Cocaine oder die Lust zur Hingabe
stützte den Kopf in die Hände. Eine Weile saß er so da, vornüber gebeugt vor sich auf den Tisch starrend, auf das Bild von seiner Frau und das antike Schreibset, das sie ihm zum fünfzigsten geschenkt hatte. Schließlich richtete er sich auf und schien sich zu wundern, dass sie noch da waren.
„Verschwindet!", brach es aus ihm hervor. „Verschwindet schon, lauft euch weiter vergeblich die Hacken ab, lasst weiter auf euch schießen von Idioten, die sich unbedingt ungestört in den Abgrund fixen, oder mit dem Unglück anderer ihr Geld machen wollen. Die unmenschlich genug sind zu glauben, nur sie hätten das Recht auf Reichtum und Leben."
Mann oh Mann, das war aber einiges, was der sonst so gemütliche Chief da plötzlich vom Leder riss, dachte Joe und stand auf. „Chief, wir glauben ..."
„Ist schon okay, Joe, hab mich schon wieder beruhigt. Manchmal hängt mir bloß alles so furchtbar zum Hals raus, dass ich am liebsten auf der Stelle kündigen und mich ab sofort nur noch um die Liebe kümmern möchte. Meine Frau würde es freuen. Und wenn wir mal ehrlich sind, es wäre die einzig richtige Lösung nach so langer Zeit, in der man sich für die Sicherheit der Bevölkerung krumm gelegt und sein Privatleben zwangsläufig zur Nebensache degradiert hat."
Oh, je, jetzt wurde er auch noch philosophisch. Da kratzte Joe lieber schnell die Kurve, obwohl seine Worte noch eine Weile in ihm nachhallten. Sich um die Liebe kümmern. Das konnte er gut verstehen. Er warf Aidan einen verstohlenen Seitenblick zu und musste sich schwer zusammenreißen, um sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Er seufzte.
„Der Chief hat in einer Sache Recht.", meinte er, als sie sich wieder an seinem Schreibtisch gegenübersaßen. „Ich weiß nicht, was wir jetzt noch tun könnten, um eine Verbindung zwischen Arlenas Tod und Ralston oder einem dieser Anwälte zu finden."
„Wir sollten noch mal in diesen Club gehen, ins ,Blue Moon'. Wir haben den Barkeeper zwar schon gleich zu Anfang verhört, aber da hatten wir die Fotos der Staatsanwälte noch nicht. Vielleicht erkennt er ja einen von ihnen wieder."
Enttäuscht zog Joe die Beine an, die er ausgestreckt hatte in der vagen Hoffnung, die von Joe erreichen zu können. Er hatte sie kurz berührt, dann aber befürchtet, es könne von jemandem gesehen werden. Aidan hatte Recht, sie mussten los. Untätig herumzusitzen war nicht seine Kragenweite und wer weiß ... im Auto konnten sie vielleicht ...
***
Jack knallte die Tür hinter sich zu und riss beinahe seine Haushälterin um, die bei dem Krach aus der Küche gelaufen kam. Er stutzte, als er sie sah, und ihm ging
auf, was er tun musste. Es fiel ihm schwer, aber es ging nicht anders, sie musste aus dem Weg. „Ruth, Sie können leider nicht länger bei mir bleiben. Ich werde Ihnen zwei Jahresgehälter als Abfindung zahlen, aber ich möchte, dass Sie noch heute mein Haus verlassen."
Ruth schaute ihn ruhig aus ihren schwarzen Augen an. Sie war schon zu lange bei ihm, um sich von ihm einschüchtern zu lassen. „Ist etwas passiert, Mr. McCarthy?"
„Ja, tut mir leid, ich wünschte, es wäre nicht so, aber ich muss auf Ihre Dienste in Zukunft verzichten. Ich werde meine Sekretärin anweisen, Ihnen einen Scheck zu schicken. Es ist doch noch die gleiche Adresse?"
Ruth nickte. Mitleid keimte in ihrem Blick. „Soll ich nicht lieber bei Ihnen bleiben? Ich kann Sie doch hier nicht einfach alleine lassen."
„Das spielt keine Rolle mehr, es ist zu spät. Bitte gehen Sie einfach ..." Er ging in sein Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Dann öffnete er eine Geheimtür hinter einem der Spiegel und sah sich seine Waffensammlung an. Jetzt wusste er endlich, wer dahinter steckte, wer Arlena umgebracht hatte. Am liebsten hätte er das Arschloch mit seiner guten alten Pumpgun zu Brei geschossen, aber er wusste nur zu genau, dass er nicht weiter als bis auf ein paar Hundert Meter an ihn herankommen würde.
Wie er diesen Tag bereute, an dem er sich gegen seine innere Überzeugung dazu hatte überreden lassen, Container für diese Firma herzustellen! Er hatte einiges von Ralston gehört, behielt solche Leute gerne im Auge. Dass er trotzdem so blind gewesen war und nicht gemerkt hatte, dass Ralston hinter Canadian Transport Enterprises steckte! Sonst hätte er die Container nie gebaut. Nein, er hätte auf jeden Fall Verdacht schöpfen müssen. Wozu brauchte man schon so kleine Hohlräume? Für den Schmuggel von Diamanten, hatte er
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