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Coco Chanel & Igor Strawinsky

Titel: Coco Chanel & Igor Strawinsky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Greenhalgh
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mir nicht, nie«, widerspricht sie.
    »Fühlst du dich denn irgendwie anders?« Er hält sie mit einer Hand zurück. »Jekaterina sagte jedes Mal, dass sie etwas Seltsames spüre. Etwas Chemisches. Ihre Brüste waren empfindlich und schmerzten. Sie war müde. Daran hat sie es gemerkt.«
    »Das ist bei mir nicht so.« Aber je länger sie darüber nachdenkt, vielleicht ja doch.
    »Was sollen wir jetzt tun?« »Da gibt es nichts zu tun. Noch nicht.«
    Angst steigt in ihm auf. »Hast du es schon mit heißen Bädern versucht?«
    »Ich bade immer heiß.«
    »Ich meine kochend heiß.«
    »Und was ist, wenn ich ein Baby bekommen will ? Hast du darüber schon mal nachgedacht?« Sie denkt daran, wie lange sie es mit Boy versucht hat, immer vergeblich. Bisher hat sie diese Möglichkeit mit Igor noch nicht in Betracht gezogen. Aber jetzt, wo es vielleicht passieren könnte, wo sie sich selbst darüber reden hört, gefällt ihr die Vorstellung. Ihre mögliche Fruchtbarkeit erfüllt sie mit Stolz. »Du freust dich nicht gerade darüber, habe ich recht?«, sagt sie.
    Das Sonnenlicht färbt die Innenseite seiner Lider rot - ein bewusster Kontrapunkt zu ihrer Weigerung zu bluten.
    »Freust du dich denn?«
    Auf diese Frage hin zieht sie sich abrupt zurück. Sie ist
sich nicht sicher, was sie denkt. Und was bedeutet dieses brennende Gefühl in ihrem Unterleib? Oder bildet sie sich das bloß ein? »Nein«, sagt sie ernst. »Aber ich wäre zu gern dabei, wenn du Jekaterina davon erzählst!«
    Diese Vorstellung verschlägt ihm den Atem, und er ist unfähig, etwas zu erwidern. Auf dem Rasen bemerkt er einen mit Hundegeifer verklebten grünen Ball und einen Federball, dem nur noch eine Feder geblieben ist. Das Unaussprechliche füllt die nächsten Sekunden. Aus dem Schuppen dringt die Kakofonie der Papageien. Schuldlose Wolken schweben hoch über seinem Kopf.
    Als sie zurück ins Haus kommen, schlägt die Kühle über ihnen zusammen. Die Hitze fließt von ihrer Haut und ihren Kleidern ab.

Kapitel 24
    VON IGORS VIER Kindern ist Ludmilla Cocos Liebling. Die Zwölfjährige folgt ihr durchs ganze Haus, hört zu, wenn sie telefoniert, rennt hinter ihr her hinaus in den Garten und verfolgt sie sogar ins Schlafzimmer, um ihr beim Umziehen zuzusehen. Und genau in dem Moment, in dem Cocos Geduldsfaden durch ihre Anhänglichkeit bis zum Zerreißen gespannt ist, schenkt ihr Ludmilla ein unwiderstehliches, gewinnendes Lächeln.
    Coco ist sich der Tatsache bewusst, dass sie sie bevorzugt, aber das macht ihr nichts aus. Sie hat kein Problem damit, ihre Zuneigung offen zu zeigen. Schließlich ist sie ja nicht die Mutter des Mädchens.
    Es dauert nicht lange, bis sich Jekaterina über die enge Beziehung zwischen ihrer älteren Tochter und ihrer Gastgeberin ärgert. Sie kann nicht übersehen, dass Ludmilla häufiger unten ist und mit Coco spielt, als ihr oben zur Hand zu gehen. Und so entspinnt sich im Haus ein unausgesprochener Konkurrenzkampf um die Zuneigung des Mädchens.
    Diese Herausforderung verstärkt lediglich Cocos instinktive Zuneigung zu Ludmilla, und die beiden verbindet eine zunehmende Herzlichkeit. Coco erlaubt ihr, mit ihrem Schmuck zu spielen, und ermuntert sie, ein paar ihrer Kleider anzuprobieren. Das Mädchen ist begeistert von den unterschiedlichen Materialien. Außerdem will sie wissen, wie die Stoffe von ihrem Urzustand in einen Rock oder eine Jacke verwandelt werden können. Der ganze Vorgang fasziniert
sie, und sie möchte unbedingt mehr darüber erfahren, daher nimmt Coco sie eines Tages mit in ihren Salon. Wie geblendet kommt Ludmilla zurück. Sie kann es kaum erwarten, ihrer Mutter von den wundervollen Dingen zu erzählen, die sie gesehen hat, und ihr das Kleid zu zeigen, das Coco ihr geschenkt hat.
    »Ist es nicht wunderschön?«, sprudelt Ludmilla hervor und präsentiert ihrer Mutter das dazugehörige Cape aus schwarzer Chantilly-Spitze. Jekaterina ringt sich ein gezwungenes Lächeln ab. Das Kleid wispert unheilvoll. Das Mädchen wirbelt herum und offenbart dabei eine instinktive Koketterie, eine angeborene Sinnlichkeit, sodass ihre Mutter sie plötzlich in einem ganz anderen Licht sieht. Die Vorstellung, Coco könne sie in ihre Welt einführen, entsetzt sie. Dieses Luder. Ihr kleines Mädchen. Sie spürt einen Knoten in ihrem Innern: etwas fest Verschlungenes, unauflöslich Verknäueltes.
    Jekaterina beklagt sich bei Igor, dass Coco versuche, ihr Ludmilla wegzunehmen, indem sie ihre Zuneigung mit teuren Geschenken erkaufe. Es

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