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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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verhält.
    »Und diese neue Errungenschaft werden sie benutzen, um alle Webjungfern zu kartografieren«, fährt sie fort.
    »Was?«, rufe ich aus und springe vom Bett auf.
    Enora zuckt kaum mit der Wimper bei meinem Ausbruch. »Da Webjungfern einzigartige Fähigkeiten haben, die für das weitere Wohlergehen von Arras unerlässlich sind, fordert die Gilde, dass sich alle Webjungfern dieser Untersuchung unterziehen.«
    »Auf dem Ball sagten sie, sie könnten Menschen auch verändern. Kartografieren sie uns nur, oder überschreiben sie uns?«, frage ich und mustere die gelassene Enora. Hier stimmt etwas nicht.
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagt sie, doch ihr Blick ist leer. »Du kannst nichts überschreiben, was nicht vorher kartografiert wurde.« Ihr sonst so mütterlicher Tonfall klingt höhnisch.
    »Deshalb machen sie es also? Damit sie es jederzeit tun können?«
    »Es wäre töricht, eine Webjungfer zu überschreiben. Alle vergangenen Versuche haben dazu geführt, dass die Fähigkeit zu weben verloren ging«, sagt sie.
    Ich erinnere mich an Cormacs Worte, als er mir erzählte, dass sie dabei wären, die Methode zur Säuberung und Trennung der Fäden eines Individuums zu perfektionieren. Entweder weiß Enora nichts davon oder sie lügt mich an. Ich reibe mir die Hände und starre sie an. Warum verhält sie sich so?
    »Meine Hände sind beinahe wieder in Ordnung«, sage ich und strecke sie ihr entgegen, damit sie die Verbände anschauen kann.
    »Freut mich zu hören«, gibt sie ohne auch nur das geringste Lächeln zurück.
    »Enora, ist etwas passiert?«, flüstre ich in der Hoffnung, dass es über die Komkonsole nicht hörbar ist.
    »Alles ist bestens, Adelice«, sagt sie mit einem Blinzeln. »Ich war krank, aber die Gildenärzte haben mir geholfen, und jetzt geht es mir wieder gut.«
    Doch das stimmt nicht. Nichts stimmt an dieser ganzen Sache. Meine Enora würde wegen meiner Hände in höchste Aufregung geraten und mir Vorträge halten. Sie wäre auch nicht die ganze Woche fortgeblieben. Diese Frau ist wie eine leere, sprechende Hülle.
    »Was hattest du denn?«, frage ich.
    »Angstzustände. Ich hatte seltsame Anfälle, und folglich habe ich mich Loricel anvertraut, die mich sogleich in die Klinik einweisen ließ.«
    Das raubt mir den Atem, und mir klappt die Kinnlade herunter. Rasch mache ich den Mund wieder zu. Loricel – wieso sollte sie Enora etwas antun?
    »Was waren das für Anfälle?«, frage ich und versuche angestrengt, ruhig zu atmen.
    »Ganz unnatürliche«, antwortet sie, als bedürfe es keiner weiteren Erklärung.
    »Hat man dich schon kartografiert?«
    »Oh ja. Du und Pryana, ihr kommt als Letzte dran. Es geht nach Alter«, sagt Enora, faltet die Hände in den Schoß und lächelt.
    »Auch Loricel?«
    »Ich weiß nicht. Auf die Liste habe ich keinen Zugriff«, sagt sie. »Allerdings wäre Loricel dann die Erste gewesen.«
    Die Erste. Hat sie mich deshalb nicht besucht? Warum hat sie nicht eingegriffen, als Maela mich bestraft hat? Hat eine neue Loricel dies der armen Enora angetan?
    »Wann bin ich dran?«
    »Am Freitag«, antwortet sie. »Es tut fast gar nicht weh.«
    »Bestimmt tut es das nicht«, sage ich unwillkürlich.
    Die Tür zu meinem Zimmer geht auf, und Jost erscheint mit einem silbernen Tablett.
    »Enora«, ruft er aus. »Willst du mit Adelice essen?«
    »Nein, ich werde im Speisesaal erwartet«, erklärt sie ihm. »Ich war gerade am Gehen.«
    Sie nickt mir einmal zu und geht hinaus. Ich starre ihr noch immer hinterher, als Jost das Tablett abstellt und sich räuspert. Ich fahre hoch, friere die Zeit ein, schaffe einen abhörsicheren Kokon um uns herum und wende mich ihm zu.
    »Bilde ich mir das bloß ein, oder ist Enora anders als sonst?«, fragt er mit zusammengezogenen Augenbrauen.
    »Das bildest du dir ganz bestimmt nicht ein.« Ich seufze und versuche, mir einen Reim auf alles zu machen.
    Jost deutet auf meine Hände, und wir lassen uns auf den Kissen nieder. Dann nimmt er mir die Verbände ab und begutachtet meine Fingerspitzen. Ich muss zugeben, dass die regenerative Salbe Wunder gewirkt hat.
    »Ich glaube, die brauchst du nicht mehr«, sagt er und wirft die Verbände beiseite.
    »Oh«, sage ich und muss mich zwingen, meine Enttäuschung zu verbergen. Wenn ich erst geheilt bin, hat er keinen Grund mehr, zu Besuch zu kommen.
    »Das dachte ich mir schon«, sagt er. »Deshalb habe ich ein besonderes Mittagessen gemacht.«
    »Das hast du gekocht?«, frage ich staunend.
    »Nein«,

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