Cocktails fuer drei
Nachtschränkchen neben dem Doppelbett lagen ein paar Hochglanzmagazine.
»Das ist ja der Wahnsinn!«, sagte Heather. »Diese Wohnung ist unglaublich.« Sie blickte sich um. »Und wie sieht dein Zimmer aus? Ist das die Tür?«
»Es ist … okay«, sagte Candice. »Ehrlich …«
Aber Heather war zu schnell für sie. Schon hatte sie die Tür aufgemacht und sah in ein erheblich kleineres Zimmer mit einem Einzelbett und einem billigen Kiefernholzschrank.
»Das ist deins?«, sagte sie verwundert, dann drehte sie sich langsam zu dem lavendelfarbenen Zimmer um. »Eigentlich ist das da deins, oder?«, fragte sie überrascht. »Du überlässt mir dein eigenes Zimmer!«
Sie schien verwundert – fast amüsiert –, und Candice spürte, dass sie vor Verlegenheit rot anlief. Sie war stolz auf ihre kleine Geste gewesen, hatte am Abend fröhlich vor sich hin gesummt, während sie die Kleider aus ihrem Schlafzimmer räumte, um Platz für Heather zu machen. Als sie nun Heathers Miene sah, merkte sie, dass es ein Fehler gewesen war. Selbstverständlich würde Heather darauf bestehen, dass sie zurücktauschten. Der ganze Vorfall würde ihr Arrangement nur belasten.
»Ich dachte einfach, du hättest es gern hübsch«, sagte sie und kam sich dumm vor. »Ich weiß, wie es ist, wenn man bei jemand anderem einzieht. Deshalb dachte ich mir, ich gebe dir das größere Zimmer.«
»Verstehe«, sagte Heather und warf nochmals einen Blick auf das lavendelfarbene Zimmer. »Na, wenn du meinst.« Sie strahlte Candice an und schob einen ihrer Koffer ins Zimmer. »Das ist wirklich nett von dir. Ich ziehe gern hier ein.«
»Oh«, sagte Candice halb erleichtert, halb enttäuscht. »Okay. Gut … dann lass ich dich mal auspacken.«
»Sei nicht albern!«, sagte Heather. »Ich pack später aus. Trinken wir erst mal was.« Sie langte in ihre Tasche. »Ich hab uns Champagner mitgebracht.«
»Blumen und Champagner!« Candice lachte. »Heather, das geht zu weit.«
»Bei besonderen Gelegenheiten trinke ich immer Champagner«, sagte Heather, und ihre Augen funkelten Candice an. »Und diesen Tag sollten wir nun wirklich feiern. Findest du nicht auch?«
Als Candice in der Küche den Champagner aufmachte, hörte sie die Holzdielen im Wohnzimmer knarren, wo Heather sich umsah. Sie schenkte zwei Champagnerflöten voll, die noch von einem Empfang stammten, den seinerzeit Bollinger gesponsert hatte, dann nahm sie Gläser und Flasche mit nach nebenan. Heather stand am Kaminsims – die blonden Haare im Lampenlicht wie ein Heiligenschein – und betrachtete ein gerahmtes Foto. Als Candice das sah, fing ihr Herz an zu rasen. Wieso hatte sie dieses Foto nicht weggeräumt? Wie hatte sie so dumm sein können?
»Hier«, sagte sie, reichte Heather ein Glas Champagner und versuchte, sie vom Kaminsims wegzulocken. »Auf uns.«
»Auf uns«, wiederholte Heather und nahm einen Schluck. Dann wandte sie sich wieder dem Kamin zu, nahm das Foto und betrachtete es ausgiebig. Candice nahm noch einen Schluck Champagner und gab sich alle Mühe, nicht in Panik auszubrechen. Sie sagte sich, wenn sie normal blieb, würde Heather keinen Verdacht schöpfen.
»Das bist du doch, oder?«, fragte Heather und blickte auf. »Süß siehst du aus! Wie alt bist du da?«
»Elf ungefähr«, sagte Candice und rang sich ein Lächeln ab.
»Und das sind deine Eltern?«
»Ja«, sagte Candice so normal wie möglich. »Das ist meine Mutter und …«, sie schluckte, »… das ist mein Vater. Er … er ist schon eine Weile tot.«
»Oh, das tut mir leid«, sagte Heather. »Er sah echt gut aus, nicht?« Sie betrachtete das Bild etwas genauer, dann hob sie den Kopf und lächelte. »Ich wette, er hat dich schrecklich verwöhnt, als du klein warst.«
»Ja«, sagte Candice und versuchte zu lachen. »Na, du weißt ja, wie Väter sind …«
»Allerdings«, sagte Heather. Sie warf einen letzten Blick auf das Foto, dann stellte sie es wieder auf den Kamin. »Ach, das wird lustig«, sagte sie plötzlich. »Meinst du nicht auch?« Sie kam herüber und legte Candice liebevoll ihren Arm um die Taille. »Wenn wir zwei beiden hier zusammenwohnen. Das wird bestimmt lustig!«
Gegen Mitternacht desselben Abends, nach einem Vier-Gänge-Menü und reichlich göttlichem Chablis, kam Roxanne in ihre Suite im Aphrodite Bay Hotel zurück, fand das Bett aufgeschlagen und das Licht gedimmt, und an ihrem Telefon blinkte eine Nachricht. Sie trat die Schuhe von den Füßen, setzte sich aufs Bett, drückte die Taste am
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