Cocktail fuer einen Vampir
»Sie sind ein verschlagener Mistkerl.« Die Schutzzauber rund um das Haus hatten versucht, ihn fernzuhalten, doch ich Dummkopf hatte ihn eingeladen, hereinzukommen.
Er besaß die Frechheit, sich angegriffen zu fühlen.
»Na, hören Sie mal, ich versuche bloß, ein paar Dollar nebenbei zu machen und so unser Geschäft in diesen schlechten Zeiten über Wasser zu halten.« Dachte er etwa, ich würde ihm glauben, was er da erzählte? Ich überprüfte ihn kurz, aber gründlich. Er hatte keine Schusswaffe bei sich, aber ein Messer, das in einer Scheide an seinem Gürtel steckte, so wie bei vielen Männern, die jeden Tag irgendwelche Kartons öffnen müssen. Es war nicht groß – aber jedes Messer war verdammt furchteinflößend.
»Sookie«, fuhr er fort, »ich bin heute Abend hier zu Ihnen herausgekommen, um Ihnen einen Gefallen zu tun. Ich glaube, Sie wissen gar nicht, dass Sie da einen wertvollen kleinen Gegenstand besitzen. Es spricht sich bereits herum, und das Interesse daran steigt stark. Sie könnten es ein klein wenig zu gefährlich finden, ihn im Haus zu behalten. Und ich verwahre ihn gern im Safe meines Büros. Ich habe in Ihrem Sinne mal einige Nachforschungen angestellt, und das, was Sie vielleicht nur für ein hübsches altes Stück halten, das Ihre Großmutter Ihnen im Geheimfach ihres Schreibtisches hinterlassen hat, hätten ein paar Leute sehr gern für ihre Privatsammlung.«
Er hatte also nicht nur das Geheimfach geöffnet und sich angesehen, was darin war, bevor er mich herbeirief, sondern auch den Brief zumindest überflogen. Den Brief, den meine Großmutter an mich geschrieben hatte. Gott sei Dank hatte er keine Gelegenheit gehabt, ihn sorgfältig zu lesen. Er hatte keine Ahnung, wer oder was ich war.
Irgendetwas in mir fing Feuer. Ich wurde sauer. Richtig sauer.
»Kommen Sie rein«, sagte ich ruhig. »Unterhalten wir uns mal darüber.«
Er war überrascht, aber erleichtert.
Ich lächelte ihn an.
Und dann drehte ich mich um und ging schnurstracks in die Küche. In der Küche gab es jede Menge Waffen.
Callaway folgte mir, seine Halbschuhe machten leise klack auf den Holzdielen des Bodens.
Es wäre mir sehr gelegen gekommen, wenn Jason in genau diesem Moment seinen Süßkartoffelauflauf abgeholt hätte, oder wenn Dermot zum Abendessen nach Hause gekommen wäre. Doch ich setzte nicht auf ihre Hilfe.
»Sie haben also auch den Samtbeutel aufgemacht? Und hineingesehen?«, sagte ich über die Schulter hinweg. »Ich weiß nicht, warum Gran mir eine alte Puderdose hinterlassen hat, aber sie ist irgendwie ganz hübsch. Gran war so eine Art Spinnerin, eine süße alte Lady, aber mit etwas zu viel Fantasie.«
»Unsere älteren Verwandten schätzen sehr oft Dinge, die eigentlich gar keinen materiellen Wert haben«, sagte der Antiquitätenhändler. »In Ihrem Fall hat Ihre Großmutter Ihnen ein Stück hinterlassen, das auch nur für ein paar spezielle Sammler von Interesse ist.«
»Wirklich? Was ist es denn? Sie hat dem Ding irgendso einen verrückten Namen gegeben.« Noch hielt ich die Fäden in der Hand. Ich lächelte in mich hinein. Und ich war mir ziemlich sicher, dass es kein sehr liebenswürdiges Lächeln war.
Er zögerte nicht. »Es ist ein Geschenk zum Valentinstag aus der Zeit um 1900«, sagte er. »Aus Speckstein. Wenn man es aufmacht, ist darin gerade Platz genug für die Locke der geliebten Person, die es einem geschenkt hat.«
»Ach, wirklich? Ich konnte es nicht öffnen. Wissen Sie, wie es geht?« Ich war mir sicher, dass nur die Absicht, es zu benutzen, das Cluviel Dor öffnen konnte.
»Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es öffnen kann«, sagte er, und das glaubte er wirklich – aber er hatte es noch nie versucht. Dazu hatte er an jenem Tag keine Zeit gehabt, und er hatte auch nur einen kurzen Blick auf das Cluviel Dor und den Brief geworfen. Er vermutete, dass er das runde Stück öffnen könnte, weil es ihm bislang noch immer gelungen war, äußerlich ähnliche antike Gegenstände zu öffnen.
»Das wäre wirklich interessant«, erwiderte ich. »Und wie viele Leute werden ein Gebot für dieses alte Ding abgeben? Wie viel Geld kann ich damit verdienen?«
»Mindestens zwei Leute sind interessiert«, erzählte er. »Aber mehr braucht man nicht, um einen kleinen Profit zu erzielen. Vielleicht bekommen Sie so um die tausend Dollar, aber ich muss ja auch meinen Anteil kriegen.«
»Warum sollte ich Ihnen etwas zahlen? Warum sollte ich nicht selbst Kontakt zu diesen Leuten
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