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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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zusammenfügen, die sie in meiner Erinnerung hinterlassen haben.
    Keiner kommt mich besuchen. Es gibt kein Wasser und nichts zu essen. Und kein Licht. Das kann nicht die Art sein, wie Webjungfern üblicherweise behandelt werden. Vermutlich werde ich für den Verrat meiner Familie bestraft. In der Akademie haben wir die Konvente durchgenommen und Bilder von beeindruckenden Anlagen mit hohen Türmen gesehen – in einer davon befinde ich mich jetzt wahrscheinlich. Doch zwischen den Mauern und Säulen der Anlagen, die man uns gezeigt hat, lagen luxuriöse Gemächer voller Kunstwerke und mit fließend Wasser. In dieser Zelle gibt es nicht einmal eine Toilette. Ich muss mich in einer Ecke erleichtern. Der Moder des Gemäuers übertüncht den Gestank für eine Weile, aber schließlich kommt auch er nicht mehr gegen den galligen Geruch an, der mir in der Nase beißt. In der Dunkelheit kommen einem Gerüche intensiver vor, sie brennen im Hals.
    Ich lege mich auf den Boden und versuche, mir den Raum auszumalen, in dem ich mich befinde. Ich stelle mir ein Fenster vor, durch das Sonnenlicht einfällt. Cormac hat mir erzählt, dass man mich zum westlichen Konvent bringen würde, der die meisten Webjungfern auf ganz Arras beherbergt. Die Anlage liegt am Rande des Endlosen Meeres. Wenn ich hinausschauen könnte, sähe ich wahrscheinlich Kiefern oder sogar die See. Obwohl meine Heimatstadt Romen nur einige Stunden vom Ozean entfernt liegt, bin ich nie aus der Metro herausgekommen. Die Bevölkerung dort wird streng reguliert, damit das lokale Gewebe nicht durch zu große Veränderungen in seiner Struktur beschädigt wird. Das ist der Grund, warum die Grenzen jeder Metro sorgfältig bewacht werden – zu unserer eigenen Sicherheit.
    In jedem der vier Sektoren gibt es ein solches Anwesen am Ufer des Endlosen Meeres. Von dort aus wird sichergestellt, dass in Arras alles seinen richtigen Gang nimmt. In der Akademie durften wir uns eine sehr grobe Karte anschauen, die die Sektoren und ihre Hauptstädte vereinfacht darstellte. Vier perfekte Dreiecke, umgeben von einem unendlichen Ozean, und darauf vier vollkommen symmetrisch angeordnete Konvente, wie Spitzen eines Kreuzes. Mehr hat man uns nicht gezeigt. Die Gilde will niemanden in Versuchung bringen, seine Heimatstadt zu verlassen. Man erklärte uns, dass das Gefüge von Arras in Gefahr geriete, wenn zu viele Menschen auf einmal unterwegs wären. Deswegen müssen alle Reisen von den zuständigen Stellen genehmigt werden. Webjungfern haben allerdings besondere Reiseprivilegien, womit sie beinahe so wichtig sind wie Geschäftsleute oder Politiker. Das ist das Einzige, was mich je am Webjungferntum gereizt hat – dass man die Welt zu sehen bekommt. Aber die Vorstellung, nie wieder nach Hause zurückzukehren, wog für mich immer schwerer als alle Reiseprivilegien.
    Und jetzt stellt sich heraus, dass es ansonsten wenig vorteilhaft ist, eine Webjungfer zu sein. Ich kann mir nicht einreden, dass ich ein Fenster in meiner Zelle habe. Weil es hier keine Sonne gibt. Keine Uhr. Kein Summen von Insekten. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schon hier bin. Ich frage mich, ob ich vielleicht tot bin. Ich will einschlafen und nicht wieder aufwachen. Wenn das das Leben nach dem Tod ist, dann sollte ich hier vor Träumen sicher sein. Aber ich habe Pech – immer wieder stören Albträume meinen Schlaf. Ich liege mit brennenden Augen in der Dunkelheit und versuche erfolglos, mich an meine Lage zu gewöhnen. Ich könnte rasen vor Wut über all die Ungerechtigkeit.
    Und dann öffnet sich auf einmal doch die Tür, Licht fällt ein und blendet mich, aber nach einer Weile kann ich die Umrisse der kleinen Kammer ausmachen.
    »Adelice?«
    Heiße ich so? Ich weiß es nicht mehr.
    »Adelice!« Dieses Mal klingt die Stimme weniger zurückhaltend, aber immer noch nach schrillem Kläffen. »Bringt sie hoch in die Klinik und gebt ihr eine Infusion. Ich will sie in einer Stunde im Salon sehen.« Die piepsige Stimme gibt jemandem Anweisungen, den ich gar nicht sehen will. Der Stimmlose tritt über mich hinweg, wobei seine Stiefel auf dem Steinboden klacken, und hebt mich mühelos über seine Schulter.
    »Was für ein Gestank. Hätte nie gedacht, dass so übles Zeug aus so einem kleinen Ding herauskommen kann.« Er lacht. Vielleicht spendiert er sich später selbst einen Drink für seinen tollen Witz. »Wenigstens bist du leicht.«
    Ich überlege, ob ich ihn darauf hinweisen soll, dass das Aushungern von Menschen

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