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Cocktails fuer drei

Cocktails fuer drei

Titel: Cocktails fuer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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bis der ganze Laden Maggie anstarrte. Schließlich hatte sich die Frau vor ihr umgedreht und fachkundig gesagt: »Der arme Kleine hat wohl Hunger.«
    Maggie hatte die Frau nur angeschnauzt: »Es ist eine Sie ! Und sie hat keinen Hunger! Ich habe sie eben erst gestillt!« Fast unter Tränen hatte sie Lucia aus dem Einkaufswagen gehoben und war aus dem Laden gestürmt, unter den erstaunten Blicken der Leute hinter ihr.
    Wenn sie jetzt an diesen Zwischenfall dachte, hätte sie vor Scham im Boden versinken können. Was für eine Mutter war sie eigentlich, wenn sie nicht mal einen simplen Einkauf zustande brachte? Sie sah andere Frauen mit kleinen Babys ungerührt die Straße entlangschlendern, unbekümmert mit ihren Freundinnen plaudern, in Cafés sitzen, die schlafenden Kinder an ihrer Seite. Wie konnten sie so entspannt sein? Sie würde sich nie in ein Café trauen, aus Angst, dass Lucia zu schreien anfing, aus Angst vor diesen genervten, ablehnenden Blicken der Leute, die in Ruhe einen Kaffee trinken wollten. Diese Blicke, die sie selbst Müttern mit quäkenden Kindern immer zugeworfen hatte.
    Sie dachte an ihr altes Leben, und es schien ihr so verlockend, dass sie sich am liebsten weinend auf den Boden geworfen hätte. Und augenblicklich, wie aufs Stichwort, fing Lucia an zu schreien – ein kleiner, klagender Schrei, fast verloren im Wind. Maggie schlug die Augen auf und merkte, wie die vertraute Müdigkeit über sie kam. Dieser durchdringende kleine Schrei verfolgte sie auf Schritt und Tritt: Sie hörte ihn im Traum, sie hörte ihn im Rauschen des Wasserkochers, sie hörte ihn im laufenden Wasserhahn, wenn sie versuchte, ein Bad zu nehmen. Sie konnte ihm nicht entkommen.
    »Okay, mein Schatz«, sagte sie laut und lächelte in den Kinderwagen. »Schaffen wir dich wieder nach Hause …«
    Es war Giles’ Vorschlag gewesen, dass sie am Morgen einen Spaziergang mit Lucia machen sollte, und angesichts des strahlend blauen Himmels hatte sie es auch für eine gute Idee gehalten. Doch als sie nun den Kinderwagen durch den Morast zurückschieben musste, kam ihr die Landschaft eher wie ein Schlachtfeld vor. Was soll an dieser güllestinkenden Luft eigentlich so toll sein?, dachte sie und riss am Kinderwagen herum, als der an einem Brombeerbusch hängen blieb. Angesichts des ungewohnten Ruckelns fing Lucia noch erbärmlicher an zu schreien.
    »Entschuldige!«, sagte Maggie atemlos. Sie riss noch mal daran, befreite das Rad und marschierte zügig zum Haus zurück. Als sie zur Hintertür kam, war ihr Gesicht schweißnass.
    »Okay«, sagte sie und hob Lucia aus dem Wagen. »Dann wollen wir dich mal umziehen und füttern.«
    Galt es schon als Selbstgespräch, wenn man sich mit einem vier Wochen alten Baby unterhielt?, fragte sie sich, während sie nach oben hastete. Verlor sie langsam den Verstand? Lucia schrie immer lauter, sodass Maggie den Flur zum Kinderzimmer entlanghetzte. Sie legte Lucia auf den Wickeltisch, knöpfte ihren dicken Schneeanzug auf und verzog das Gesicht. Lucias kleiner Strampler war klatschnass.
    »Okay«, flötete sie. »Ich will dich nur kurz wickeln …« Fahrig fingerte sie am Strampler herum, verfluchte ihre Ungeschicklichkeit. Lucias Geschrei wurde immer lauter, kam in immer kürzeren Abständen. Dazwischen japste sie nach Luft. Sie hatte Tränen in ihren kleinen Augenfältchen, und Maggie merkte, wie sie selbst vor lauter Stress rot anlief.
    »Ich muss dich nur kurz wickeln, Lucia«, sagte sie und versuchte, die Ruhe zu bewahren. Eilig riss sie Lucias nasse Windel auf, warf sie auf den Boden und langte nach einer neuen. Aber das Regal war leer. Panik ergriff sie. Wo waren die Windeln? Plötzlich fiel ihr ein, dass sie vor dem Spaziergang die letzte verbraucht und sich vorgenommen hatte, den neuen Karton anzubrechen und den Vorrat aufzufüllen. Was sie natürlich nicht getan hatte.
    »Okay«, sagte sie und strich die Haare aus ihrem Gesicht. »Okay, ganz ruhig.« Sie nahm Lucia vom Wickeltisch und legte sie auf den sicheren Boden. Lucia schrie wie am Spieß. Es war, als bohrte sich der Lärm durch Maggies Kopf.
    »Lucia, bitte!«, sagte sie und merkte, dass ihre Stimme gefährlich laut wurde. »Ich hol dir nur eine neue Windel, okay? Ich mach, so schnell ich kann!«
    Sie rannte den Flur entlang ins Schlafzimmer, wo sie den neuen Karton mit den Windeln abgestellt hatte, und fing an, ihn ungeduldig aufzureißen. Schließlich schaffte sie es – nur um dann festzustellen, dass die Windeln in Plastik

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