Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
optimistischeren Namen gab es auf dem ganzen Meer nicht. Tatsächlich war sie ein Fischtrawler, rostig, fleckig, hundert Fuß lang und nach Fisch stinkend. Und das war der Sinn der Sache. Eine Tonne Kokain in mit Tauen verschnürten Ballen lagerte unter den faulenden Fischen.
Der Kapitän versuchte durch Anwerfen der Maschinen die Initiative zu ergreifen. Der Hubschrauber schwenkte zur Seite und senkte sich herab, bis er querab schwebte, zehn Fuß über dem Wasser, dreißig Meter neben der Belleza del Mar . Aus dieser Entfernung hätte der Scharfschütze dem Kapitän ganz nach Belieben das rechte oder das linke Ohr abschießen können.
» Paré los motores «, dröhnte eine Stimme aus dem Lautsprecher des Little Bird. »Stellen Sie die Maschine ab.« Der Kapitän gehorchte. Im Knattern des Hubschraubers konnte er sie nicht hören, aber er sah die Gischtfahne der beiden herankommenden Schnellboote.
Auch das war unerklärlich. Sie waren viele Meilen weit vom Land entfernt. Wo zum Teufel war das Kriegsschiff? Aber an den Männern, die sich aus den RIB s ergossen, nachdem sie dröhnend längsseits gingen, war nichts Unverständliches. Sie schleuderten ihre Enterhaken über die Reling, machten fest und kletterten an Bord.
Sie waren jung, schwarz gekleidet, maskiert, bewaffnet und fit. Der Kapitän hatte sieben Mann Besatzung und sonst nichts. Die Anweisung, keinen Widerstand zu leisten, war klug. Sie hätten nur ein paar Sekunden durchgehalten. Zwei der Männer kamen auf ihn zu, die übrigen hielten die Mannschaft in Schach, die mit erhobenen Händen dastand. Einer der Männer schien das Kommando zu haben, aber er sprach nur Englisch, und der zweite dolmetschte. Keiner nahm die schwarze Maske ab.
»Kapitän, wir glauben, dass Sie illegale Substanzen mit sich führen. Rauschgift, genau gesagt, Kokain. Wir werden Ihr Schiff durchsuchen.«
»Das ist nicht wahr, ich transportiere nur Fisch. Und Sie haben nicht das Recht, mein Schiff zu durchsuchen. Das ist ein Verstoß gegen das Seerecht. Piraterie!«
Man hatte ihm aufgetragen, das zu sagen. Doch leider war dieser juristische Rat nicht so klug wie der, möglichst am Leben zu bleiben. Vom CRIJICA hatte er noch nie gehört, und wenn doch, so hätte er es nicht verstanden.
Aber Major Ben Pickering war völlig im Recht. Das 1990 erlassene Gesetz zur Internationalen Zusammenarbeit in der Strafjustiz, offiziell bezeichnet als Criminal Justice (International Coperation) Act oder kurz CRIJICA , enthält mehrere Absätze über das Aufbringen von Schiffen, die im Verdacht des Rauschgifttransports stehen. Auch die Rechte des Beschuldigten sind aufgeführt. Allerdings wusste der Kapitän der Belleza del Mar nicht, dass er und sein Schiff in aller Stille einer neuen Kategorie zugeordnet worden waren: Sie galten bei den Briten jetzt als Bedrohung der nationalen Sicherheit wie jeder andere Terrorist. Das aber bedeutete zum Unglück für den Skipper, dass das Regelhandbuch, einschließlich der Bürgerrechte, den Weg genommen hatte, den auch das Kokain genommen hätte, wenn noch Zeit gewesen wäre: ab über die Reling.
Die SBS-Männer hatten zwei Wochen lang geübt und konnten den Einsatz jetzt in wenigen Minuten durchführen. Die siebenköpfige Besatzung und der Kapitän wurden fachmännisch nach Waffen und Sendern durchsucht. Mobiltelefone wurden zur späteren Analyse konfisziert. Die Funkkabine wurde zertrümmert. Den acht Kolumbianern wurden die Hände vor den Leib gefesselt und Kapuzen über die Köpfe gezogen. Als sie nichts mehr sehen und keinen Widerstand leisten konnten, wurden sie ans Heck geführt, wo sie sich hinsetzen mussten.
Major Pickering nickte, und einer seiner Männer richtete ein Raketenrohr in den Himmel. Die Signalrakete schoss fünfhundert Fuß hoch und explodierte dann in einem Feuerball. In großer Höhe erfassten die Wärmesensoren des Global Hawk das Signal, worauf der Mann vor dem Monitor in Nevada den Störsender abschaltete. Der Major informierte die Balmoral , dass die Luft rein war, und das Q-Schiff kam über den Horizont und ging längsseits.
Einer der Kommandosoldaten hatte eine Tauchausrüstung angelegt. Er ging jetzt über die Reling, um den Rumpf unter Wasser abzusuchen. Ein beliebter Trick bestand darin, illegale Ladung in einer außen an den Rumpf geschweißten Blase zu verstecken oder Ballen an einem dreißig Meter langen Nylontau unter dem Schiff hängen zu lassen, wo man sie bei einer Durchsuchung niemals finden konnte.
Der Taucher
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