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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Gesellschaft.
    »Was möchten Sie als Nächstes, Miss?«, fragte Asya, als Jin sich endlich vom Tisch erhob.
    »Suchen Sie mir doch ein paar Sachen zum Anziehen heraus«, erklärte Jin ihr, noch immer unsicher, wie all die Kleidungsstücke in der Garderobe zusammengehörten. »Dann würde ich mich gerne eine Weile in Milika umsehen, wenn das möglich ist.«
    »Aber sicher, Miss. Meister Daulo Sammon hat diesen Wunsch bereits erahnt. Er hat mir aufgetragen, ihn zu benachrichtigen, sobald Sie bereit sind, das Haus zu verlassen.«
    Jin schluckte. Der vielbeschäftigte Erbe opfert seine kostbare Zeit, um eine Wildfremde durch die Stadt zu führen … »Es wäre mir eine Ehre«, presste sie hervor.
    Wie sich herausstellte, war Daulo noch in einer nicht näher benannten Familienangelegenheit unterwegs, als Asya ihn anrief. Jin schlug vor, Asya könnte sie stattdessen begleiten, doch wer immer am anderen Ende des InterKom war, gab ihr höflich zu verstehen, dass sie auf Daulo zu warten habe.
    Am Ende dauerte es fast eine Stunde. Jin ärgerte sich über die verlorene Zeit, konnte aber nichts dagegen machen. Endlich tauchte Daulo auf, und die beiden stürzten sich in das Gewühl von Milika.
    Der Rundgang war das Warten wert gewesen, wie sich herausstellte. Ortschaften und Siedlungen auf Aventine und den anderen Cobra-Welten, das hatte Jin vor langer Zeit gelernt, blieben in ihrem Wachstum im Wesentlichen sich selbst überlassen, wobei man Planung und Struktur nicht mehr Beachtung schenkte als unbedingt erforderlich. Milika, bis ins Detail von Grund auf geplant, bildete daher einen augenfälligen Kontrast. Und noch
beeindruckender war der Umstand, dass, wer immer diese Planung vorgenommen hatte, sich bei seiner Arbeit viel Mühe gegeben hatte.
    Die Siedlung war ein großer Kreis von etwa zweieinhalb Kilometern Durchmesser. Fünf Hauptstraßen verliefen strahlenförmig wie Speichen zwischen einem inneren Straßenring und einer sehr viel größeren, äußeren ringförmigen Umgehungsstraße. Innerhalb der Kleinen Ringstraße gab es einen gut gepflegten öffentlichen Park, der Inneres Grün genannt wurde, rings um die gesamte Siedlung, zwischen der Großen Ringstraße und der Mauer, gab es einen größeren Gürtel mit einer Parklandschaft, das Äußere Grün.
    »Die Parks sind öffentlich und wurden als Treffpunkte und Erholungsgebiete für die fünf Familien konzipiert, die Milika gegründet haben«, erklärte Daulo ihr, als sie sich durch das Fußgängergewühl der Kleinen Ringstraße schoben und diese zum Inneren Grün hin überquerten. »Ähnlich wie bei Ihnen in der Stadt leben die meisten untergeordneten Familienmitglieder und Arbeiter in Häusergruppen, die an Gemeinschaftshöfe grenzen. Dadurch haben sie mehr Platz.«
    »Eine gute Idee.« Jin nickte. »Das gefällt bestimmt ganz besonders den Kindern.«
    Daulo lächelte. »Das tut es allerdings. Man hat besondere Spielzonen für sie gebaut – dort, und da drüben. Im Äußeren Grün gibt es weitere.« Mit einer Geste umfasste er die Wohngebiete außerhalb des Parks. »Sehen Sie, ursprünglich gehörte jeder der keilförmigen Abschnitte der Siedlung einer der Familien. Über die Jahre haben sich leider drei der Gründerfamilien verzweigt – diese drei«, fügte er hinzu, in die entsprechenden Richtungen deutend. »Nur die Familien Sammon und Yithra sind noch alleinige Besitzer ihrer Abschnitte.«
    Jin nickte. In seiner Stimme schwang Verbitterung mit … »Das klingt, als sähen Sie es lieber, wenn es nur noch eine Familie gäbe«, kommentierte sie.
    »Würden Sie nicht genauso denken?«, konterte er.

    Von der Frage überrascht, sah sie ihn an, nur um festzustellen, dass sich sein Gesicht zu einer nichtssagenden Maske verhärtet hatte. »Wie sich Ihr Dorf zu leben entscheidet, geht mich wohl kaum etwas an«, erklärte sie ihm, wobei sie ihre Worte mit Bedacht wählte. In welche Art lokalen Kleinkrieg war sie hier hineingeraten? »Wenn ich das alles entscheiden könnte, ich würde mich für Frieden und Harmonie zwischen allen Menschen entscheiden.«
    Er betrachtete sie schweigend noch einen Augenblick lang, dann wandte er sich ab. »Frieden ist nicht immer möglich«, erwiderte er knapp. »Es gibt immer jemanden, dessen oberstes Ziel die Vernichtung anderer ist.«
    Jin biss sich auf die Zunge. Sag es nicht, Mädchen, warnte sie sich selbst. »Ist das auch das Ziel der Familie Sammon?«, fragte sie höflich.
    Er warf ihr einen bohrenden Blick zu. »Wenn Sie das wirklich

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