Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
ausdruckslosen dunklen Augen ließen ahnen, dass in diesem kleinen Körper ein psychopathischer Sadist steckte.
Der Don begrüßte ihn mit einem förmlichen Nicken und einem schmalen Lächeln. Die Hand schüttelte er ihm nicht. Er wusste, dass der Mann, der von der Unterwelt nur »El Animal« genannt wurde, mit dieser Hand einmal einem Mann bei lebendigem Leibe die Eingeweide herausgerissen und auf ein Kohlebecken geworfen hatte. Der Don war nicht sicher, ob sich Valdez danach die Hände gewaschen hatte, und der Don war heikel. Aber wenn er den Namen Suarez in eins dieser kleinen Ohren flüsterte, würde El Animal tun, was getan werden musste.
Das Essen war köstlich, der Wein alt, die Diskussion hitzig. Alfredo Suarez konnte sich durchsetzen. Seine Philosophie der großen Lieferungen machte das Leben leichter – für den Vertrieb, für die hilfreichen Beamten im Ausland und für die Geldwäscherei. Diese drei Argumente gaben schließlich den Ausschlag. Suarez verließ die Hazienda lebendig. Der Vollstrecker war enttäuscht.
Der britische Premierminister konferierte an diesem Wochenende mit »seinen Leuten«, wiederum in Chequers. Der Berrigan-Report machte die Runde und wurde schweigend gelesen, und dann folgte das kürzere Schriftstück mit den For derungen der Cobra. Schließlich war es Zeit für Meinungs äußerungen.
An dem Tisch im eleganten Speisezimmer, das auch für Konferenzen benutzt wurde, saß der Kabinettssekretär und Vorgesetzte aller Ministerialbeamten, dem man ohnehin keine größere Initiative verheimlichen konnte. Neben ihm saß der Chef des Secret Intelligence Service, in den Medien ungenau als MI6 bezeichnet, bei Vertrauten und Mitarbeitern allgemein als »Die Firma« bekannt.
Nachdem Sir John Scarlett, ein Kremlologe, in den Ruhestand gegangen war, gebührte die schlichte Bezeichnung »Chief« (niemals »Generaldirektor«) einem zweiten Arabisten, der fließend Arabisch und Pashto beherrschte und mehrere Jahre im Mittleren Osten und in Zentralasien verbracht hatte.
Drei Militärs waren außerdem anwesend: der Chef des Verteidigungsstabs, der später, falls es nötig sein sollte, den Generalstabschef (Army), den Luftwaffenstabschef und den Ersten Seelord informieren würde. Die beiden anderen waren der Director of Military Operations und der Director of Special Forces. Alle Anwesenden wussten, dass jeder der drei Militärs eine Zeit lang bei den Special Forces gedient hatte. Der junge Premierminister, der ranghöher, aber jünger als sie alle war, dachte sich: Wenn diese drei zusammen mit dem Chief nicht dafür sorgen können, dass ein unliebsamer Ausländer Probleme bekommt, dann kann es niemand.
Für die hauswirtschaftlichen Dienste ist in Chequers traditionell die Royal Air Force zuständig. Nachdem der RAF - Sergeant den Kaffee serviert hatte, konnte die Diskussion beginnen. Der Kabinettssekretär wandte sich zunächst den juristischen Implikationen zu.
»Wenn dieser Mann, der sich Cobra nennt, vorhat, die« – er brach ab und suchte nach dem richtigen Wort – »die Kampagne gegen den Kokainhandel auszuweiten, die schon jetzt mit zahlreichen Ermächtigungen ausgestattet ist, dann besteht die Gefahr, dass er uns ersuchen muss, gegen internationales Recht zu verstoßen.«
»Ich glaube, die Amerikaner kümmern sich bereits darum«, sagte der Premierminister. »Sie etikettieren Kokain um und behandeln es nicht mehr als Betäubungsmittel der Klasse A, sondern als Bedrohung der nationalen Sicherheit. Damit fallen das Kartell und jeder Schmuggler in die Kategorie von Terroristen. Innerhalb der Hoheitsgewässer der USA und Europas bleiben sie Gangster. Außerhalb werden sie zu Terroristen. Und in diesem Fall haben wir das Recht, zu tun, was wir sowieso tun und seit Nine Eleven getan haben.«
»Könnten wir diese Änderung auch vornehmen?«, fragte der Chef des Verteidigungsstabs.
»Das würden wir müssen«, erwiderte der Kabinettssekretär. »Und die Antwort ist Ja. Dazu ist eine Rechtsverordnung nötig, kein neues Gesetz. Das geht in aller Stille. Es sei denn, die Medien bekämen Wind davon. Oder die Krötenretter.«
»Folglich würden diejenigen, die darüber informiert wären, auf eine sehr kleine Gruppe beschränkt werden müssen«, sagte der Chief. »Und selbst dann würde man für jede Operation eine verdammt gute Tarngeschichte brauchen.«
»Wir haben jede Menge verdeckte Einsätze gegen die IRA durchgeführt«, warf der Director of Special Forces ein. »Und inzwischen
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