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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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einmal tief Luft und machte sich auf den Weg hinein in den Wald.

50
    Am Anfang ging es für ein Waldgebiet vergleichsweise leicht voran. Im näheren Umkreis der Absturzstelle war der Boden von ineinander verschlungenen, farnähnlichen Pflanzen bedeckt; den ersten Kilometer lang hatte sie das Gefühl, durch knietiefes Wasser zu waten. Dann stand sie plötzlich vor einem Gewirr von Kletterpflanzen, die sie an aventinischen Klebefeu mit fünf Zentimeter langen Dornen erinnerten, und wäre ohne den Einsatz ihrer Fingerspitzenlaser nicht weiter vorangekommen. Doch solche Hindernisse waren ihre geringste Sorge, und so versuchte sie, während sie mit Hilfe von Lasern und Servokräften das Dickicht durchdrang, auch die feinsten Geräusche zu identifizieren, die sie über ihre akustischen Verstärker empfing.
    Im Nachhinein hätte sie mit dem Angriff rechnen müssen, der an einer Stelle erfolgte, wo das Dickicht unvermittelt von einer breiten, niedergetrampelten Schneise unterbrochen war, die in nordsüdlicher Richtung verlief. Der Weg einer Bololinherde … und wo es Bololins gab, fanden sich mit Sicherheit auch Kriszähne.
    Zuerst wusste sie natürlich nicht, dass es sich bei dem Angreifer um einen Kriszahn handelte. Erst nachdem der kurze Kampf vorbei war und sie den lasergeschwärzten Kadaver herumdrehen und einen deutlichen Blick auf die wellenförmigen Eckzähne werfen konnte, war es ihr möglich, das Tier eindeutig zu identifizieren. Wild, heimtückisch, gefährlich – so hatte man ihr die Kriszähne beschrieben, und schon nach dieser einen Begegnung verstand sie gut, wieso die erste Generation von Menschen, die auf Qasama eingetroffen war, alles darangesetzt hatte, diese Biester auszumerzen. Die klaffende Wunde, die das Raubtier mit seinen Krallen in ihren linken Unterarm gerissen hatte, verband sie zunächst, bevor sie ihren Weg fortsetzte. Kriszähne waren so unangenehm, wie Layn sie ihnen warnend beschrieben hatte, aber
jetzt wusste sie, worauf sie zu achten hatte, und noch einmal würde sich keiner unbemerkt an sie heranschleichen. Wenn das Dickicht nicht noch undurchdringlicher werden würde, entschied sie, müsste sie eigentlich ganz gut durchkommen.
    Leider erfüllten sich ihre Hoffnungen nicht.
    Das niedergetrampelte Unterholz, das den Weg der Bololins markierte, erstreckte sich, wie sie feststellte, über fast drei Kilometer Breite, und auf dieser Fläche hatte sich eine erstaunliche Anzahl von Bodentieren eingenistet. Insekten, die möglicherweise vom Blut aus ihren Verletzungen angelockt wurden, schwärmten um sie herum. Die meisten waren einfach nur lästig, eine der größeren Arten war jedoch mit Stacheln ausgestattet und machte ausgiebig davon Gebrauch. Während sie diese Brummer um sich schlagend zu vertreiben suchte, kam sie dahinter, dass Kriszähne nicht die einzige Raubtierspezies auf Qasama war.
    Diese Spezies – die abgesehen von ihren sechs krallenbewehrten Gliedmaßen ein wenig an Affen erinnerte – jagte in Rudeln, und Jin musste einen weiteren tiefen Kratzer hinnehmen, bevor sie herausfand, wie man am besten mit ihnen fertigwurde. Ihre Schallwaffe, ursprünglich konzipiert, um elektronisches Gerät zu stören, zeigte, wie sich herausstellte, starke Auswirkungen auf die Kommunikation dieser Affen, und vor dem donnernden Stromstoß des Bogenwerfers flohen sie zeternd zurück in den Schutz der Bäume.
    Leider hatte die Schallwaffe einen unerwarteten Nebeneffekt: Sie zog eine Spezies von Kriechechsen mit nadelspitzen Zähnen an, die beim Angriff wie die Affen in Gruppen aus den Bäumen über ihr vorgingen. Diese Echsen waren kleiner und weniger gefährlich als die größeren Raubtiere und auch zu dumm, um sich von dem Blitz des Bogenwerfers abschrecken zu lassen. Am Ende musste sie sie alle töten, wobei sie sich mehrere kleine Bisse einhandelte.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich eine Straße ihren Weg kreuzte.
    Captain Rivero Koja starrte auf das hochauflösende Foto auf seinem Bildschirm und hatte ein Gefühl, als würde sich eine kalte Hand um sein Herz schließen. Diese Schneise im qasamanischen Wald konnte nur eins bedeuten. »Verdammt«, fluchte er leise.
    Minutenlang war es auf der Brücke der Southern Cross bis auf das leise Klicken der Tastatur am Platz des Beobachtungsoffiziers still. »Was ist passiert?«, fragte Koja schließlich.
    Der Erste Offizier, LuCass, zuckte hilflos mit den Achseln. »Unmöglich zu sagen, Sir«, sagte er. »Vielleicht irgendeine

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