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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Albin
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Training war das nicht zu erkennen.
    »Sie fördern Elemente von der Erde, die wir in das Garn einarbeiten. Die vier Konvente sind über vier Minen errichtet, und Arras’ Gewebe entströmt den Konventen. Unter Arras liegt ein grobes Geflecht, das unsere Zeit und unsere Umwelt von der Erde trennt. Weil wir am Rand des Gewebes existieren, können wir es auf den Maschinen um einiges detailreicher erkennen und bearbeiten, ohne Gefahr zu laufen, es zu zerstören. Der Wissenschaftler, der die Maschinen erfunden hat, nannte es Stickerei. Die Webjungfern kamen erst, nachdem der ursprüngliche Mantel und das Schutzfeld geschaffen waren. Wir halfen, die Menschen ins Gewebe einzufügen, so wie die Ursprungsabteilung dafür sorgt, dass Babys in Arras geboren werden.«
    »Aber wie konnten sie Arras ohne Webjungfern erschaffen? Nur Frauen können am Webrahmen arbeiten.« Ich schüttle den Kopf und suche krampfhaft nach einer rationalen Erklärung.
    »Sie bereiten nur Frauen auf diese Pflicht vor, aber ich behaupte, dass auch Männer dazu fähig wären«, sagt sie und hebt vielsagend die Brauen.
    »Aber warum sollten sie uns eine derart wichtige Aufgabe überlassen?«, frage ich, und mein Ärger macht sich in meinem sarkastischen Tonfall Luft. »Warum überlassen sie es den Frauen?«
    »Die Gilde kann Frauen besser kontrollieren.« Loricel bemerkt, dass ich ihr widersprechen möchte, und hebt die Hand, um mich davon abzuhalten. »Ob es dir gefällt oder nicht, sie haben uns verdammt gut im Griff.«
    Heiße Wut auf die Beamten, auf Cormac und Maela und jeden, der seinen Teil zu dieser Scharade beiträgt, kocht in mir hoch. »Wer war dieser Wissenschaftler der Erde?«
    »Sein Name und die Namen aller Erdenmenschen sind aus der kollektiven Erinnerung verschwunden. Seine wahre Leistung war es jedoch, eine friedliche Lösung für den Krieg zu ermöglichen.«
    »Du willst also sagen, dass Arras es nicht zulässt, das Genie zu feiern, dem es seine Existenz verdankt?«, frage ich, während mir all die Feiertage einfallen, die zu Ehren hoher Gildenbeamter begangen werden, die weit weniger geleistet haben.
    Loricel seufzt und runzelt die Stirn. »Sei nicht albern, Adelice. Du weißt, wie sie säubern und manipulieren. Wenn sie der Meinung sind, dass eine Information ein Risiko für Arras’ Bestehen darstellt, entfernen sie sie. Die Gilde möchte nicht, dass die Bürger die Webstühle infrage stellen, und sie möchte erst recht nicht, dass die Leute über die Erde Bescheid wissen. Meine Großmutter hat mir anvertraut, dass sie Arras vor langer Zeit einen Treueeid geleistet hat, um unsere Familie zu schützen. Erst als ich hierherkam und meine Ausbildung als Stickmeisterin begann, wurde mir bewusst, dass der Eid im Grunde ein Schweigegelübde war. Es war ihre einzige Chance, den Krieg, den sie hinter sich ließen, zu überleben: Das Versprechen, den Ursprung Arras’ geheim zu halten. Doch das reichte der Gilde noch nicht. Ich selbst half mit, das Wissen aus der kollektiven Erinnerung zu löschen.«
    »Warum?«, bohre ich nach. »Wenn sie das nicht ohne dich tun können, wieso machst du es dann für sie?«
    »Weil es sonst niemand kann. Ich kann ganz Arras unmöglich alleine erhalten. Ob es dir passt oder nicht – und glaube mir, wenn ich dir sage, dass es mir nicht passt – , die Beziehung zwischen Stickmeisterin und Gilde ist symbiotisch. Ohne die Bürokratie und die Hilfe der Gilde können wir unsere Arbeit nicht bewältigen. Ich werde keinen Krieg riskieren, nicht nach all den Anstrengungen, die wir unternommen haben, um den letzten zu beenden. Arras ist zu zerbrechlich, um so eine Katastrophe zu überstehen, und auf jeden Cormac kommen in unserer Welt hundert unschuldige Frauen und Kinder.« Ich muss ihr zugutehalten, dass in ihrem Ton keine Spur von Zorn oder Rechtfertigung zu hören ist.
    »Wie dumm von mir«, sage ich. »Aber wie hat die Schaffung Arras’ denn die Beendigung des Kriegs bewirkt? Haben wir unsere Probleme nicht einfach hierher verlegt?« Jetzt, da ich weiß, wie meine Welt entstanden ist, bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich die Aussagen von »behutsamen Regulierungen«, die »lediglich die allgemeine Sicherheit gewährleisten« noch glauben will.
    »Arras wurde erschaffen, und seine Führer versammelten sich, um die Gilde der Zwölf Nationen zu gründen. Die Bevölkerung wurde sorgfältig überwacht, und um Frieden und Wohlstand aufrechtzuerhalten, wurden die vier Konvente gegründet. Auch wenn sie zuweilen

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