Cocktails fuer drei
wieso es uns da anders gehen sollte.«
Giles runzelte die Stirn. »Es wäre ein sehr langer Tag. Mit dem Zug hin, den ganzen Tag arbeiten, abends wieder zurück …«
»Ich weiß. Das wäre es, wenn wir hier wohnen blieben.« Maggie sah Giles an, und ihr Lächeln wurde breiter. »Schon deshalb müssen wir wieder zurück nach London ziehen.«
»Wie bitte?« Giles starrte sie an. »Maggie, das ist nicht dein Ernst.«
»Oh, doch. Lucia ist auch meiner Meinung. Stimmt’s nicht, Süße? Sie möchte ein City Girl sein, genau wie ich.« Zärtlich betrachtete sie Lucia, die noch immer auf dem Boden lag und tief und fest schlief.
»Maggie …« Giles schluckte. »Liebling, meinst du nicht, dass du ein wenig überreagierst? Unser Plan war doch immer …«
»Dein Plan«, warf Maggie sanft ein.
»Aber wo doch meine Mutter in der Nähe wohnt und so, ist es doch der helle Wahnsinn …«
»Deine Mutter ist auch meiner Meinung.« Maggie lächelte. »Deine Mutter – falls du es noch nicht wusstest – ist die Größte.«
Sprachlos sah Giles sie an. Dann warf er plötzlich den Kopf in den Nacken und lachte.
»Ihr Weiber! Ihr habt hinter meinem Rücken intrigiert, stimmt’s?«
»Möglich.« Maggie lächelte verschlagen.
»Und gleich erzählst du mir, du hast dir schon Wohnungsangebote kommen lassen.«
»Möglich«, sagte Maggie nach einer Pause, und Giles prustete.
»Du bist echt unglaublich. Und hast du auch schon mit den Leuten bei deiner Arbeit gesprochen?«
»Noch nicht«, sagte Maggie. »Aber ich rufe den neuen Chef heute an. Ich wollte sowieso mal sehen, was da so los ist.«
»Und spiele ich in dieser Angelegenheit auch eine Rolle?«, fragte Giles. »Irgendeine?«
»Hmmm.« Nachdenklich sah Maggie ihn an. »Du könntest mir noch einen Kaffee machen, wenn du willst.«
Candice und Ed saßen draußen im Sonnenschein, Seite an Seite auf der Stufe vor der Haustür, tranken Instant-Kaffee aus seltsam getöpferten Bechern. Neben ihnen stand ein Teller mit nicht mehr ganz frischen Keksen, die sie in einer Dose gefunden und nach dem ersten Bissen weggestellt hatten.
»Weißt du, was das Allerdämlichste ist?«, sagte Candice und sah einem Eichhörnchen hinterher, das über das Scheunendach wetzte. »Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen. Ich habe ihr gegenüber immer noch ein schlechtes Gewissen.«
»Heather?«, sagte Ed erstaunt. »Du spinnst. Nach allem, was sie dir angetan hat?«
»Fast wegen allem, was sie mir angetan hat. Wenn sie mich so sehr hassen konnte …« Candice schüttelte den Kopf. »Was sagt mir das darüber, was mein Vater ihrer Familie angetan hat? Er hat ihr Leben zerstört.« Ernst sah sie Ed an. »Jedes Mal, wenn ich daran denke, wird mir ganz kalt.«
Sie schwiegen. In der Ferne rief schrill ein Kiebitz und flatterte aus einem Baum hervor.
»Ich verstehe nicht viel von schlechtem Gewissen«, sagte Ed schließlich. »Als Anwalt.« Er nahm einen Schluck Kaffee. »Aber ich bin mir sicher, dass du kein schlechtes Gewissen haben musst. Du hast Heathers Familie nicht betrogen. Das war dein Vater.«
»Ich weiß. Trotzdem …«
»Es kann dir also leidtun – wie dir ein Erdbeben leidtut. Aber du kannst dir dafür nicht die Schuld geben.« Er sah sie offen an. »Du warst es nicht, Candice. Du hast es nicht getan.«
»Ich weiß«, sagte Candice nach einer Pause. »Du hast recht. Im Grunde weiß ich, dass du recht hast. Aber …« Sie nahm einen Schluck Kaffee und seufzte betrübt. »Ich habe alles falsch verstanden, oder? Es war, als hätte ich alles spiegelverkehrt gesehen.« Vorsichtig stellte sie den Becher ab und lehnte sich an den bemalten Türrahmen. »Ich meine, in den letzten Wochen war ich so glücklich. Ich habe wirklich geglaubt, Heather und ich wären …«
»Unzertrennlich?«
»Fast.« Candice lachte beschämt. »Wir haben uns einfach so gut verstanden … es waren alberne, kleine Dinge. Wie etwa …« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Einmal hat sie mir einen Füller geschenkt.«
»Einen Füller?«, sagte Ed grinsend.
»Ja«, sagte Candice trotzig. »Einen Füller.«
»Mehr braucht man nicht, um dein Herz zu gewinnen? Einen Füller?« Ed stellte den Kaffee ab und griff in seine Tasche.
»Nein! Sei nicht …« Candice stutzte, als Ed einen abgewetzten alten Kuli hervorholte.
»Bitte sehr«, sagte er. »Wie gefalle ich dir jetzt?«
»Lach mich nicht aus!«, sagte Candice und spürte, wie sie rot wurde.
»Tu ich nicht.«
»Tust du wohl! Du meinst, ich bin
Weitere Kostenlose Bücher