Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
was sie tat. Sie wurde getäuscht. Das kommt ständig vor.«
»Das ist also gut«, warf der Kolumbianer ein.
»Gut ist, dass ich es glaube. Aber wenn ich sie vertreten soll, muss ich es glauben. Das Problem ist nur, ich bin weder der Richter noch die Jury, und ich bin erst recht nicht die DEA , das FBI oder der Staatsanwalt. Ein noch größeres Problem ist, dass dieser de Vega nicht nur verschwunden ist, sondern nicht einmal den Hauch eines Beweises für seine Existenz hinterlassen hat.«
Die Limousine der Kanzlei überquerte den East River, und Luz starrte düster in das graue Wasser.
»Aber de Vega hat nicht bei der Gepäckbeförderung gearbeitet«, protestierte Luz. »Es muss noch jemanden geben, jemanden in Madrid, der ihren Koffer geöffnet und das Paket hineingelegt hat.«
»Das wissen wir nicht.« Der Anwalt aus Manhattan seufzte. »Vielleicht war er auch der Gepäckarbeiter. Oder er hatte Zugang zum Gepäcktransport. Vielleicht ist er als Iberia-Mitarbeiter oder als Zollbeamter mit Zugangsberechtigung aufgetreten. Vielleicht war er sogar das eine oder das andere. Wie energisch werden die Madrider Behörden ihre kostbaren Mittel für den Versuch einsetzen, eine Person freizubekommen, die sie für eine mutmaßliche Rauschgiftschmugglerin halten und die überdies nicht einmal spanische Staatsbürgerin ist?«
Sie fuhren den East River Drive hinauf in Boseman Barrows persönliche Wohlfühlzone, nach Downtown Manhattan.
»Ich habe Geld«, rief Julio Luz. »Ich kann Privatdetektive auf beiden Seiten des Atlantiks engagieren. Koste es, was es wolle!«
Mr. Barrow strahlte seinen Begleiter an. Fast witterte er schon den Geruch eines neuen Flügels an seiner Villa in den Hamptons. Dieser Fall würde viele Monate in Anspruch nehmen.
»Wir haben ein sehr starkes Argument, Señor Luz. Es ist klar, dass der Sicherheitsapparat am Flughafen Madrid Mist gebaut hat.«
»Mist gebaut?«
»Er hat versagt. In diesen paranoiden Zeiten sollte jedes Gepäckstück, das in die USA fliegt, am Abflughafen geröntgt werden. Vor allem in Europa. Dazu gibt es bilaterale Vereinbarungen. Die Umrisse des Pakets hätten in Madrid entdeckt werden müssen. Und sie haben Spürhunde. Warum haben die Spürhunde nichts gemerkt? Das alles weist darauf hin, dass das Paket erst nach den üblichen Kontrollen hineingelegt wurde –«
»Dann können wir die Einstellung des Verfahrens beantragen?«
»– oder dass ein administratives Versagen vorliegt. Ich fürchte, die Einstellung des Verfahrens ist ausgeschlossen. Und was unsere Chancen vor Gericht angeht, so sind sie, wenn nicht noch dramatisches neues Beweismaterial zu Miss Arenals Gunsten auftaucht, eher nicht gut. Eine New Yorker Jury wird einfach nicht glauben, dass ein Patzer auf dem Madrider Flughafen unmöglich ist. Sie werden sich das bekannte Beweismaterial ansehen und nicht auf die Beteuerungen der Angeklagten hören. Ein Passagier aus Kolumbien – ausgerechnet. Sie nimmt den grünen Ausgang. Ein Kilo reines kolumbianisches Kokain. Tränenfluten. Ich fürchte, das ist sehr, sehr alltäglich. Und die Stadt New York hat schon sehr, sehr lange genug davon.«
Mr. Barrow versagte es sich, zu erwähnen, dass seine eigene Beteiligung auch nicht gut aussehen würde. Einkommensschwache New Yorker von der Sorte, die regelmäßig auf der Geschworenenbank landete, verbanden astronomische Geldbeträge mit dem Kokaingeschäft. Ein wirklich unschuldiges Muli hätte Barrows Honorar nicht aufgebracht, und man hätte es der Rechtshilfe überlassen. Aber es war unnötig, selbst dafür zu sorgen, dass ihm der Fall wieder aus der Hand genommen wurde.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Luz. Seine Eingeweide wollten zerfließen bei dem Gedanken, sich mit diesen Informationen noch einmal Roberto Cardenas und seinem vulkanischen Temperament auszusetzen.
»Na ja, sie wird bald vor dem für Brooklyn zuständigen Bundesgericht erscheinen. Der Richter wird keine Kaution gewähren. Das steht fest. Sie wird zur Untersuchungshaft in ein Bundesgefängnis in Upstate New York verlegt werden, bis zur Prozesseröffnung. In diesen Anstalten ist es nicht schön. Sie ist keine abgebrühte Straßengöre, sondern war auf einer Klosterschule, sagen Sie? O je. Dort gibt es aggressive Lesben. Es betrübt mich zutiefst, dass ich das sagen muss. Aber ich bezweifle, dass es in Kolumbien anders ist.«
Luz schlug die Hände vor das Gesicht.
» Dios mio «, murmelte er. »Wie lange wird sie dort sein?«
»Tja, mindestens
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