Code Vision (Vereint) (German Edition)
zeitgleich vergrub er seine Hände in meinen Locken und zog sanft daran bis mein Kopf leicht nach hinten gebeugt war. Kurz trafen sich unsere Blicke und aus seinem sprach die pure Begierde. So gerne ich die Zügel sonst auch in Händen hielt, gab ich sie ihm jetzt bereitwillig ab. Die Dominanz machte mich an, seine Entschlossenheit überraschte mich aber.
Sein Mund setze die Erkundung über die Wangen bis zu meinem Hals hin fort. Beinahe wäre mir ein wohliger Seufzer entwichen, aber ich konnte mich gerade noch beherrschen. Seine Berührungen waren wie tausend Nadelstiche – süß und neckend. Ich wollte mehr, ich wollte ihn. Jetzt. Sofort!
Seine Hände wanderten nach unten und kamen auf meinem Hintern zum Erliegen. Sie drückten leicht zu und brachten mich an den Rand des Wahnsinns. Ja, er kannte mich wirklich zu gut.
Gerade als ich meine Hände ebenfalls auf Erkundungstour schicken wollte, ertönte ein lautes Poltern von oben.
Abrupt hielten wir inne und schauten uns an.
„Was war das?“, flüsterte ich leise.
Christopher
Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass ich klar denken konnte.
„Ich weiß nicht. Ratten?“, sagte ich, während meine Atmung sich langsam normalisierte. Meine Gedanken wollten sich nicht mit dem Geräusch befassen. Viel zu oft hörte ich in diesem Haus irgendetwas, das ich nicht zuordnen konnte. Stattdessen setzte mein Denken bei dem Kuss an. Sie hatte mich einfach geküsst. Von sich aus. Unaufgefordert. Waren da tatsächlich Gefühle, die sie für mich hegte, oder hatte sie mich nur beschwichtigen wollen?
„Du hast Ratten?“ Emily schien ernsthaft angewidert zu sein, also grinste ich schief, um den Scherz, der hinter meinen Worten stand, deutlich zu machen.
„Eigentlich nicht. Schon gar keine, die so einen Krach machen.“
Sie sah mich strafend an und ich verstand, dass wir an dieser Stelle nicht weiterkommen würden. Aber immerhin waren wir bis hierhergekommen. Das war ein Fortschritt. Ich hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, benetzte dann ihr ganzes Gesicht mit zarten Küssen. Ich konnte nicht anders. Das hier schon wieder abzubrechen, erschien mir falsch. Wer konnte sagen, wann wir uns das nächste Mal so nahe kommen würden?
„Vergiss das wieder“, flüsterte ich. „Wahrscheinlich der Wind. Oben wird irgendein Fenster offen sein und …“
Es polterte erneut. Ich erstarrte, dann löste ich mich widerwillig von ihr. „Also gut. Nicht der Wind.“
Nervös sah ich nach oben, als könnte ich durch die Zimmerdecke in den ersten Stock sehen. Wenn Emily es auch hören konnte, dann bedeutete das, dass es keine meiner Halluzinationen sein konnte. Ein Einbrecher? Aber wie war er nach oben gekommen? Vielleicht eine streunende Katze, die über einen Baum aufs Dach gekommen und sich durch ein offenes Fenster geschlichen hatte.
„Lass uns nachsehen. Komm schon“, sagte Em und griff nach ihrer Handtasche, die auf dem Sofa lag.
„Du hast wirklich vor nichts Angst, oder?“ Doch ich wehrte mich nicht, als sie nach meiner Hand griff und mich mit sich zog. Keiner von uns sagte ein Wort, während wir vorsichtig die Treppe nach oben schlichen. Ich hielt den Atem an, damit mir auch ja kein weiteres Poltern entgehen konnte. Oder andere Geräusche, die mir mit Sicherheit bis ins Mark fahren würden.
In dem Moment, als wir die letzte Stufe nach oben gestiegen waren, durchzuckte mich etwas. Mir wurde schlecht. Die Realität um mich herum verschwamm und ich sah den Dachboden vor mir. Seit Jahren war ich nicht mehr da oben gewesen, doch jetzt, an der Treppe stehend und Emilys Hand haltend, sah ich den vollgestopften Dachraum deutlich vor mir. Ein schwarzer Schatten zog durch den Raum. Es war derselbe, den ich schon seit Ewigkeiten durch dieses Haus geistern sah. Doch dieses Mal schien er zu pulsieren. Er flackerte und das violette Glimmen wurde stärker, die Konturen zeichneten sich deutlicher ab und verschwammen dann wieder.
„Chris! Chris, was ist mit dir?“
Emilys Stimme holte mich zurück in die Realität. Das Dachgeschoss verschwand vor meinem inneren Auge und ich sah ihr direkt ins Gesicht.
„Der Dachboden“, stieß ich hervor. Sie sah mich verwirrt an, doch noch bevor sie fragen konnte, polterte es erneut. Und es kam definitiv vom Dachboden. Ich griff ihre Hand fester und zog sie mit mir. Eilig liefen wir die nächste Treppe empor und als wir auch den zweiten Stock, mit all seinen ungenutzten Gästezimmern und der Bibliothek, hinter
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