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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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mitbringen?«
    »Beim nächsten Mal? Hast du vor, dich noch einmal einsperren zu lassen?«
    »Manche Mädchen haben ein Händchen dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen«, necke ich ihn und werfe theatralisch den Kopf in den Nacken. Doch noch bevor das Lachen in meiner Brust ausbrechen kann, fasst Jost mein Gesicht und zieht es an seines heran. Er lässt seine Nase sanft an meinem Kinn entlanggleiten, und sein Atem kitzelt mich am Hals. Mein ganzer Leib kribbelt voller Vorfreude. Mir fällt auf, dass ich den Atem anhalte, und ich öffne die Lippen, um nach Luft zu schnappen. Josts Mund wandert über meinen Hals, meine Wange, mein Kinn, bis sich seine Lippen auf meine legen.
    Der Kuss ist anders als mein erster, den ich mit Erik geteilt habe, und doch ruft er dasselbe stürmische, erregende Gefühl hervor. Josts Lippen dringen auf mich ein, und ohne nachzudenken fasse ich nach ihm und ziehe ihn zu mir heran. Ich fahre ihm durchs Haar, und um uns herum schimmert das Gewebe. Sonst ist alles vollkommen still, nur wir bewegen uns und fallen übereinander her.

FÜNFZEHN
    W ir liegen nebeneinander im Geflecht und starren in das sich verdunkelnde Licht, das uns umgibt. Unsere Hände berühren sich kaum. Wir schweigen. So könnte ich ewig liegen bleiben, mit der Erinnerung an unseren ersten Kuss. Schließlich zerstört Jost den Moment, dreht sich auf die Seite und setzt sich neben mir auf. Er beugt sich über mich und küsst meine Nase. »He, Hochverräterin, hast du Hunger?«, fragt er und greift nach dem Tablett, das er mitgebracht hat.
    »Nein, danke.« Der Bann ist gebrochen, und meine Ängste stürmen wieder auf mich ein. Mir ist ganz und gar nicht nach Essen zumute.
    Er beißt in einen Apfel. »Bedien dich.«
    Der Augenblick war vollkommen, und ich hatte volle Kontrolle über ihn, bis mir eingefallen ist, dass die eine Sache, über die ich Macht erlangen möchte, nicht gewoben werden kann: meine eigenen Gedanken. Indem ich die Augen schließe, wünsche ich mir, ich könnte jetzt zu Hause sein. Dass Jost und ich uns aufgrund eines Heiratsprofils getroffen hätten. Dass Amie versucht hätte, mein Antragsrendezvous auszuspionieren. Dass ich danach zu ihr ins Bett kriechen und mit ihr über sein Haar kichern und darüber tuscheln könnte, wie es sich anfühlt, wenn er mich aus seinen vollkommenen blauen Augen ansieht. Und dass ich anschließend in meinem eigenen Bett liegen und in Gedanken mein Hochzeitskleid entwerfen würde. Aber wenn ich die Augen aufschlage, liege ich unter meiner erstarrten Kuppel und statt einer Hochzeit wartet Cormacs Prozedur auf mich. Mein einziger Trost ist Jost, der neben mir sitzt, doch selbst darüber bin ich mir nicht ganz sicher.
    »Sie werden mich kartografieren«, flüstre ich.
    »Was?« Er legt den Apfel aus der Hand und starrt mich an.
    »Eben war Enora hier, um mir mitzuteilen, dass ich am Freitag kartografiert werde.«
    Jost schluckt vernehmlich und richtet sich auf. »Was bedeutet das genau?«
    »Medics werden mein Gehirn erfassen. Enora behauptet, dass sie das tun, um die Fähigkeiten der Webjungfern zu erforschen.«
    »Oder um sie zu beherrschen«, meint er.
    »Ich glaube, dass sie genau das mit Enora gemacht haben. Sie haben ihren Faden gesäubert, aber ich weiß nicht, warum.«
    »Mit Gedankenkartografie kann man das nicht machen«, sagt er. »Selbst wenn sie deine Fähigkeiten hätten … «
    »Mit der neuen Methode geht es«, unterbreche ich ihn. »Hast du beim Gildenball nicht zugehört?«
    »Nein«, sagt er. »Ich habe mit den anderen Bediensteten im Hinterzimmer Karten gespielt. Die Manipulation und Säuberung von Menschen ist eigentlich zu heikel, um sie an Webjungfern auszuprobieren.« Doch er klingt nicht sonderlich überzeugt.
    »Inzwischen ist die Technik um einiges sicherer. Frag mich nicht, wie genau es funktioniert, aber Premierminister Carma hat gemeint, dass man damit Verhaltensauffälligkeiten beseitigen kann. Dass man beeinflussen kann, wie sich ein Mensch verhält und wie er denkt.« Ich erzähle ihm, was Cormac über die Trennung von Problemzonen innerhalb der Fäden gesagt hat, und wie man neues Material in den Faden eines Menschen einflechten kann. Während ich darüber spreche, ballen sich meine Hände zu Fäusten. »Eigentlich sollte dieses Verfahren für Leute mit abweichendem Verhalten reserviert sein, doch die Gilde scheint eine ziemlich dehnbare Definition zu vertreten, was abweichendes Verhalten betrifft.«
    Jost ergreift meine geballten Fäuste und

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