Cocaine oder die Lust zur Hingabe
Nerven, in einer Zeit, in der er etwas Erholung dringend gebraucht hätte.
Joe ... er würde ihn alles an Selbstbeherrschung kosten, was ihm zur Verfügung stand. Den ganzen Tag war er mit einem halben Ständer in der Hose
herumgelaufen. Und das, obwohl er versuchte, jeden Gedanken an Joe als Mann jedes Mal sofort im Keim zu ersticken.
Heute Nacht hatte er sich gehen lassen und an ihn gedacht während er mit Paul schlief – ein schwerer Fehler. Morgen würde er es büßen müssen ... nein, so ging das nicht weiter. Ab Morgen würde er sich endgültig zusammenreißen. Denn erstens war Joe als sein Partner tabu. Vor allem weil er, zweitens, darüber hinaus so hetero war, wie er nur sein konnte. Schließlich war er, drittens, dafür bekannt, jede Nacht mit einem anderen Mädchen im Bett zu liegen. Und damit war die Diskussion beendet! Schluss, aus, basta!
Ach verdammt, er würde schon darüber hinweg kommen. Schließlich, was war dieser Joe schon? Ein knackiger Körper mit einer hübschen Visage – wie viele an- dere auch, dachte er, während seine Lider langsam schwer wurden. Die Erschöpfung forderte ihren Tribut.
Es war Paul, der neben ihm lag, aber kurz vor dem Einschlafen verschob sich die Realität ... und er dämmerte weg mit dem Gefühl von Joes Haut auf seiner Haut, von Joes Lippen an seiner Brust.
Drei
Die Sonne kämpfte sich tapfer durch den morgendlichen Nebel von San Francisco. Ihre langen, blassen Finger streiften die ersten Jogger, die durch den Golden-Gate-Park liefen, und blendeten die Zeitungsjungen und Bröt-
chenlieferanten, die den Straßenrand entlangkurvten und ihre Zustellungen vom Wagen aus in die Vorgärten warfen.
Der junge Ehemann, der dort sein Auto bestieg, um den Weg zur Arbeit anzutreten, hatte kaum ein Auge für das zartrosa Licht des frischen Morgens, das den Tau auf den Grashalmen seines Vorgartens zum funkeln brachte. Doch die Frau im Bademantel, die ihn mit einem Kuss verabschiedet hatte und jetzt ihre lange, blonde, noch von der Nacht verwuschelte Mähne anhob und sich wohlig die weiche Luft um ihren Nacken streichen ließ, tief einatmete und zu den hohen Kiefern des Parks hinüberschaute, lächelte glücklich. Es würde ein ganz besonders schöner Tag werden.
Schließlich gelang es der Sonne, auch den letzten Rest von Dunst in ihrem Hitzeflimmern verdampfen zu lassen. Sie war so weit emporgeklettert, dass sie durch das Fenster im dritten Stock des Studentengebäudes lugen und ihre Strahlen über Pauls Gesicht wandern lassen konnte. Sie wärmte ihm die Stirn, kitzelte ihm die Nase und leuchtete glutrot durch seine Augenlider, bis er schlaftrunken er- wachte, stöhnend aus dem Bett kroch und ihr ärgerlich die hellgelben Gardinen vor der Nase zuzog, was aber auch nicht viel brachte. Sie hüllte das Zimmer nach wie vor in strahlendes Licht.
Ein Blick zurück zum Bett überraschte Paul, denn ganz gegen seine Gewohnheit war Aidan noch da. Er lag schlafend auf dem Rücken, nackt, die Glieder von sich gestreckt, die riesige Morgenlatte stolz wie ein Pfahl hoch aufgerichtet und er schnarchte mit offenem Mund leise vor sich hin.
Paul grinste triumphierend. Vielleicht würde sich ja doch noch eine richtige Beziehung zwischen ihnen entwickeln. Erst die ungewohnte Leidenschaft in der Nacht und jetzt blieb er auch noch bis zum Morgen.
Paul liebte jede Minute mit ihm. Aidan war sanft und vorsichtig, wild und hart, in seiner Ekstase fast brutal und dann wieder so zärtlich, ja fast ehrfürchtig, dass man ihm alles vergab und in seinen Armen dahinschmolz. Aidan war jemand, in den man sich verlieben konnte.
Leider rief er nur selten an, meldete sich manchmal, so wie jetzt, ein halbes Jahr oder länger nicht. Wenn Aidan dann doch mal anrief, sagte Paul alles ab oder warf sein Date ohne Rücksicht aus seiner Wohnung, um für ihn da zu sein. Eine richtige Beziehung war dabei natürlich schwierig, aber nach wie vor sein Traum, und er fühlte sich heute seinem Ziel näher als je zuvor.
Aidan war ein Gourmet im Bett, ein wahrer Feinschmecker. Er war einer der wenigen Männer, der sein Können zu schätzen wusste.
Pauls Eltern hatten zwei Vorteile: Sie waren reich, versorgten ihn mit haufenweise Geld und vor allem: sie kümmerten sich nicht um ihn. Nach dem Schulabschluss hatte er sich pro forma für einen Wirtschaftsstudiengang eingeschrieben. Sein Vater erwartete, dass er irgendwann einmal in seine Firma einstieg. Doch Paul tat den ganzen Tag nichts anderes als sich in seinem Hobby zu
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