Cobra
ihn zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt aufgehen lassen. Sieht machbar aus, Captain.«
»An diesem Punkt stellt sich dann allerdings die Frage, wo wir das Ganze hinschicken sollen, damit unser Cobra es auch tatsächlich findet.« Koja sah hinüber zum Beobachtungsoffizier. »Irgendein Hinweis?«
Der andere schüttelte den Kopf. »Nichts, Sir. Das Laubdach ist einfach zu dicht, um es mit Kurzwelle oder Infrarot zu durchdringen. Seine einzige Chance auf die Zivilisation liegt allerdings Richtung Osten – wir könnten versuchen, die Vorräte dort abzuwerfen, wo die vor ihm liegende Straße den Weg nach Osten kreuzt.« Er zögerte. »Es gibt natürlich keine Garantie, dass er bei klarem Verstand ist«, fügte er hinzu. »In diesem Fall könnte er in jede Richtung unterwegs sein, oder sogar im Kreis laufen. Vielleicht ist sein Kopf in Ordnung, aber er ist zu schwer verletzt, um den weiten Weg bis zur Straße zu schaffen.«
»Dann ist er in beiden Fällen so gut wie tot«, sagte Koja gepresst. »Möglicherweise ist er sogar tot, wenn er es doch bis zu einer Siedlung schafft – die qasamanische Führung wird den Shuttleabsturz wohl kaum geheimhalten.« Er sah hinüber zu LuCass. »Trommeln Sie einen Trupp zusammen, der diesen Kokon zusammenbauen soll«, befahl er. »Legen Sie ein Funkgerät mit Frequenztrennung und Bündelsender dazu. Bis Sie fertig sind, haben wir eine Stelle gefunden, die wir anvisieren können.«
»Ja, Sir.« LuCass drehte sich wieder zu seinem Platz um, tippte etwas auf dem InterKom ein und begann, Befehle zu erteilen.
Mit einem stillen Seufzer blickte Koja wieder auf den toten Stachelleoparden, der immer noch auf seinem Monitor zu sehen war. Dabei ist die ganze Mühe umsonst, dachte er düster. Denn solange der Cobra sich allein auf feindlichem Gebiet befand, lief die Zeit gegen ihn. Irgendwann würden die Qasamaner ihn erwischen, oder ein umherstreunender Kriszahn oder Stachelleopard oder irgendetwas völlig Unbekanntes fiel über ihn her.
Qasama war eine Todesfalle … und die einzigen Leute, die überhaupt eine Chance hätten, ihn dort herauszuholen, saßen auf Aventine. Acht Tage – fünfundvierzig Lichtjahre – entfernt.
Acht Tage. Koja wand sich innerlich und versuchte verzweifelt, eine näherliegende Alternative zu finden. Die Neuen Welten vielleicht – Esquiline und die anderen gerade flügge werdenden Kolonien – oder sogar die in der Nähe liegende Troft-Domäne Baliu’ckha’spmi. Aber Esquiline verfügte bestimmt ebenfalls über kein Raumschiff, das dort unten landen konnte, und sich bei den Trofts mit ihrer unvertrauten Bürokratie und ohne offizielle Bestätigung ein weiteres Shuttle zu mieten, würde vermutlich Monate dauern.
Acht Tage. Mindestens vierzehn Tage dauerte die Hin- und Rückreise, selbst wenn die schnellere Dewdrop zur Verfügung stünde. Nahm man die Zeit hinzu, die man benötigte, einen Such-und Bergungstrupp zusammenzustellen und auszurüsten, konnten leicht zwanzig Tage vergehen, bis sie auch nur anfangen konnten, nach dem Cobra zu suchen.
Mit oder ohne Nachschubkapsel, zwanzig Tage allein auf Qasama kamen einem Todesurteil gleich. Schlicht und einfach.
Trotzdem mussten sie sich nicht kampflos geschlagen geben … und wenn in diesem Fall der Kampf nur darin bestand, auf ein Wunder zu hoffen, dann musste eben ein Wunder her. Allein die Tatsache, dass einer der Cobras den Absturz überlebt hatte, war an und für sich bereits ein Wunder, vielleicht zeigte sich der für dieses Gebiet zuständige Schutzengel freigiebig.
Das würden sie schon herausfinden. Inzwischen …
Koja griff nach seiner Tastatur und begann, die Route und die Treibstoffstopps für den zeitsparendsten Weg zurück nach Aventine auszuarbeiten. Seiner Erfahrung nach neigten Wunder, wenn sie denn geschahen, dazu, diejenigen zu bevorzugen, die die richtige Grundlage für sie geschaffen hatten.
51
Jin stand lange an der Straße und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte.
In jedem Fall war es eine Bestätigung dafür, dass das Shuttle tatsächlich im Westen des Fruchtbarkeitsbogens abgestürzt war. Straßen führten immer in die Zivilisation, sie brauchte nichts weiter zu tun, als ihr zu folgen.
Die Frage war, in welche Richtung?
Einen Augenblick lang schien die Landschaft ihr vor den Augen zu verschwimmen, und die rote Warnbegrenzung ihres optischen Verstärkers erschien erneut. Sie drehte den Kopf, was einen heftigen Schmerz in ihrem steifen Nacken verursachte. Während der
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