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Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Cocaine oder die Lust zur Hingabe

Titel: Cocaine oder die Lust zur Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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sich beruhigt, ohne genauer nachzuforschen. Und damit hatte er alles zerstört, was ihm in seinem Leben etwas bedeutete. Sein Unternehmen war ihm egal, aber Arlena ... ohne Arlena war alles sinnlos geworden.
    Grimmig entschlossen nahm er die Schachtel mit den großen, an der Spitze abgeflachten Stahlmantelgeschossen aus der hintersten Ecke hervor und zog sein Messer. Mehr als einen, höchstens zwei Schüsse würde er nicht abgeben können, bevor die Männer ihn erschossen. Da wollte er sicher gehen, den größtmöglichen Schaden anzurichten. Befriedigt von dem Gedanken schnitt er ein tiefes Kreuz in die Spitze dreier Patronen.
    Er würde nicht abtreten, bevor er diese Sache erledigt hatte. Chief Callaghan hatte Recht. Der Scheißkerl würde so schnell wie möglich das Land verlassen wollen, und Jack ahnte wo und wie. Er würde nicht lange auf ihn warten müssen. Und dann würde er ihn mit sich nehmen – in die tiefsten Tiefen der Hölle.

    ***
    „Also sicher bin ich nicht, aber wenn es einer von denen ist, dann ist es der. Das Gesicht kommt mir bekannt vor." Der Barkeeper wies auf das Bild von Alec Swinborn, dem stellvertretenen Staatsanwalt. Er war gerade erst gekommen, um die Cocktails für den Mittagsansturm vorzubereiten. Im Augenblick polierte er mit

einem weichen, strahlendweißen Leinentuch die Gläser, während er ihre Fragen beantwortete. Irgendwo in einem der hinteren Zimmer lief ein Staubsauger. Um diese Zeit war der Club noch geschlossen und sie hatten den großen Raum für sich. Aidan sah sich um – überall nur Stahl und Glas, am Tage war dies ein sehr nüchterner, kalter Raum.
    „Der Kerl steht immer dort drüben in der Ecke bei der Palme. Ist mir aufgefallen, weil er nie tanzt, aber ständig auf die Tanzfläche starrt und einen Jack Russell nach dem anderen trinkt. Er bleibt nie länger als zwei, drei Stunden."
    Der Barkeeper war Ende dreißig und Aidan schätzte, er verdankte seinem Beruf einiges an Beobachtungsgabe. Wenn jemand die Menschen kannte, so waren es die Barkeeper, dachte er zynisch. Die sahen das beste und das schlechteste der Menschen jeden Tag, wie eine endlose teuflische Komödie.
    „Aber Sie sind sich nicht sicher, ob es dieser Mann ist." Joe hielt ihm noch einmal das Foto vor die Nase.
    „Nein, wirklich, ich meine, der Mann ist ja nicht gerade auffällig. Es ist schwer, so jemanden auf einer Fotografie wiederzuerkennen. Er hat ein Duzendgesicht. Was hat er denn für eine Figur?" Denzel Redman war schwul, ging es Aidan durch den Kopf. Er achtete bestimmt auf den Körper eines Mannes.
    „Er ist etwa so groß.", Aidan wies auf seine Schulter. „Seine Figur ist ganz ansprechend." Er lächelte Denzel ein wenig verschwörerisch an. „Wenn auch wahrscheinlich nicht trainiert."
    Denzel nickte nachdenklich. „Eine von den Schwestern, die aussehen wie weiße Maden, he? Soll ja manche Männer besonders antörnen, ich stehe da eher auf so etwas wie dich, mein Lieber." Er sagte das so trocken und wie nebenbei, während er das Glas ungerührt weiter polierte, dass Aidan sich das Lachen nur schwer verbeißen konnte.
    Joe sah das weniger locker. Er lehnte sich über den Tresen, nahm Denzel beim Kragen und zwang ihn, ihm in seine drohend zusammengekniffenen Augen zu sehen. „Ganz falsche Baustelle, mein Lieber", zischte er ihn an.
    „Oh, da ist aber eine eifersüchtig!", lachte Denzel und machte sich von Joe los. „Kann ich verstehen, er ist hübsch, dein Lover. Zieht die Männer an, wie das Licht die Motten, he?"
    „Was erlauben Sie sich ..." ereiferte sich Joe und wollte schon wieder auf ihn losgehen, doch Aidan legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. Er zwin- kerte Denzel zu. „Meine Kleine ist aber auch nicht von schlechten Eltern, was?"
    Denzel nickte. „Und sogar mit Sahnehäubchen obenauf.", sagte er mit einem Augenzwinkern in Richtung von Joes weißem Kopfverband.
    Aidan legte den Kopf zurück und lachte dröhnend.
    ***
    „'Meine Kleine'? Was fällt dir ein, mich vor dem Typ so zu behandeln? So weit ist es mit mir also schon gekommen!", zeterte Joe, als sie draußen waren.
    Sein Protest kam in einer solch komischen Verzweiflung, dass Aidan lachte, bis sich die Leute, die auf der Sonnenterrasse des Clubs auf seine Öffnung warteten, erstaunt nach ihm umdrehten.

Er gab Joe vor aller Augen einen langen intimen Kuss auf den Mund. Einige der aufgebrezelten High-Society-Ladys mit ihren ,Tennislehrern' in Designersportklamotten drehten ihnen empört den Rücken zu.
    Aidan

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