Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Code Vision (Vereint) (German Edition)

Code Vision (Vereint) (German Edition)

Titel: Code Vision (Vereint) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruby Shadow
Vom Netzwerk:
London. Dabei war ich fast verhaftet worden, weil ich einen Rotzbengel – gerade mal den Führerschein in Händen, verhielt er sich wie ein Gangsterrapper – aus seinem Angeberauto hatte zerren wollen. Ich konnte nichts dafür! Der Junge war prinzipiell so dicht aufgefahren, dass ich nicht mal mehr sein Nummernschild hatte erkennen können und als er mich dann schon bei Dunkelgelb an der Ampel angehupt hatte, war es mit der Selbstbeherrschung vorbei gewesen. Wie ich fand ein neuer Rekord.
    Nach einer halben Stunde hatte ich London erreicht, allerdings dauerte es noch einmal die gleiche Zeit bis ich Chris‘ Haus – oder sollte ich besser Anwesen sagen? – gefunden hatte. Seit ich das letzte hier gewesen war, hatte sich die Gegend deutlich verändert. Das Eisentor war verschwunden, stattdessen konnte man direkt bis vor die Tür fahren.
    Mit hämmerndem Herzen – was teils am Verkehr und teils an dem, was kommen würde, lag – öffnete ich die Wagentür, schnappte mir meine Handtasche und stieg langsam die Stufen hinauf. Ein altmodischer Messingklopfer zierte die große Holztür und ich fragte mich, warum es keine moderne Klingel gab. Allerdings waren meine Gedanken schon wieder so zerstreut, dass ich einfach den Türklopfer ergriff und ihn mit einem dumpfen Ton fallen ließ.
    Uhrencheck: elf Uhr. Pünktlich! Zumindest für meine Verhältnisse …

Christopher
    Das Klopfen von der Tür hallte laut durchs ganze Anwesen. Ich schreckte zusammen und wirbelte herum. Die Tür! Emily! Endlich!
    Ohne noch einmal an die Vergangenheit zu denken, oder daran, wie lange ich in meinen Erinnerungen versunken gewesen war, lief ich die Treppe wieder hinunter in die Eingangshalle. Bevor ich die Tür öffnete, strich ich mir noch einmal durchs Haar und atmete tief durch. Entweder sie tat, als wäre nichts gewesen oder sie würde mich mit einer Ohrfeige begrüßen. Ich wünschte mir keines von beidem.
    Bemüht, mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, öffnete ich die Tür. Sie lächelte – also keine Ohrfeige.
    „Du wohnst immer noch hier“, sagte sie zur Begrüßung. Ich zuckte mit den Schultern und lächelte verlegen zurück.
    „Ja. Scheint so.“
    Sie sah mich abwartend an. Ihre Augen funkelten leicht im Halbschatten des überdachten Eingangs und eine sanfte Brise löste eine Strähne aus ihrem hochgesteckten Haar. Fasziniert beobachtete ich, wie die roten Locken erst ihr Gesicht, dann ihren verboten schönen Hals umschmeichelte. Sie räusperte sich vernehmlich.
    „Entschuldige“, sagte ich hastig und trat zur Seite. „Komm rein.“
    Sie nickte und folgte der Einladung. Sofort sah sie sich um. Als wir Kinder waren, war sie nicht oft hier gewesen. Meistens hatten wir uns woanders, fernab unserer Eltern getroffen.
    „Hier hat sich nichts verändert“, sagte sie überrascht und sah mich wieder an. Ich folgte ihrem Blick durch die Halle und schloss die Haustür.
    „Nein, ich … bin nicht so gut darin.“
    „Worin?“
    „Häuser einrichten. Umdekorieren.“
    Sie lachte und knuffte mir in die Seite. Es war fast wie früher. Fast.
    „Wieso wohnst du immer noch hier? Dein Vater ist doch sicher … tot, oder?“
    „Ja“, sagte ich verwundert. „Aber wie kommst du drauf?“
    Sie zuckte unbeholfen mit den Schultern. „Du würdest nicht mehr in diesem Haus wohnen, wenn er noch am Leben wäre und er wäre sicher nicht einfach ausgezogen. Wieso hast du es nicht verkauft?“
    „Ich konnte es nicht. Bin hier nie weggekommen. Ich weiß auch nicht.“ Ich winkte sie mit mir in Richtung Küche und hoffte, das Thema damit zu beenden – erfolglos. Während ich mich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte, lehnte sie sich an die Arbeitsplatte einen Meter neben mir und musterte mich neugierig.
    „Nicht weggekommen? Wieso nicht? Du verdienst doch sicher genug, um dir eine schöne Wohnung oder ein anderes Haus leisten zu können.“
    Mir wurde schwindelig und ich schloss einen Moment die Augen. Der Grund für mein Verweilen lag doch eigentlich auf der Hand. Wieso bohrte sie in der Wunde herum, die immer noch nicht ganz verheilt war?
    „Bitte, Em. Lass es gut sein“, sagte ich und sah auf. Unsere Blicke trafen sich und wieder war da dieses Prickeln in der Luft – und in meinem Inneren. Ich versank in den grünen Meeren ihrer Augen. Es kostete mich alle Anstrengung, die ich aufbringen konnte, sie nicht an mich zu ziehen und erneut zu küssen. Dieses Mal lange und andauernd. Ihren Körper an meinen zu pressen und sie so

Weitere Kostenlose Bücher