Cobra
seine Knochen praktisch unzerbrechlich gemacht. Somit würde er diesmal mit ein paar blauen Flecken sowohl an seinem Stolz als auch auf der Haut davonkommen. »Verdammt, ich habe überhaupt nicht daran gedacht, was
wir ihr damit antun würden«, gestand er Joshua. »Weiß sie schon Bescheid?«
»O ja – und glaube mir, bei deiner Operation hattest du mehr Spaß.« Joshua schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir es sein lassen.«
»Was hat sie gesagt?«
»Ungefähr das, was man erwarten konnte.« Sein Gegenüber seufzte. »Gefühlsmäßig war sie absolut dagegen und vernunftmäßig nur unerheblich mehr dafür. Im Großen und Ganzen fühlte sie sich einfach verraten, weil Corwin so etwas überhaupt vorschlagen konnte. Wir haben versucht, sie davon zu überzeugen, dass es für dich leichter wäre, als wenn man dich Caelian oder gar den Stachelleopard-Vernichtungseinheiten zuteilen würde, aber ich hatte nicht den Eindruck, als hätte sie uns das abgenommen.«
»Almo glaubt das auch nicht«, merkte Justin trocken an. »Warum sollte sie es dann?«
Joshua gab mit einer Handbewegung zu verstehen, für wie sinnlos er dies hielt. »Ich habe die Kunst des Wunschdenkens nicht erfunden. Ich versuche hier bloß, Kapital daraus zu schlagen.«
»Ja.« Justin fand eine leere Ecke, in die er einen Augenblick lang starren konnte, dann sah er seinen Bruder wieder an. »Du glaubst also wirklich, wir sollten uns das entgehen lassen?«
»Um brutal ehrlich zu sein: nein.« Joshua zählte an den Fingern ab. »Corwins Ausgangsidee klingt gut, und wir beide sind offenkundig die Einzigen in den Welten, die sie umsetzen können. Wahrscheinlich sind wir auch die Einzigen an Bord des Schiffes, die Dads Ansicht teilen, dass wir mit der Übernahme dieses Auftrages einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen. Und schließlich …« Plötzlich feixte er verlegen. »Verdammt, Justin, wir wissen es doch schon seit der Schule. Wir sind Moreaus – Söhne des Cobra, des Veterans aus dem Troftkrieg, des Gouverneurs a. D. : des großen aventinischen Pioniers Jonny Moreau persönlich. Die Leute erwarten etwas Großes von uns.«
»Das ist ein ziemlich idiotischer Grund, egal für was.«
»Für sich genommen ja, sicher. Aber denk nur mal daran, welches Gewicht unser Bericht und unsere Empfehlungen haben werden, wenn wir von Qasama zurückkehren … und die gegenwärtig vorherrschende Meinung im Rat vorausgesetzt, könnte Dad dieses zusätzliche Gewicht gut gebrauchen, wenn er verhindern will, dass sie dort eine Dummheit machen.«
Dagegen steht, dachte Justin erbittert, was wir Mum damit antun. Das übliche Nullsummenspiel. Aber Joshua hatte Recht … und wenn es etwas gab, das sie von beiden Eltern gelernt hatten, dann, dass persönliches Wohlbefinden und persönliche Vorlieben niemals dem Dienst am Ganzen im Weg stehen durften. »Also gut«, sagte er endlich. »Wenn du dabei bist, bin ich es auch. Gantuas oder die Hölle, ich bin bereit! Und so weiter.«
»Gut.« Joshua stand auf. »Dann machen wir uns besser an die Arbeit. Almo wartet bestimmt mit ein paar schwer schweißtreibenden Ausbildungseinheiten auf dich, und für mich halten ein paar Chirurgen am Ende des Ganges schon einen Operationstisch warm.«
»Chirurgen?«, fragte Justin und runzelte die Stirn und kam – behutsam – auf die Beine. »Was wollen die denn von dir? «
Joshua zwinkerte ihm verschmitzt zu. »Das wirst du schon noch erfahren. Im Augenblick soll dir genügen, dass es um etwas geht, was dir erlaubt, mich so gut es irgend geht zu verkörpern, wenn wir Qasama erreichen.«
»Wie war das? Hör zu, Josh…«
»Wir sehen uns in zwei Monaten«, feixte Joshua und schlüpfte zur Tür hinaus.
Du und deine dämlichen Ratespiele, dachte Justin, und einen Augenblick lang spielte er mit dem Gedanken, ihm nachzulaufen und es aus ihm herauszuprügeln, was immer es war. Aber auf der anderen Seite des Ganges wartete Almo. Und außerdem sind wir keine sechzehn mehr, ermahnte er sich. Er drückte die Schultern durch und verließ den Raum, um seinem neuen Ausbilder gegenüberzutreten.
Fon-Bildschirme hatten in ihrer langen Geschichte niemals auch nur annähernd die feine, detaillierte Auflösung erreicht, die selbst für die schlichtesten Computerbildschirme erforderlich war. Dabei handelte es sich um ein nicht etwa aus finanziellen, sondern aus psychologischen Gründen absichtlich eingebautes Manko, wie Jonny einmal gehört hatte. Fältchen, Sorgenfalten,
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