Cocaine oder die Lust zur Hingabe
sind ja heute so still.", sagte Aidan, als sie sich zwischen den Schreibtischen durchschlängelten. „Gestern Abend kein aufsehenerregendes Mädel gefunden, das sie abschleppen konnten?", zog er Joe auf, um sich ein wenig an ihm zu rächen.
Joe brummte nur etwas Unverständliches vor sich hin von wegen, er hätte gar nicht erst gesucht. McGraw, der Aidans Bemerkung mitbekam, lachte schallend. „Joe war gestern Abend nicht in Form. Die Kleine ist ihm davongelaufen, weil er sich nicht richtig um sie gekümmert hat."
„Halts Maul, McGraw, und kümmere dich lieber mal um deine Alte, sonst bist du es noch, dem demnächst jemand abhaut.", zischte Joe ihn an.
Doch McGraw grinste nur. „Die hab ich im Griff, keine Sorge. Mein Mädchen und ich, wir halten zusammen – durch Dick und Dünn. Da halte ich jede Wette. Ich sorge schon für meine Mary. Ich brauche mir nicht jeden Abend ein neues Häschen zu suchen. Die sind mir zu blöd. Ich lege Wert auf gepflegte Gespräche."
Der ganze Raum lachte und Marc Tanner rief spöttisch: „Du und gepflegte Gespräche!" Aber McGraw lächelte nur still vor sich hin und strich genüsslich
seinen karottenroten, struppigen Schurrbart glatt. Seine wässrig blauen Augen glänzten. Man sah, wie sehr er seine Frau liebte.
Joe wendete sich schnell ab. Ihm war ja auch nicht klar, warum er keine Frau länger als ein paar Stunden neben sich ertragen konnte. Es war okay, so lange er sich mit ihnen unterhielt. Waren Sie aber einmal bei ihm im Bett, beschäftigte er sich nur flüchtig mit ihnen. Fickte sie, und dann wollte er sie so schnell wie möglich los werden – aus einem seltsamen Gefühl der Scham heraus, das er nicht verstand.
Was niemand wusste, war, dass sich die netteren Mädchen, die es Wert gewesen wären, aus diesem Grund niemals ein zweites Mal mit ihm verabredeten. Und die anderen, die nichts anderes von den Männern gewöhnt waren, da hatte McGraw ganz Recht, gingen ihm auf die Nerven. Dieses alberne Geschnatter ... nein, gestern hatte er es einfach nicht ertragen und war ganz froh gewesen, als Lisa abzog. Lisa, die kleine Rothaarige, die fast jeden Abend zu ihm in den ,Cops Barrel'-Pub kam – warum auch immer.
***
Die meisten Geschäfte, die Susan und Arlena besucht hatten, lagen am Union Square. Manche von ihnen waren so exklusiv, dass man nur mit Voranmeldung hereinkam. Der Mordkommission konnte sich natürlich niemand so leicht verschließen.
Die ersten drei Gespräche verliefen belanglos. Herablassend und zurückhaltend beantworteten die Angestellten und Geschäftsführer ihre Fragen. Es waren die üblichen Reaktionen der Polizei gegenüber. Zu sagen hatten sie wenig. Auch das war normal. Alle konnten sich an Arlena und Susan Woods erinnern. In zwei Geschäften hatten sie ein Glas Sodawasser getrunken – nicht das Richtige, um den bitteren Geschmack von GHB zu überdecken. Trotzdem schrieb Joe sich alle Namen auf. Seine Kollegen würden jeden einzelnen von ihnen überprüfen. Joe mochte keine dunklen Ecken in einer Ermittlung.
Der dritte Laden war in sofern interessanter, als der Geschäftsführer, Leeland Daucher, einer der Namen war, der auf Susan Woods Liste stand. Ein Freund von Arlena, der regelmäßig auf den Parties erschien.
Es war eines der exklusivsten Designermodegeschäfte auf dem Union Square. Keine Schaufenster, nur eine Tür mit einem dezenten Messingschild und einer Klingel. Leeland Daucher erschien selbst, um ihnen aufzumachen.
Wenn Joe angenommen hatte, hier einen der Sexualpartner von Arlena vorzufinden, verwarf er diese Idee gleich in den ersten Minuten. Der Mann war eindeutig schwul. Ein lila Rüschenhemd, enge, helle Röhrenhosen und jede Menge Ketten und Ringe. Er war blond, hatte eine dieser angesagten kunstvoll gestylten Out-of-bed-Frisuren. Sehr gepflegt und ein wenig geschminkt, dennoch sah man ihm an, dass er älter war, als er wirkte.
Joe hielt ihm seine Polizeimarke vor die Nase. „Sergeant Hooker von der Mordkommission, das ist Special Agent Robineaux." Er deutete über seine Schulter nach hinten.
„Was kann ich für Sie tun, meine Herren?", fragte er affektiert und fixierte dabei ganz eindeutig Aidan, der sich hinter Joe in den Laden schob. „Gott, wer kommt mir denn da ins Haus? Meine Güte ... eine Schönheit!"
Mit einem Gang, der Giselle Bundchen alle Ehre gemacht hätte, kam er auf Aidan zu und legte ihm geziert eine Hand auf die Brust. „Wollt ihr nicht lieber heute Abend wiederkommen, da habe ich viel mehr Zeit
Weitere Kostenlose Bücher