in Anacostia, ein paar Blocks weit von Fort McNair entfernt. Im obersten Stockwerk sollte das Büro eingerichtet werden, und in den Etagen darunter würde man Secondhand-Kleidung, Flugblätter, Segeltuchplanen, Wolldecken und Zelte lagern.
In Wahrheit würde es wenig Büroarbeit im traditionellen Sinne geben. Paul Devereaux hatte jahrelang dagegen gewettert, dass sich die CIA von einer beinharten Spionageorganisation zu einer gigantischen Bürokratie entwickelte. Er verabscheute jede Bürokratie, aber was er haben wollte und auf jeden Fall bekommen würde, war eine Kommunikationszentrale, die es mit jeder anderen aufnehmen konnte.
Sein nächster Rekrut nach Cal Dexter war Jeremy Bishop, pensioniert wie er selbst, aber einer der brillantesten Kommunikations- und Computerexperten, die je in Fort Meade, Maryland, dem Hauptquartier der National Security Agency, gedient hatten, in diesem gewaltigen Komplex voller Lauschtechnik, bekannt als »Puzzle Palace«.
Bishop machte sich daran, eine Kommunikationszentrale zu entwerfen, in die per Präsidentenorder jede noch so kleine Information über Kolumbien und Kokain, die von dreizehn Nachrichtendiensten erfasst wurde, weitergeleitet werden würde. Hierzu war eine zweite Tarngeschichte erforderlich. Den anderen Diensten wurde mitgeteilt, das Oval Office habe einen ultimativen Bericht über den Kokainhandel in Auftrag gegeben, und ihre Mitarbeit sei dabei unerlässlich. Die Dienste murrten, aber sie fügten sich. Noch ein Thinktank. Noch ein zwanzigbändiger Bericht, den kein Mensch je lesen würde. Nichts Neues also.
Dann das Geld. Damals, in der Sowjet-Osteuropa-Abteilung der CIA , hatte Devereaux Benedict Forbes kennengelernt, einen ehemaligen Wall-Street-Banker, der für eine spezielle Operation der Company zugewiesen worden war. Forbes hatte festgestellt, dass es dort aufregender war, als zu versuchen, die Menschen vor Bernie Madoff zu warnen, und war geblieben. Das war im Kalten Krieg gewesen. Auch er war inzwischen im Ruhestand, aber er hatte noch nichts vergessen.
Seine Spezialität waren geheime Konten gewesen. Geheimagenten einzusetzen ist nicht billig. Man zahlt Spesen, Gehälter, Boni, Einkäufe, Schmiergelder. Zu diesem Zweck muss Geld so deponiert werden, dass die eigenen wie auch ausländische Agenten es abheben können. Solche Depots erfordern geheime Identifikationscodes, und auf diesem Gebiet war Forbes ein Genie. Niemand schaffte es jemals, seine kleinen Sparschweinchen aufzuspüren, und der KGB hatte sich wirklich die allergrößte Mühe gegeben. Im Allgemeinen führt die Spur des Geldes zum
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