Cobra
von Ihnen nur, was Sie mir selbst erzählt haben – unter anderem, wie es dazu kam, dass man Sie in meine Zelle geworfen hat. Sicher, die Trofts hätten jeden x-beliebigen Bürger von der Straße auflesen können, aber es wäre sehr viel klüger, jemanden zu nehmen, von dem sie erwarten können, dass er mich unter Druck setzt, wenn ich mich noch weigern sollte, ihnen ihre Vorstellung zu geben.«
»Habe ich Sie denn unter Druck gesetzt?«
»Nein, das war ja letztlich auch nicht nötig. Aber jetzt fordern Sie mich auf, allein zurückzugehen, ohne den Untergrund auch nur zu informieren.«
»Wäre ich eine Spionin, müsste ich dann nicht sogar wollen, dass Sie mich zum Untergrund führen?«, konterte sie. »Ich könnte mir vorstellen, wie gern die Trofts einen festen Draht zum Untergrund hätten. Und wenn ich Sie aufgefordert habe, allein zurückzugehen – gut, ich gebe zu, ich bin kein Taktikexperte, aber ist es nicht wahrscheinlich, dass die Trofts wieder in der Villa und auf den Angriff vorbereitet sind, bevor sich Ihre Hilfstruppen formiert haben?«
»Sie haben auf alles eine Antwort, was?«, brummte er. »Na gut. Dann lassen Sie mal hören, was ich Ihrer Ansicht nach mit Ihnen machen soll.«
Sie kniff die Augen ein wenig zusammen. »Soll das heißen …?«
»Wenn Sie eine Spionin sind, will ich Sie nicht in der Nähe des Untergrunds sehen. Ich kann Sie auch schlecht laufen lassen, damit Sie den Trofts den Tipp geben, dass ich komme.«
»Auf jeden Fall gehe ich nicht mit Ihnen zurück zur Villa«, sagte sie mit Nachdruck.
»Das verlange ich auch nicht von Ihnen. Vermutlich werde ich Sie hier fesseln müssen, bis ich wieder zurück bin.«
Ein Muskel in ihrem Unterkiefer zuckte. »Und wenn Sie nicht zurückkommen?«
»Dann findet Sie der Ladenbesitzer morgen früh.«
»Oder vorher die Trofts«, wandte sie leise ein. »Die Patrouillen suchen nach uns, schon vergessen?«
Und wenn sie keine Spionin war … dann würden die Trofts sie eher töten, als irgendetwas über ihr Hauptquartier in der Villa nach außen dringen zu lassen. »Können Sie beweisen, dass Sie keine Spionin sind?«, fragte er und spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Sein Entscheidungsspielraum wurde immer enger.
»Innerhalb der nächsten dreißig Sekunden? Seien Sie nicht albern.« Sie holte tief Luft. »Nein, Jonny. Wenn Sie wirklich eine Chance haben wollen, die Villa heute Abend anzugreifen, werden Sie meine Geschichte einfach glauben oder sie nach eigenem Gutdünken ablehnen müssen. Wenn Ihre Verdachtsmomente stark genug sind, um meinen Tod zu rechtfertigen … dann kann ich kaum etwas dagegen tun. Vermutlich lautet die Frage, ob mein Leben es wert ist, Ihres dafür zu riskieren.«
Und wenn man es so formulierte, stand die Entscheidung eigentlich schon fest. Einmal hatte er sein Leben bereits für sie riskiert … und ob sie nun vom Feind gekauft war oder nicht, die Trofts hätten sie jedenfalls mit ihm zusammen auf der Mauer draufgehen lassen. »Ich schlage vor, Sie suchen sich ein Versteck, bevor die Patrouillen auftauchen«, knurrte er sie – bereits auf dem Weg zur Tür – an. »Und passen Sie auf die Kopter auf.«
Draußen war das Geräusch der Antriebsdüsen noch weit genug entfernt. Ohne sich umzudrehen, schlüpfte er hinaus in die Nacht,
machte sich auf den Rückweg zur Tyler-Villa und fragte sich, ob er gerade den letzten dummen Fehler seines Lebens gemacht hatte.
Es ging langsamer als vorher, denn je weiter er sich seinem Ziel näherte, desto häufiger zwangen ihn Luft- und Bodenfahrzeuge, Deckung zu suchen. Das ging so weit, dass sogar die taktische Grundüberlegung hinter seiner einsamen Anstrengung ins Wanken geriet, als er sich schließlich der Außenmauer der Villa bis auf Sichtweite genähert hatte. Fast eine Dreiviertelstunde war seit ihrer Flucht vergangen – genug Zeit für die Trofts, sich über einen Angriff Sorgen zu machen und ihre Truppen in den Verteidigungsstellungen zusammenzuziehen. Überall ringsum nahmen Jonnys akustische Verstärker Hintergrundgeräusche von Personen- und Materialbewegungen auf, durchsetzt vom Kieferklacken der sogenannten Gebrauchssprache der Trofts, während die Aliens damit begannen, die Zufahrten zu ihrem Hauptquartier zu verbarrikadieren. Schließlich war er gezwungen, das ebene Gelände zu verlassen. Er schlüpfte in eines der aufgegebenen Gebäude in der Nachbarschaft, arbeitete sich vorsichtig in eines der oberen Stockwerke vor, wo er die Villa aus einem
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