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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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mehr reparieren.
    Demnach war sie, solange die Southern Cross nicht von allein dahinterkam, dass irgendetwas nicht stimmte – wenn überhaupt -, auf sich selbst angewiesen. Und zwar absolut.
    Barynson und der Pilot – mit einem vagen, schuldbewussten Stechen wurde ihr klar, dass sie nicht einmal den vollen Namen
des Mannes gekannt hatte – waren wie zu erwarten beide tot, blutig zerschmettert. Sie schenkte ihnen kaum einen zweiten Blick, denn langsam erfüllte sie mehr und mehr Panik; sie wusste, sie musste so schnell wie möglich von hier verschwinden. Hinter Barynsons Sitz – durch den Aufprall aus der Halterung geschleudert – befanden sich die Überreste der »Kontaktausrüstung«, die Luftaufnahmekarten enthielt, Nahscan-Geräte, Tauschwaren und einen Basiskommunikator. Jin lud sich alles auf die Arme und ging in den hinteren Teil der Passagierkabine, wo der Rest der Ausrüstung untergebracht war. Ihr Überlebenspaket schien ebenso intakt zu sein wie die der anderen. Sie schnappte sich sicherheitshalber auch Suns Paket, ging zur Ausstiegsluke und riss am Notöffnungsgriff.
    Nichts tat sich.
    »Verdammt«, knurrte sie, und ihre Spannung löste sich in einem Wutanfall. Sie hob das linke Bein und jagte einen sengenden Stoß Antipanzerlaserfeuer in das verzogene Metall.
    Damit erreichte sie allerdings nicht viel mehr, als dass Hunderte zischende Metalltröpfchen herumsprühten und dass vor ihren Augen violette Nachbilder tanzten. Na schön. Sie verzog das Gesicht und blinzelte die plötzlichen Tränen zurück. Genug der hysterischen Anfälle, Mädchen. Beruhige dich und versuch zur Abwechslung mal nachzudenken. Sie besah sich die verzogene Tür, stellte Punkte fest, an denen sie am wahrscheinlichsten klemmte, und feuerte Antipanzerstöße gezielt dorthin. Dann verlagerte sie ihr gesamtes Gewicht auf das geschwächte linke Bein, wobei sie vor Schmerz zusammenzuckte, und versetzte der Mitte der Platte einen Tritt. Die Tür ging ungefähr einen Zentimeter weit auf. Weitere Tritte und etliche zusätzliche Feuerstöße drückten sie so weit auf, dass sie sich schließlich nach draußen zwängen konnte.
    Ihre Landung war für eine Stunde vor dem hiesigen Sonnenaufgang angesetzt gewesen, und doch war es mittlerweile hell genug im Wald, dass sie ihre Lichtverstärker ausschalten konnte. Sie stemmte sich gegen die Luke, und es gelang ihr, sie mehr
oder weniger wieder zu verschließen. Dann atmete sie tief durch – die Luft roch überraschend gut – und sah sich um.
    Draußen sah das Shuttle noch schlimmer aus als drinnen. Jede Platte der Außenhaut schien verzogen zu sein, und die Nase des Schiffes war fast bis zur Unkenntlichkeit eingedrückt. Alle vorstehenden Sensoren und der größte Teil der radarabsorbierenden Beschichtung waren ebenfalls verschwunden. Das Ganze sah aus, als hätten tausend Stachelleoparden daran herumgekratzt. Der Grund dafür war nicht schwer auszumachen: Über eine Strecke von hundert Metern hatte das Shuttle beim Absturz eine Schneise in die umstehenden Bäume gerissen.
    Sie biss die Zähne zusammen und riskierte einen Blick nach oben. Am blauen Himmel war noch immer nichts zu erkennen, doch das würde sich bald ändern … und wenn sie kamen, wäre die Schneise im Wald ein Wegweiser, den sie nicht übersehen konnten. Jin schaltete die akustischen Verstärker ein, stand still und lauschte.
    Doch statt näher kommenden Motorengedröhns hörte sie ein schwaches und allzu vertrautes Schnurren.
    Langsam, darauf bedacht, keine plötzlichen Bewegungen zu machen, ließ sie die Ausrüstungspakete zu Boden gleiten und drehte sich um. Es war tatsächlich ein Stachelleopard, hinter einem Busch versteckt, kaum zehn Meter entfernt.
    Und er hatte es auf sie abgesehen.
    Einen Augenblick lang sahen sich Jin und das Geschöpf in die Augen, und Jin hatte das unheimliche Gefühl, dieser Spezies zum allerersten Mal zu begegnen. Äußerlich sah der Stachelleopard genauso aus wie die, gegen die sie auf Aventine im Training angetreten war … und doch – da war etwas in seinem Gesicht, besonders um die Augen, etwas, das sie nie zuvor bei einem Stachelleoparden gesehen hatte. Vielleicht eine seltsame, fast übernatürliche Wachsamkeit und Intelligenz? Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, löste ihre Augen von seinem starren Blick, schaute etwas höher und konzentrierte sich auf den silberblauen Vogel, der auf dem Rücken des Stachelleoparden hockte.

    Ein Mojo, zweifellos. Genauso hatte man ihn

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