Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Code Vision (Vereint) (German Edition)

Code Vision (Vereint) (German Edition)

Titel: Code Vision (Vereint) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruby Shadow
Vom Netzwerk:
nichts anderes übrig, als Ja zu sagen.
    Mit der Antwort sichtlich zufrieden, nahm er die Arme wieder herunter und nippte an seinem Tee. Dieser schien eindeutig neueren Datums zu sein, als der, den ich ihm gestern serviert hatte, denn das Aroma wehte selbst zu mir herüber.
    „Trinkst du immer dieses … Zeug?“, fragte ich mit einem skeptischen Blick.
    „Morgens trinke ich Kaffee, danach steige ich auf Tee um. Warum fragst du?“
    „Nur so. Bisher habe ich dich nur mit Earl Grey Tee in der Hand gesehen.“ Dabei könnten deine Hände doch ganz andere Dinge festhalten …
    Energisch schüttelte ich den Gedanken ab. Was war das nur immer in seiner Nähe? Ich benahm mich vollkommen anders als sonst. Emily McGallup, du bist eine starke, unabhängige Frau, die sich nicht durch Männer beeinflussen lässt. Erst recht nicht durch dieses Exemplar hier – er hat dir das Herz gebrochen!
    Hastig stand ich auf und schlenderte zu dem Kamin hinüber, der fast die komplette Wand einnahm und Highlight des Zimmers war. Es war ein schöner Kamin – offen, mit einem Gitter davor … nur das Bärenfell fehlte. Emily!
    „Warum bist du denn so rot im Gesicht?“, kam prompt die Stimme aus Richtung Couch.
    „Ach … ähm … das ist nur wegen dem Kaffee, der ist so heiß. Ich habe ihn wohl ein bisschen zu schnell getrunken.“
    Hoffentlich merkte er nicht, dass die Tasse noch vollkommen unberührt neben seiner stand. Es kamen keine weiteren Einwände und ich betrachtete die Fotos auf dem Kaminsims.
    Auf dem ersten war sein Vater zu sehen. Geschniegelt und gebügelt in einem seiner Anzüge, mit dem unverkennbaren Gesichtsausdruck, der für ihn so typisch war: hängende Mundwinkel und böse dreinblickende Augen.
    Schnell wandte ich mich dem zweiten Bild zu, auf ihm war Chris‘ Mutter zu sehen. Wenn sein Vater nicht im Haus gewesen war und wir tatsächlich einmal bei ihm im Garten gespielt hatten, dann brachte sie uns immer frisch gemachte Limonade. Ob sie von ihr oder der Haushälterin stammte, wusste ich nicht, aber die Geste war für mich sehr liebevoll gewesen. Manchmal hatte ich das Gefühl gehabt, dass sie mich gern besser kennengelernt hätte, aber die gesamte Familie stand unter dem Scheffel des Vaters – hatte gestanden, korrigierte ich mich selbst in Gedanken.
    „Wie geht es deiner Mutter eigentlich? Wo ist sie?“, fragte ich und drehte mich zu Chris um. Der schaute mich mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck an und sagte emotionslos: „Auch tot.“
    Was? Auch sie war tot? Dann war Chris ja ganz alleine! Eine tiefe Traurigkeit breitete sich in mir aus und sofort schossen mir die Tränen in die Augen. Auch wenn er seine Eltern nicht hatte leiden können, aber niemand auf der Welt sollte ganz alleine sein. Ich fühlte mich an den Tod meiner Mutter erinnert und eine bekannte Leere machte sich in mir breit.
    Mit wenigen Schritten war ich bei ihm und schloss ihn in die Arme. Wie ich dazu kam, konnte ich nicht sagen. Es war einfach richtig in diesem Moment.
    „Das tut mir so leid, Char“, flüsterte ich in sein Ohr und versuchte die Tränen zu unterdrücken.
    „Schon ok, Em. Wirklich.“
    Ich löste mich nach einem kurzen Moment aus dieser unbequemen Haltung, schaute ihn noch einmal an und ging dann wieder zum Kamin hinüber. Es standen noch drei weitere Bilder dort, die sich meiner Betrachtung noch nicht unterzogen hatten.
    „Das Haus und das Grundstück sind wirklich schön“, sagte ich über die Schulter hinweg. Das Bild zeigte das Grundstück von schräg unten. Vermutlich wurde das Foto vom Eisentor aus gemacht, das nun nicht mehr vorhanden war. Vom Tor bis zur Eingangstür war ein weißer Kiesweg zu sehen, der in einem relativ großen Kreis endete. Unwillkürlich musste ich an Kutschen denken, die die feinen Damen zur Teegesellschaft fuhren. Ich musste innerlich kichern, weil Chris so ein Teefanatiker war – allerdings passte die feine Dame nicht zu ihm.
    Rechts und links vom Haus konnte man wunderbar blühende Sträucher und Bäume erahnen, die zum Teil auch Früchte trugen. Im Frühjahr und Sommer konnte man sich daran nicht satt sehen. So viele Farben und Gerüche strömten auf einen ein, dass man ganz benebelt war.
    „Das Haus war schön, ja, da gebe ich dir recht. Aber schau es dir jetzt an. Kalt, verlassen und trostlos“, drang Chris‘ Stimme an mein Ohr.
    Ich drehte mich um und stemmte die Hände in die Hüften.
    „Christopher Redfield! Seit wann sind wir denn so ein Jammerlappen? Ein bisschen

Weitere Kostenlose Bücher