Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
wir zwölf Tonnen verloren. Und den Einsatz von Mulis, die jeweils nur ein Kilo transportieren, reduziere ich weiter. Ich konzentriere mich pro Zielkontinent auf hundert Transporte von durchschnittlich jeweils drei Tonnen. Ich garantiere Ihnen, Don, dass ich zuverlässig dreihundert Tonnen pro Kontinent ausliefern kann, und zwar nach einem theoretischen Verlust von zehn Prozent durch Beschlagnahmung und fünf Prozent durch Transportschäden auf See. Das entspricht bei Weitem nicht der Fünfundzwanzig-Prozent-Marge, die Emilio zwischen achthundert Tonnen Ware und sechshundert Tonnen Auslieferung ansetzt.«
»Das kannst du garantieren?«, fragte der Don.
»Ja, Don Diego. Ich glaube, das kann ich.«
»Dann werden wir dich beim Wort nehmen«, murmelte der Don. Im Raum wurde es kalt. Mit seiner Großsprecherei hatte sich der kriecherische Alfredo Suarez in Lebensgefahr gebracht. Der Don akzeptierte kein Versagen. Jetzt erhob er sich strahlend.
»Bitte, meine Freunde, das Essen wartet.«
Der kleine gepolsterte Umschlag sah nicht besonders eindrucksvoll aus. Er war per Einschreiben an eine einmalig nutzbare sichere Adresse zugestellt worden. Diese hatte auf der Karte gestanden, die Cal Dexter im Hotel auf den Boden geworfen hatte. Der Umschlag enthielt einen Memorystick. Cal ging damit zu Jeremy Bishop.
»Was ist da drauf?«, fragte der Computerhexer.
»Ich hätte ihn nicht hergebracht, wenn ich das wüsste.«
Bishop zog die Stirn kraus.
»Sie meinen, Sie können ihn nicht in Ihren eigenen Laptop schieben?«
Dexter war ein wenig verlegen. Vieles von dem, was er konnte, hätte Bishop auf die Intensivstation gebracht, aber auf dem Gebiet der Cybertechnologie besaß Dexter nicht einmal die grundlegendsten Kenntnisse. Er sah zu, wie Bishop etwas durchführte, was für den Computerexperten eine Kindergartenaufgabe war.
»Namen«, sagte Bishop schließlich. »Reihenweise Namen, hauptsächlich ausländische. Städte – Flughäfen, Seehäfen, Docks. Titel – anscheinend so etwas wie Beamte. Und Bankkonten. Kontonummern und Einzahlungen. Wer sind diese Leute?«
»Drucken Sie’s mir einfach aus. Ja, in Schwarzweiß. Auf Papier. Haben Sie Nachsicht mit einem alten Mann.«
Er ging zu einem Telefon, von dem er wusste, dass es ultrasicher war, und wählte eine Nummer in der Altstadt von Alexandria. Die Cobra meldete sich.
»Ich habe die Rattenliste«, sagte Dexter.
Jonathan Silver rief Paul Devereaux am selben Abend an. Der Stabschef war nicht gut gelaunt, aber für seine gute Laune war er auch nicht bekannt.
»Sie hatten jetzt Ihre neun Monate«, fauchte er. »Wann können wir damit rechnen, dass etwas geschieht?«
»Wie schön, dass Sie anrufen«, sagte die Stimme aus Alexandria. Sie klang kultiviert und enthielt eine Andeutung von Bostoner Genäsel. »Und ein so glücklicher Zufall. Am nächsten Montag geht es nämlich los.«
»Und was werden wir da sehen?«
»Zunächst gar nichts«, sagte die Cobra.
»Und dann?«
»Mein lieber Kollege, es würde mir nicht im Traum einfallen, Ihnen die Überraschung zu verderben.« Und damit legte die Cobra auf.
Im Westflügel saß der Stabschef und starrte den summenden Telefonhörer an.
»Er hat einfach aufgelegt«, sagte er fassungslos. »Schon wieder.«
DRITTER TEIL
ZUSCHNAPPEN
ZEHN
Die erste Beute wurde zufällig vom britischen Special Boat Service sichergestellt; er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Kurz nachdem die Cobra die Jagdsaison eröffnet hatte, erfasste Global Hawk Sam ein geheimnisvolles Schiff tief unter ihm auf dem Meer und nannte es »Unbekannt eins«. Das Blickfeld des Weitwinkel-Televisionsscanners verengte sich, als Sam auf 20 000 Fuß sank, immer noch unsichtbar und unhörbar.
»Unbekannt Eins« war eindeutig nicht groß genug für ein Linienschiff oder einen bei Lloyd’s registrierten Frachter. Vielleicht war es ein sehr kleines Handelsschiff oder ein Küstenmotorschiff, aber es war meilenweit von jeder Küste entfernt. Vielleicht handelte es sich auch um eine private Yacht oder einen Fischtrawler. Was immer es war, »Unbekannt eins« hatte den 55. Längengrad passiert und befand sich auf Afrikakurs. Und das Schiff benahm sich sonderbar.
Es fuhr die Nacht hindurch und verschwand dann. Das konnte nur bedeuten, dass bei Sonnenaufgang die Maschinen abgeschaltet wurden und dass die Crew eine wasserblaue Persenning über das Schiff zog und es den ganzen Tag ohne Fahrt dümpeln ließ, wodurch es von oben praktisch nicht zu erkennen war. Bei
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