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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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knallten nur leise, rissen aber ein Loch von der Größe eines Scheunentors in den Rumpf. Innerhalb von dreißig Sekunden war die Belleza verschwunden und trat ihre lange, einsame Reise auf den Grund an, eine Meile tief unter dem Meeresspiegel.
    Das RIB wurde an Bord genommen und verstaut. Niemand sonst in der Mitte des Atlantiks hatte irgendetwas gesehen. Die Schönheit der See hatte sich mitsamt Kapitän, Mannschaft und Ladung in Luft aufgelöst.
    Bis der Verlust der Belleza del Mar ins Herz des Kartells vorgedrungen war, dauerte es eine Woche, und selbst da war Verblüffung die einzige Reaktion.
    Schiffe, Mannschaften und Ladungen waren schon öfter verloren gegangen, aber mit Ausnahme der verschwundenen U-Boote, dieser Todesfallen, die an der Pazifikküste entlang nach Mexiko hinaufgefahren waren, gab es in allen Fällen Spuren oder Erklärungen. Kleine Schiffe waren schon im Sturm gesunken. Der Pazifische, der »friedliche« Ozean – so von Vasco Nuñez de Balboa, dem ersten Europäer, der ihn zu Gesicht bekam, benannt, weil er an jenem Tag außergewöhnlich ruhig aussah – konnte manchmal regelrecht verrückt spielen, und die liebliche Karibik der Touristenbroschüren war zuweilen der Schauplatz irrwitziger Hurrikans. Aber das kam selten vor.
    Ging eine Ladung auf hoher See verloren, dann fast immer deshalb, weil die Mannschaft sie über Bord warf, wenn die Kaperung unvermeidlich war.
    Alle anderen Verluste auf See kamen dadurch zustande, dass Schiffe von Polizei- oder Marineeinheiten aufgebracht wurden. Das Schiff wurde beschlagnahmt, die Mannschaft verhaftet, vor Gericht gestellt und eingesperrt. Die Leute waren entbehrlich, und ihre Familien wurden durch großzügige Spenden entschädigt. Jeder kannte die Regeln.
    Die Sieger hielten dann Pressekonferenzen ab und präsentierten die Kokainballen den begeisterten Medien. Aber die Ware verschwand nur dann vollständig, wenn sie gestohlen wurde.
    Die Kartelle, die nacheinander die Kokainindustrie beherrschten, waren allesamt von einem psychopathischen Defekt beherrscht: von einer rasenden Paranoia. Der Hang zum Misstrauen wird augenblicklich hellwach und ist unbeherrschbar. Nach ihrem Kodex gibt es zwei Verbrechen, die unverzeihlich sind: die Ware zu stehlen, und die Behörden zu informieren. Der Dieb und der »Singvogel« werden immer zur Strecke gebracht und bestraft. Ausnahmen darf es nicht geben.
    Erst nach einer Woche, als sich der Empfänger in Guinea-Bissau darüber beschwerte, dass eine angekündigte Lieferung einfach nicht eingetroffen sei, wurde der Verlust wirklich registriert. Ignacio Romero, der die Geschäfte dort leitete, behauptete, er habe zur verabredeten Zeit die ganze Nacht am vereinbarten Ort gewartet, aber die Belleza del Mar , die er gut kenne, sei nicht gekommen.
    Er wurde zweimal aufgefordert, dies zu bestätigen, und das tat er. Daraufhin war die Frage zu klären, ob vielleicht ein Missverständnis vorlag. Hatte die Belleza ein falsches Ziel angesteuert? Und wenn ja, warum hatte ihr Kapitän sich dann nicht gemeldet? Man hatte sorgfältig ausgedachte, sinnlos erscheinende Zwei-Wort-Nachrichten mit ihm vereinbart, mit denen er signalisieren konnte, dass er in Schwierigkeiten war.
    Dann musste der Transportchef Alfredo Suarez ermitteln, welche Wetterverhältnisse geherrscht hatten. Der gesamte Atlantik war glatt und ruhig gewesen, stellte er fest. Ein Feuer an Bord? Aber der Kapitän hatte ein Funkgerät. Selbst wenn sie ins Rettungsboot hatten steigen müssen, hatte er immer noch seinen Laptop und sein Satellitentelefon.
    Und so musste der Verlust schließlich dem Don gemeldet werden.
    Don Diego dachte über alles nach und betrachtete die Beweise, die Suarez ihm brachte. Das sah nach Diebstahl aus, und ganz oben auf der Liste der Verdächtigen stand der Kapitän. Entweder hatte er die komplette Ladung gestohlen, um ein Geschäft mit einem abtrünnigen Importeur zu machen, oder er war weit draußen auf See, fern von den Mangrovensümpfen, aufgebracht und mitsamt seiner Crew ermordet worden. Beides war möglich. Aber man durfte nichts überstürzen.
    Wenn der Kapitän ein Dieb war, würde er seiner Familie erzählt haben, was er vorhatte, oder er würde sich nach der Tat dort gemeldet haben. Seine Familie bestand aus einer Frau und drei Kindern und lebte in demselben schlammigen Dorf an einem Flussufer östlich von Barranquilla, wo auch sein alter Fischtrawler beheimatet war. Der Don schickte »El Animal« hin, um mit der Frau zu

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