Cocktail fuer einen Vampir
aus dem Ofen holte und mich daran machte, die letzte Schicht hinzuzufügen, sagte Jason: »Hey, du hast bestimmt schon gehört, dass all unsere alten Möbel zerstört worden sind, oder? All der Krempel, den die beiden Antiquitätenhändler gekauft haben. Wie hießen die noch? Brenda und Donald? Ich hoffe, du hast dein Geld gleich gekriegt. Das lief doch hoffentlich nicht auf Kommission, oder?«
Ich erstarrte, als ich die Auflaufform halb aus dem Ofen gehievt hatte, zwang mich aber, weiterzumachen mit meiner Arbeit. Es half, dass Dermot in diesem Moment hereinkam, und da Jason und er sich so unglaublich ähnlich sahen, machte es Jason jedes Mal, wenn er unseren Großonkel traf, einen Riesenspaß, ihm zu sagen, wie gut er doch aussehe.
»Nein, ich habe für die Möbel gleich Bargeld bekommen«, erwiderte ich, als die Verlautbarungen der Gesellschaftzur gegenseitigen Bewunderung ein Ende genommen hatten. Und in Jasons Gedanken konnte ich deutlich lesen, dass er fast schon vergessen hatte, mich überhaupt gefragt zu haben.
Als ich fertig war und Jason mit dem heißen Auflauf schon auf dem Weg nach Hause, hatte Dermot angeboten, uns zum Abendessen Hamburger zu machen. Kochen war noch etwas, das ihn mittlerweile sehr interessierte, dank der Fernsehköche und ihrer Kochshows. Während Dermot das Fleisch briet und alles herausholte, was wir eventuell auf die Brötchen tun wollten, sah ich mich sehr sorgfältig in der Küche um und prüfte, ob das Ereignis wirklich keine Spuren hinterlassen hatte.
Oh, komm schon, ermahnte ich mich selbst. Der Mord an Donald Callaway. »Ereignis«, ich fass es nicht, so ein Quatsch! Es war ganz gut, dass ich noch mal nachgesehen hatte, wie sich herausstellte, denn unter dem Küchentisch entdeckte ich eine Sonnenbrille, die Callaway wohl aus der Brusttasche seines Hemds gefallen sein musste. Dermot sagte nichts, als ich sie aufhob und in eine der Küchenschubladen legte.
»Du hast vermutlich auch nichts von Claude oder Niall gehört, wie?«, fragte ich.
»Nein. Vielleicht hat Niall Claude ja getötet, oder vielleicht sind wir alle, die wir hier festsitzen, Claude auch egal, jetzt, da er wieder in der Elfenwelt ist«, sagte Dermot in ziemlich philosophischem Ton.
Ich konnte nicht ernsthaft einwenden, dass diese Szenarien völlig abwegig seien, weil ich genug über Elfen und auch genug über Claude wusste, um sie für absolut möglich zu halten. »Werden heute Nacht wieder einige aus dem Hooligans in meinem Wald auf die Jagd gehen?«,fragte ich. »Bellenos und Gabe haben dir sicher von gestern Abend erzählt.«
»Die beiden werden heute Nacht nicht dabei sein«, sagte Dermot ziemlich grimmig. »Ich habe sie zur Bestrafung zum Arbeiten verdonnert. Sie hassen es, die Toiletten und die Küche zu putzen, daher wird das ihre Aufgabe sein, sobald der Club geschlossen hat. Wenn sie sich anständig benehmen, dürfen sie morgen vielleicht wieder mit. Das mit deinem Auto tut mir leid, Nichte.«
Fast alle Elfen nannten mich mittlerweile »Schwester«, nur Dermot blieb immer bei »Nichte«. Es gab eine Menge sehr viel schlimmere Namen, die sie mir hätten verpassen können, aber all diese familiären Ausdrücke klangen doch furchtbar privat. »Das Auto läuft prima«, sagte ich, auch wenn die Delle im Kotflügel früher oder später mal ausgebeult werden müsste. Eher später. Der Sicherheitsgurt musste allerdings sofort ersetzt werden. Und es überraschte mich etwas, dass Dermot den Kobold mit den spitzen Zähnen und seine blonde Jagdgefährtin bestrafte wie kleine Kinder, indem er ihnen unliebsame Putzarbeiten zuteilte. Doch laut sagte ich: »Wenigstens konnten die beiden das Auto wieder aus dem Straßengraben hieven. Ich mache mir nur Sorgen, dass sie sich auf dem Land eines anderen herumtreiben oder Bill in die Arme laufen.«
»Er liebt dich«, sagte Dermot und wendete die Hamburger in der Bratpfanne.
»Ja, ich weiß.« Ich holte zwei Teller und eine Schüssel gemischter Früchte heraus. »Dagegen kann ich nichts tun, nur ihm eine gute Freundin sein. Ich habe ihn auch einmal geliebt, und ich muss sagen, in manchen Augenblicken spüre ich die alte Faszination auch noch, aber ich liebe Bill nicht. Nicht mehr.«
»Du liebst den Blonden?« In Sachen Bill hatte Dermot sehr sicher geklungen, aber in Sachen Eric schien er nicht ganz so sicher zu sein.
»Ja.« Doch ich empfand nicht mehr den Gefühlsrausch von Liebe, Lust und Leidenschaft wie noch vor wenigen Wochen. Ich hoffte, dass ich all das
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