Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Militärmaschinen flugtüchtig zu erhalten. Für die südafrikanische Buccaneer hatte er sich schließlich entschieden, weil sie obskur war: Man würde sie für ein altes, ausgemustertes Museumsstück halten, das zu Ausstellungszwecken von hier nach da geflogen wurde.
Sie war einfach zu warten und so robust, dass sie nahezu unverwüstlich war. Und sie konnte endlose Stunden lang in der Luft bleiben.
Und während Guy Dawson sein Baby in sein Heimatland zurückflog, wussten nur Dexter und die Cobra, dass diese Buccaneer nicht in ein Museum gebracht wurde. Sie würde wieder in den Krieg ziehen.
Als Señor Julio Luz im Februar 2011 am Terminal vier auf dem Madrider Flughafen Barajas landete, war das Empfangskomitee ein bisschen größer als beim vorigen Mal.
Cal Dexter hielt sich bereits zusammen mit Inspektor Paco Ortega in der Halle auf und behielt unauffällig den Strom der Passagiere im Auge, der aus der Zollabfertigung kam. Sie standen an einem Zeitungsstand; Dexter hatte den Ankommenden den Rücken zugewandt, und Ortega blätterte in einer Illustrierten.
Jahre zuvor, nach seinem Militärdienst und nach seinem Jurastudium, als er bei der New Yorker Rechtshilfe gearbeitet hatte, war Dexter irgendwann aufgegangen, dass es wegen seiner vielen hispanischen »Klienten« nützlich sein könnte, Spanisch zu lernen. Also hatte er es getan. Ortega war beeindruckt. Man fand selten einen Yanqui, der anständiges Kastilisch sprach. So war es nicht nötig, dass er sich mit Englisch abplagte.
Ohne sich zu bewegen, murmelte er: »Das ist er.«
Dexter hatte keine Mühe, den Mann zu erkennen. Sein Kollege Bishop hatte ein Mitgliedsporträt aus dem Archiv der Anwaltsvereinigung Bogotá heruntergeladen.
Der Kolumbianer benahm sich wie bei seinem letzten Besuch. Er stieg in die Hotellimousine; seinen Attachékoffer behielt er bei sich, aber die Reisetasche durfte der Chauffeur im Kofferraum verstauen, und auf der Fahrt zur Plaza de las Cortes entspannte er sich. Der zivile Polizeiwagen überholte die Limousine, und Dexter, der schon vorher eingecheckt hatte, war als Erster am Hotel.
Er hatte ein Drei-Mann-Team nach Madrid mitgebracht, das er sich vom FBI ausgeborgt hatte. Das Bureau war neugierig gewesen, aber angesichts der Präsidentenorder waren Fragen und Einwände zwecklos gewesen. Ein Mitglied seines Teams konnte jede Schließanlage überwinden wie ein heißes Messer, das durch Butter drang. Und zwar schnell. Dexter hatte auf Schnelligkeit bestanden. Er hatte die Probleme beschrieben, auf die sie vielleicht stoßen würden, und der Schlossknacker hatte nur abschätzig die Achseln gezuckt. War das alles?
Der zweite Mann konnte Briefumschläge öffnen, den Inhalt in Sekundenschnelle scannen und den Umschlag unsichtbar wieder verschließen. Der dritte war als Aufpasser dabei. Sie wohnten nicht in der Villa Real, sondern zweihundert Meter weiter, per Handy ständig rufbereit.
Dexter war in der Lobby, als der Kolumbianer ankam. Er wusste, welches Zimmer der Anwalt bekommen würde, und hatte sich die Zugangswege angeschaut. Sie hatten Glück. Das Zimmer lag am Ende eines langen Korridors, der von den Aufzügen wegführte. Die Gefahr einer plötzlichen und unerwarteten Störung war hier gering.
Was das Beobachten einer Zielperson anging, so wusste Dexter schon seit Langem, dass ein Mann im Trenchcoat in der Ecke, der so tat, als lese er Zeitung, oder sinnlos im Eingang herumstand, so auffällig war wie ein Nashorn auf dem Pfarrhausrasen. Dexter versteckte sich lieber da, wo jeder ihn sehen konnte.
In einem knallbunten Hemd saß er vor einem Laptop und nahm mit zu lauter Stimme einen Anruf von einer Person entgegen, die er mit »Hasimausi« anredete. Luz warf ihm einen kurzen Blick zu, taxierte ihn und verlor das Interesse.
Der Mann war das reinste Metronom. Er checkte ein, ließ sich einen leichten Lunch auf sein Zimmer bringen und verbrachte dort eine ausgiebige Siesta. Um vier erschien er im Café East 47, bestellte eine Kanne Earl Grey und reservierte einen Tisch zum Abendessen. Die Tatsache, dass es in Madrid noch weitere erstklassige Restaurants gab und der Abend frisch, aber angenehm werden würde, schien ihm völlig zu entgehen.
Wenige Augenblicke später waren Dexter und sein Team im Korridor vor dem Zimmer des Anwalts. Der Aufpasser blieb bei den Fahrstühlen stehen. Wenn einer heraufkam und sich die Tür öffnete, gab er den Insassen zu verstehen, dass er nach unten fahren wollte. Alles lächelte höflich, und
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