Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
die feinste Veränderungen in der Beschaffenheit der Luft wahrnahm, was den Hund veranlasste, an einer bestimmten Platte im Boden des Maschinenraums herumzuscharren. Die Luft roch hier anders: Die Platte war kürzlich gehoben worden. Darunter befand sich die Bilge.
Und wie bei den Briten im Atlantik legten die Durchsuchungsspezialisten Atemgeräte an und rutschten hinein. Selbst auf einer Luxusyacht stinkt es in der Bilge. Ein Ballen nach dem andern kam heraus, und die SEAL s, die keine Gefangenen zu bewachen hatten, trugen sie an Deck und stapelten sie zwischen Salon und Hubschrauberlandefläche. Bianco beteuerte lautstark, er habe keine Ahnung, was das sei … es sei ein Trick … ein Missverständnis … er kenne den Gouverneur von Florida. Sein Geschrei dämpfte sich zu einem Murmeln, als ihm die Kapuze übergestülpt wurde. Commander Dixon feuerte seine Leuchtrakete ab, worauf der hoch oben kreisende Global Hawk Michelle seinen Störsender abschaltete. Tatsächlich hatte die Orion Lady gar nicht versucht, einen Funkspruch abzusetzen. Als der Funkverkehr wieder möglich war, rief Dixon die Chesapeake heran.
Zwei Stunden später saß Nelson Bianco mit seinem Kapitän und seiner Besatzung in dem Arrestabteil im Vorschiff zusammen mit den sieben Überlebenden der Go-fasts. Der millionenschwere Playboy verkehrte normalerweise nicht in solcher Gesellschaft, und es gefiel ihm nicht. Aber diese Leute sollten für sehr lange Zeit seine Gefährten und Tischgenossen sein. Seiner Vorliebe für die Tropen würde er nachgehen können, allerdings mitten im Indischen Ozean. Und Partygirls standen nicht auf dem Programm.
Sogar der Sprengmeister war betrübt. »Müssen wir sie wirklich versenken, Sir? Sie ist eine echte Schönheit.«
»Befehle«, sagte der Offizier. »Keine Ausnahmen.«
Die SEAL s standen an Bord der Chesapeake und sahen zu, wie die Orion Lady explodierte und sank. »Huuyaah«, rief einer von ihnen, aber das Wort, eigentlich der Jubelruf der SEAL s, klang eher bedauernd. Als das Meer wieder leer war, nahm die Chesapeake Fahrt auf. Eine Stunde später passierte ein anderer Frachter sie. Der Skipper schaute durch sein Fernglas und sah einen Getreidefrachter, der da seine Bahn zog, und nahm weiter keine Notiz davon.
Überall in Deutschland hatten Polizei- und Justizbehörden ihren großen Tag. In seinem umfangreichen Geständnis hatte Eberhardt Milch, der inzwischen unter mehreren Schichten offizieller Geheimhaltung verborgen war, damit er am Leben blieb, ein Dutzend größere Importfirmen genannt, deren Frachtverkehr er durch den Hamburger Containerhafen gelotst hatte. All diese Firmen wurden durchsucht und geschlossen.
Einheiten von Bundes- und Landespolizei veranstalteten Razzien in Lagerhäusern, Pizzerien (der bevorzugten Fassade der kalabrischen ’Ndrangheta), Lebensmittelgeschäften und Kunsthandwerksläden, die auf ethnische Holzschnitzereien aus Südamerika spezialisiert waren. Sie öffneten ganze Lieferungen tropischer Dosenfrüchte und suchten in den Konserven nach dem weißen Pulver, und sie zerschlugen Mayagötzen aus Guatemala. Dank einem einzigen Mann lag das Deutschlandgeschäft des Don in Trümmern.
Aber die Cobra wusste sehr wohl, dass die Verluste, wenn das Kokain einmal den Besitzer gewechselt hatte, zulasten der europäischen Banden gingen. Nur bis dahin trug sie das Kartell. Das galt für den doppelwandigen Überseecontainer in Hamburg, der das Hafengelände nicht verlassen hatte, und für die Ladung der Orion Lady , die für eine kubanische Gang in Südflorida bestimmt war und sich mutmaßlich noch auf See befand. Dass sie Fort Lauderdale nicht erreicht hatte, war noch nicht registriert worden. Noch nicht.
Doch die Rattenliste hatte sich bestätigt. Die Cobra hatte die Hamburger Ratte willkürlich ausgewählt, einen von hundertsiebzehn Namen, die kaum alle erfunden sein konnten.
»Sollen wir das Mädchen laufen lassen?«, fragte Dexter.
Devereaux nickte. Ihm persönlich war es gleichgültig. Seine Fähigkeit zum Mitgefühl war praktisch nicht vorhanden. Aber das Mädchen hatte seinen Zweck erfüllt.
Dexter setzte die Räder in Bewegung. Durch unauffällige Intervention war Inspektor Paco Ortega von der UDYCO , der Sondereinheit zur Rauschgiftbekämpfung in Madrid, zum Comisario befördert worden, und man hatte ihm versprochen, dass Julio Luz und Banco Guzman bald ihm gehören würden.
Auf seiner Seite des Atlantiks hörte er zu, was Cal Dexter zu sagen hatte, und plante sein
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