Code Delta
Kampf würde sie so schnell nicht mehr eingreifen.
Als Nächstes wirbelte Alexander durch die Luft und landete vor Kings Füßen. »Laufen Sie!«, brüllte er. »Zur Museumsgalerie.«
King sah, wie der Golem den zweiten Vergessenen mit seinen beiden Steinhänden packte. Der uralte Schemen kreischte. Während King sich abwandte, um Pierce zu folgen, wurde das Kreischen immer schriller, bis es mit einem nassen, reißenden Geräusch abbrach.
»Schneller!«, schrie Alexander hinter King.
Immer stärker anschwellende Vibrationen durchliefen den Tunnel, bis ein furchtbares Poltern ertönte und der Golem hinter ihnen durch die Wand brach. King ließ Alexander vorbei, da er befürchtete, Pierce an der Spitze würde sich sonst verlaufen. Er blickte zurück. Der Golem nahm die Verfolgung auf.
King feuerte über die Schulter. Da er wusste, dass Kugeln der Kreatur nichts anhaben konnten, zielte er auf die Glühbirnen, so dass der Tunnel hinter ihm im Dunkel versank. Er hatte keine Ahnung, ob das Monster Augen zum Sehen brauchte, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
Außer zu rennen.
Dreißig Sekunden später ging ihm die Munition aus. Trotz der Dunkelheit, der Enge des Tunnels und seiner Größe von zweieinhalb Metern holte der Golem auf. Er streckte die schweren Hände nach King aus.
King hetzte um eine enge Biegung und warf sich nach vorne, während der Golem nicht schnell genug bremsen konnte und gegen die Wand knallte. Wäre King nur den Bruchteil einer Sekunde langsamer gewesen, hätte der Golem ihn zerquetscht wie einen Frosch unter einer Dampfwalze. Als King sich nach ihm umsah, bemerkte er, dass der Golem dunkelrot glänzte vom Blut des toten Vergessenen. Er hastete auf Alexanders Museumsgalerie zu.
Pierce winkte ihm mit panischem Blick, schneller zu machen. »Er lässt die Gitter herunter!«
King dachte an die im Fels versteckten Metallstangen. Der Boden hinter ihm erzitterte unter den Schritten des Golems. Der Schatten einer gigantischen Hand senkte sich über Kings Kopf. Er sprang durch die Tür.
Alarmsirenen ertönten. Metall kreischte. Der Raum erbebte.
King stolperte, rollte sich ab, kam wieder hoch und wollte weiterrennen. Doch das war nicht nötig. Die Gitterstangen hatten den steinernen Arm des Golems abgetrennt. Er lag als lebloser Schutt am Boden. Der jetzt einarmige Golem warf sich erfolglos gegen die massiven Stäbe. Er kam nicht durch.
Alexander war außer sich vor Zorn. Er stieß einen Wutschrei aus und schlug mit der Faust gegen eine Statue, die ihn selbst darstellte. Sie zerbrach in zwei Teile.
King staunte über die Körperkraft des Mannes. Das Mittel, das er vor dem Kampf getrunken hatte, musste sehr wirksam sein. Doch es machte ihn nicht unverwundbar. Die Hand, mit der er gerade zugeschlagen hatte, war nur noch eine blutige Masse.
»Wie es aussieht, haben wir einen gemeinsamen Erzfeind«, knurrte Alexander, während seine Hand sich selbst kurierte.
King nickte. »Ridley.« Er sah Alexander an. »Sie haben vorhin einen Physiker und Ex-Rabbi erwähnt, der uns helfen könnte. Gilt das noch?«
Alexander betrachtete seine mittlerweile vollständig verheilte Hand und gewann langsam seine Selbstbeherrschung zurück. »Er ist in Haifa. Israel. Am Technion, der technischen Universität. Es dürfte nicht schwer sein, ihn zu finden.«
Er führte sie durch einen anderen Ausgang hinaus, der, wie er erklärte, zu einem seiner Häuser in Rom führte. Dort konnten sie sich erholen und Pläne schmieden.
Abgelenkt durch die schrillenden Alarmsirenen, die blitzenden Lichter und das vergebliche Anrennen des Steingolems gegen die Stahlstangen, bemerkten King und Alexander nicht, dass Pierce kurz zurückblieb, um den uralten Inhalt eines der Schaukästen herauszunehmen und in seiner Tasche verschwinden zu lassen.
39 In sechstausend Metern Höhe
King sah aus dem Fenster von Alexanders Gulfstream- G 550 -Jet. Sechstausend Meter weiter unten glitzerte das Mittelmeer wie ein azurblauer Kristall. Alexander saß neben King, die Augen hinter einer Schlafmaske verborgen. Der Mann schlief tief und fest und wirkte nicht anders als ein erschöpfter Geschäftsmann. Pierce hatte darauf gedrungen, sie zu begleiten, aber King wollte ihn keiner erneuten Gefahr aussetzen, und so war der Archäologe in Rom zurückgeblieben.
King lehnte sich zurück und schloss die Augen. Trotz der verrückten Ereignisse, deren Zeuge er in den letzten Tagen geworden war, ging ihm seine Familie nicht aus dem Kopf. Er war für den
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