Cocaine oder die Lust zur Hingabe
nennst, eine Affäre mit Arlena hatte. Eifersucht ist ein sehr starkes Motiv. Vielleicht wollte sie Arlena deswegen aus dem Weg räumen, um bei Ivy freie Bahn zu haben. Vielleicht wollte Carla sie ja nicht einmal umbringen, sondern ihr nur einen Denkzettel verpassen. Kann schon sein, dass ihr nicht bewusst war, was die Kombination mit Koks auslösen würde."
Joe nickte. „Leuchtet mir ein. Crystal sagte, Carla liefe hinter Ivy her wie ein Hündchen – oder so ähnlich. Trotzdem, eine Verbindung zum
Rauschgiftschmuggel fehlt in unserer Theorie."
„Was nicht heißt, dass es sie nicht gibt."
Sechs
Sie waren bereits auf dem Weg zur Villa der Forresters, als Aidans Handy klingelte. Es war sein Freund Michael Frost. Er war abkommandiert worden, zusammen mit der Drogenfahndung der Polizei die Lagerhäuser der Stadt zu durchsuchen. Aidan hatte ihn gebeten, sich in der Fabrik von McCarthy einmal umzusehen.
„Wir bekommen den Durchsuchungsbeschluss nicht. Richter Forrester stellt sich quer."
Aidans Stimmung verdüsterte sich. „Verdammt, hätte ich nicht gedacht, dass er sich vor seinen Schwiegersohn in spe stellt."
„Er meint, wir hätten nicht genug Verdachtsmomente. Er sähe nicht ein, warum er ein gut beleumdetes Unternehmen für unsere Untersuchungen lahm legen lassen soll, nur weil sein Besitzer in seiner Jugend mal eine Dummheit gemacht hat."
„Wo er Recht hat, hat er Recht, nicht wahr?", sagte Aidan zynisch. „Hast du ihm erklärt, wie wir die Sache sehen?"
„Natürlich, ich bin doch kein Anfänger. Aber er sieht da zu viel Spekulation und zu wenig begründeten Verdacht. Von ihm bekommen wir den Beschluss nicht."
„Also gut, dann lass es und konzentriere dich auf die ankommenden McCarthy- Container im Hafen. Vielleicht gibt es eingebaute Hohlräume."
„Mach ich doch gerne, Liebling. Für dich tue ich alles." Auch wenn er ihn aufzog, seine Stimme wurde weich. „Übrigens wollen wir uns nicht mal treffen irgendwann?"
„Gute Idee, ich habe selbst schon daran gedacht... ich ruf dich an, ja?" Aidan legte auf und begegnete Joes fragendem Blick. Er erzählte ihm von dem Gespräch, wobei er ihm natürlich nicht alles auf die Nase band, auch nicht, wer das gewesen war am Telefon.
„So ein Mist, meinst du, da steckt mehr dahinter, als Vorliebe für einen zukünftigen Schwiegersohn?"
„Schwer zu sagen. Im Prinzip hat er ja Recht, doch in diesem Fall hätte ich gedacht, er sieht die Sache etwas lockerer, wo die Ermittlungen nun wirklich nicht leicht sind."
„Tja, da heißt es dran bleiben. Ich bin zäh. So schnell kriegen die mich nicht klein. Jetzt werden wir erst einmal ein Wörtchen mit seiner Tochter reden.", sagte Joe grimmig.
Ivy Forrester ließ sie warten und empfing sie dann in einem weißen Salon voll von Spiegeln, Glasobjekten und Möbeln aus kaltem Stahl. Was sehr gut zu Ivy passte, wie Joe dachte, als sie nur knapp und herablassend seinen Gruß erwiderte. Sie trug ein Kleid aus Silberlamee und wirkte in dieser Umgebung mit ihren silberhellen langen Haaren und ihren kalten grauen Augen wie aus Eis. Wie hatte Crystal sie noch genannt? Die Eisprinzessin.
„Was kann ich für Sie tun?" Ihre Stimme klang kühl und überraschender Weise sehr angenehm. Rein und klar wie ein Bergsee.
„Sie haben sicher gehört, dass Arlena Dunkirk tot aufgefunden worden ist." „Ja."
„Leider müssen wir deshalb alle befragen, die mit ihr bekannt waren. Sie waren doch mit Arlena befreundet?"
Ein trauriges Lächeln trat auf ihre Lippen, und nur die Trauer erreichte ihre Augen. „Flüchtig."
Doch diesmal zog Joe die Schrauben härter an. Es wurde Zeit für ein wenig Tempo und Druck in der Sache. „Sie geben also nicht zu, dass Sie mit Arlena geschlafen haben?"
Wenn er dachte, Ivy so überrumpeln zu können, lag er falsch. Sie zog lediglich erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. „Natürlich gebe ich es zu. Ich habe mit ihr geschlafen, was ja noch nicht heißt, dass ich sie gut gekannt habe."
„Wie kommen Sie darauf?"
„Nun, ich habe zum Beispiel nicht gewusst, dass sie Kokain nimmt. ... genommen hat.", verbesserte sie sich zögernd.
„Und das sollen wir Ihnen glauben?", schnaubte Joe verächtlich. „Glauben Sie, was Sie wollen. Ich habe sie geliebt, aber nach allem, was ich in letzter Zeit über sie hörte, habe ich sie wohl trotzdem nicht gekannt."
Joe fiel der Unterkiefer herunter und blinzelte, fühlte sich von ihr wie geblendet. „Sie haben sie geliebt?"
„Ja. Zum ersten Mal in meinem
Weitere Kostenlose Bücher