Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Lebensende. Holen Sie sie da heraus. Ich will sie wiederhaben.«
»Ja, natürlich. Wie ich schon sagte, ich bin nur eine kleine Schachfigur. Aber vielleicht gibt es einen Weg.«
»Reden Sie weiter.«
»Wenn die UDYCO in Madrid einen korrupten Gepäckarbeiter fände und wenn er eine umfassende und beeidigte Aussage machen und gestehen könnte, dass er hinter der Sicherheitskontrolle wahllos einen Koffer ausgewählt und das Kokain hineingelegt hat, damit es ein Kollege in New York wieder herausnehmen kann, dann könnte Ihr Anwalt eine Dringlichkeitsverhandlung beantragen. Für einen New Yorker Richter wäre es schwer, das Verfahren nicht einzustellen, denn das würde bedeuten, dass er unseren spanischen Freunden auf der anderen Seite des Atlantiks nicht glaubt. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies die einzige Möglichkeit ist.«
Von draußen kam ein leises Grollen, als zöge aus heiterem Himmel ein Gewitter auf.
»Dieser … Gepäckarbeiter. Sie könnten ihn finden und zu einem Geständnis zwingen?«
»Möglich. Das hängt von Ihnen ab, Señor Cardenas.«
Das Grollen wurde lauter und verwandelte sich in ein rhythmisches Knattern. Cardenas wiederholte seine Frage.
»Was wollen Sie, Gringo?«
»Ich glaube, das wissen wir beide. Sie wollen tauschen? Also. Das, was Sie haben, gegen Letizia.«
Er stand auf, warf eine kleine Karte auf den Teppich, ging durch die Verandatür hinaus und wandte sich nach links. Eine Stahlseilleiter schlängelte sich über die Dachkante und peitschte im Abwind hin und her.
Dexter lief zur Balustrade. Verdammt, ich bin zu alt für so was, dachte er und sprang auf die Leitersprossen. Durch das Dröhnen des Rotors spürte er, dass Cardenas hinter ihm auf die Veranda kam. Dexter wartete auf die Kugel, die ihn in den Rücken traf, aber sie kam nicht. Jedenfalls nicht rechtzeitig. Falls Cardenas feuerte, hörte Cal es nicht. Die Sprossen schnitten in seine Handflächen, der Mann über ihm lehnte sich zurück, und der Blackhawk schoss in den Himmel wie eine Rakete.
Sekunden später sank Dexter auf den Sandstrand gleich hinter dem Santa Clara herunter. Der Blackhawk setzte auf, und zwei oder drei Leute, die mit ihren Hunden unterwegs waren, starrten verblüfft. Dexter sprang geduckt durch die Besatzungsluke hinein, und der Hubschrauber stieg sofort wieder auf. Zwanzig Minuten später war er auf dem Stützpunkt.
Don Diego Esteban hielt sich etwas darauf zugute, dass er die Hermandad führte wie einen der erfolgreichsten Konzerne auf dem Planeten, und tat gern so, als läge die Führung beim Vorstand und nicht bei ihm allein, obwohl das offenkundig nicht stimmte. Obgleich es für seine Kollegen jedes Mal mit großen Unannehmlichkeiten verbunden war, zwei Tage darauf zu verwenden, die Agenten abzuschütteln, die sie im Auftrag von Colonel Dos Rios beschatteten, bestand der Don darauf, dass in jedem Quartal eine Sitzung stattfand.
Er war es gewohnt, ausschließlich durch seinen persönlichen Abgesandten die Hazienda bekannt zu geben, auf der das Konklave stattfinden würde – eine der fünfzehn Haziendas, die er besaß –, und von seinen Kollegen erwartete er, dass sie ohne Beschatter dort eintrafen. Die Tage eines Pablo Escobar, in denen die halbe Polizei vom Kartell geschmiert worden war, waren längst vorbei. Colonel Dos Rios war ein unbestechlicher Kampfhund, und der Don respektierte und hasste ihn deswegen.
Die Sommersitzung ließ er immer Ende Juni stattfinden. Sechs seiner Kollegen rief er zusammen und verzichtete nur auf den Vollstrecker Paco Valdez, »El Animal«, denn der wurde bloß herbeibeordert, wenn interne Disziplinarangelegenheiten zu regeln waren. Diesmal war das nicht der Fall.
Beifällig hörte sich der Don die Berichte über Produktionssteigerungen und gleichbleibende Preise bei den Bauern an. Der Produktionschef Emilio Sanchez versicherte ihm, man könne genug Pasta herstellen und kaufen, um den Bedarf auch anderer Zweige des Kartells zu erfüllen.
Rodrigo Perez konnte ihm bestätigen, dass interne Diebereien vor dem Export der Ware auf ein Minimum reduziert werden konnten, nachdem ein paar schreckliche Exempel an Leuten statuiert worden waren, die geglaubt hatten, sie könnten das Kartell betrügen. Die Privatarmee, die hauptsächlich aus der im Dschungel lebenden früheren Terroristengruppe FARC bestand, war in bester Ordnung.
Don Diego spielte den wohlwollenden Gastgeber und schenkte Perez eigenhändig Wein nach, was eine außerge wöhnliche Ehrenbezeugung
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