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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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glauben …« Er unterbrach sich, schien sich über sich selbst zu ärgern. »Nein, das ist nicht unser Ziel«, stieß er mühsam hervor. »Es gibt zu viele kleinliche Streitereien – und ich für meinen Teil bin es leid, meine Kräfte damit zu vergeuden. Unser wahrer Feind lauert dort draußen, Jasmine Alventin – nicht in den Städten und nicht auf der anderen Seite des Siedlungsgrüns.« Er zeigte in den Himmel.
    Der wahre Feind: wir. Jin musste schlucken. »Ja«, murmelte sie. »Hier gibt es keine wirklichen Feinde.«
    Daulo seufzte. »Kommen Sie«, sagte er und machte sich auf den Weg zurück zur Kleinen Ringstraße. »Ich bringe Sie zum Hauptmarkt in unserem Abschnitt der Siedlung. Danach möchten Sie sich vielleicht das Äußere Grün ansehen – und unseren See.«
    Der Marktplatz lag parallel zu einer Seite des Abschnitts der Familie Sammon. Man hatte ihn so platziert, dass er Kunden sowohl aus dem eigenen Abschnitt als auch dem auf der anderen Seite der Ausfallstraße anzog. Gleichzeitig war es das Vertrauteste, was Jin bis dahin in Milika gesehen hatte, fast eine genaue Fotokopie jenes Marktplatzes, den ihr Onkel vor dreißig Jahren
besucht hatte. Ein Labyrinth von kleinen Verkaufsständen, an denen alles zu haben war, angefangen von Lebensmitteln und Tierfellen bis hin zu Werkzeugen und kleinen Elektrogeräten – hier wimmelte es von Menschen, hier war es laut, hier konnte man kaum zwischen Chaos und Zivilisation unterscheiden. Jin verstand nicht, wie jemand tagein, tagaus in einem solchen Irrenhaus einkaufen konnte, ohne selbst verrückt zu werden. Jetzt, da sie selbst mittendrin stand, begriff sie es noch weniger.
    Und während sie sich einen Weg durch die Menschenmenge bahnten, hielt sie nach Mojos Ausschau.
    Dort waren sie tatsächlich: silbrig blaue Jagdvögel, die geduldig auf den Epauletten/Stangen hockten, die sie in Filmen über Qasama gesehen hatte. Vor dreißig Jahren war praktisch jeder Erwachsene von einem dieser Vögel begleitet worden, hier und heute ergab eine rasche Schätzung einen Anteil von kaum mehr als fünfundzwanzig Prozent. In den Städten sind die Mojos also größtenteils verschwunden, entschied sie, als sie an ihre Unterhaltung mit Daulo am vergangenen Abend dachte, während sie in den Siedlungen noch immer von großer Wichtigkeit sind. Ist das die »Mojo-Frage«, von der Daulo gesprochen hatte?
    Und war die Mojo-Frage der Grund für die Feindschaft zwischen Städten und Siedlungen, von der sie laufend hörte? Wenn die aus den Städten stammenden Führer Qasamas endgültig befunden hatten, das Halten von Mojos sei gefährlich, dann ergab es auch Sinn, wenn sie den gesamten Planeten zwingen wollten, sie abzuschaffen.
    Nur war das den Siedlungen nicht möglich. Was immer die Mojos für langfristige Auswirkungen auf ihre Besitzer haben mochten, es war eine unumstößliche Tatsache, dass sie ungewöhnlich gute Leibwächter abgaben … und die Menschen draußen in den Wäldern Qasamas brauchten bestimmt allen Schutz, den sie bekommen konnten. Das konnte Jin persönlich bezeugen.
    Offenbar war durch die von den Moreaus vorgeschlagene Maßnahme, Stachelleoparden auf Qasama auszusetzen, der enge Zusammenhalt hier, der die Cobra-Welten so erschreckt hatte, aufgebrochen
worden … um den Preis, dass diese Welt für ihre Bewohner noch mehr Gefahren barg.
    Es gibt immer jemanden, dessen oberstes Ziel es ist, alle anderen zu vernichten, hatte Daulo gesagt. Hatten die Cobra-Welten sich dessen schuldig gemacht? Bei dem Gedanken wurde ihr flau im Magen.
    Irgendjemand ganz in der Nähe rief nach einer Jasmine Alventin … hoppla, das bin ja ich, wurde ihr plötzlich bewusst. »Entschuldigung – Daulo Sammon -, was haben Sie gerade gesagt?«, fragte sie und spürte, wie ihre Wangen aus Wut und Verlegenheit über diesen Ausrutscher erröteten.
    »Ich wollte wissen, ob Sie sich vielleicht etwas kaufen möchten«, wiederholte Daulo. »Schließlich haben Sie bei dem Verkehrsunfall alles verloren.«
    Wieder ein Test?, fragte sich Jin und spürte, wie ihr Puls beschleunigte. Sie hatte keine Ahnung, was eine normale Qasamanerin auf eine Käferexpedition in den Wald mitgenommen hätte. Nein, wahrscheinlich will er einfach nur höflich sein, ermahnte sie sich. Werde jetzt nicht paranoid, Mädchen … aber auch nicht nachlässig. »Nein, vielen Dank«, sagte sie zu ihm. »Ich hatte nichts besonders Wichtiges dabei – bis auf meine Kleidung. Wenn ich ein paar der Kleidungsstücke mitnehmen dürfte, die

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