Cocktails fuer drei
flüchtiges Lächeln strich über Ralphs Gesicht, und er ließ sich langsam auf einen Stuhl sinken. Roxanne musterte ihn und runzelte die Stirn.
»Geht es dir gut?«, sagte sie. »Du siehst mitgenommen aus.«
»War etwas spät gestern Abend«, sagte Ralph und schloss die Augen.
»Na dann«, sagte Roxanne fröhlich. »In dem Fall hast du von mir kein Mitleid zu erwarten.«
Candice trank von ihrem Wein und sah sich im überfüllten Restaurant um.
»Unfassbar, wie voll es hier ist!«, sagte sie. »Ich hatte ja keine Ahnung, wie viele Leute abends shoppen gehen!«
Heather lachte. »Warst du denn noch nie abends shoppen?«
»Doch, klar. Aber mir war nicht bewusst, dass da so eine … Partyatmosphäre herrscht.« Sie nahm noch einen Schluck Wein und sah sich um. »Vielleicht sollte ich Justin einen Artikel darüber vorschlagen. Wir könnten hier ein paar Leute interviewen, Fotos machen …«
»Gute Idee«, sagte Heather und nippte an ihrem Wein. Vor ihr lagen die Speisekarte sowie ein Stift, den der Kellner ihnen dagelassen hatte, und Heather nahm ihn zur Hand. Sie fing an, auf der Speisekarte herumzukritzeln: gezackte Sterne mit langen, glitzernden Strahlen. Fasziniert, leicht angetrunken, sah Candice ihr dabei zu. Eine halbe Stunde hatten sie auf einen Tisch warten müssen und dabei je einen Gin & Tonic und zusammen noch eine halbe Flasche Wein gekippt. Irgendwie schien sie schneller zu trinken als Heather, und auf leeren Magen wirkte der Alkohol stärker als sonst.
»Es ist doch komisch, oder?«, sagte Heather und blickte abrupt auf. »Wir stehen uns so nahe, und dabei kennen wir uns gar nicht richtig.«
»Stimmt schon«, sagte Candice grinsend. »Was möchtest du denn gern wissen?«
»Erzähl mir von Justin«, sagte Heather nach einem Moment. »Magst du ihn immer noch?«
»Nein!«, sagte Candice, dann lachte sie. »Als Redakteur finde ich ihn möglicherweise erträglich. Aber ich empfinde … nichts mehr für ihn. Ich glaube, es war ein Riesenfehler.«
»Ach so?«, sagte Heather freundlich.
»Anfangs hat er mich schwer beeindruckt. Ich fand ihn unglaublich klug und wortgewandt und einfach wunderbar. Aber das ist er nicht. Nicht, wenn man genau hinhört, was er von sich gibt.« Sie trank von ihrem Wein. »Er hört sich einfach gern selbst reden.«
»Und da ist weit und breit kein anderer abzusehen?«
»Momentan nicht«, sagte Candice heiter. »Und ich kann nicht gerade behaupten, dass es mir was ausmachen würde.«
Ein Kellner kam an den Tisch, zündete die Kerze zwischen ihnen an und legte Messer und Gabeln bereit. Heather wartete, bis er weg war, dann blickte sie wieder auf. Ihr Gesicht leuchtete im Kerzenschein.
»Also … bedeuten dir Männer nichts.«
»Keine Ahnung«, sagte Candice leise lachend. »Ich schätze, der Richtige vielleicht doch.« Sie sah, wie Heather die Flasche Wein nahm und ihr nachschenkte. Plötzlich funkelten ihre Augen.
»Aber was sonst?«, fragte sie leise. »Was bedeutet dir am meisten auf der Welt? Was ist dir … wichtig?«
»Was mir wichtig ist?« Nachdenklich wiederholte Candice die Frage und starrte in ihr Glas. »Ich weiß nicht. Meine Familie, schätze ich. Obwohl mir meine Mutter gar nicht mehr so nahesteht. Und meine Freunde.« Mit plötzlicher Gewissheit blickte sie auf. »Meine Freundinnen sind mir wichtig. Besonders Roxanne und Maggie.«
»Deine Freundinnen.« Heather nickte langsam. »Freunde sind so wichtig.«
»Und mein Job. Ich liebe meinen Job.«
»Aber nicht wegen des Geldes«, bohrte Heather.
»Nein! Das Geld ist mir egal!« Candice errötete ein wenig und trank von ihrem Wein. »Ich hasse Materialismus. Und Gier. Und … Unaufrichtigkeit.«
»Du möchtest ein guter Mensch sein.«
»Ich möchte es versuchen.« Candice stieß ein betretenes kleines Lachen aus und stellte ihr Weinglas ab. »Aber was ist mit dir? Was ist dir wichtig?«
Es folgte kurzes Schweigen. Ein seltsamer Ausdruck fuhr über Heathers Gesicht.
»Ich habe lernen müssen, lieber nichts so nah an mich herankommen zu lassen«, sagte sie schließlich und lächelte kurz. »Denn man kann es von heute auf morgen verlieren, ohne Vorwarnung. Eben ist es noch da, im nächsten Moment nicht mehr.« Sie schnippte mit den Fingern. »Einfach so.«
Schuldbewusst starrte Candice sie an und wollte plötzlich immer weiterreden, vielleicht sogar die Wahrheit sagen.
»Heather …«, sagte sie zögernd. »Ich habe … ich habe nie …«
»Hey!«, unterbrach Heather sie lachend und deutete hinter
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