Codename Azteke
Militär.«
»Infanterie?«
»Ja.«
Diese Erkenntnis schien Florin besonders zu befriedigen.
»Noch besser. Meine Vergangenheit ist ebenfalls untrennbar mit Schlachten verbunden. Haben Sie je aktiv gekämpft?«
»Nur ein Mal«, gab Hadley zu.
»Das reicht«, erklärte Florin. »Ich erinnere mich noch sehr deutlich an meine erste Schlacht in Seseña, selbst nach so vielen Jahren.«
»Was sind denn das für ein ›paar Dinge‹, die ich für Sie in Europa erledigen soll?«
»Ich werde Ihnen einen Brief für Ihren Verleger mitgeben«, fuhr Florin fort, als hätte Jack gar nichts gesagt. »Und den ersten Teil meiner Aufzeichnungen.«
»Und dann?«
»Dann müssen Sie an ein paar Orte gehen und einige Leute treffen.«
»Ich kann aber meinen Job nicht aufgeben«, warnte Hadley.
»Darum bitte ich Sie auch nicht. Ich kenne die Abläufe in Salamanca. Schicken Sie mir Ihren Stundenplan. Aber außerhalb der Stunden, die die Universität Sie in Anspruch nimmt, müssen Sie sofort springen, wenn ich sage, Sie sollen hierhin oder dorthin gehen und dies oder jenes tun oder holen. Sie werden meine Augen und Ohren sein. Und jedes Mal erhalten Sie dann einen neuen Stapel meiner Notizen.«
»Was für Dinge soll ich denn für Sie tun?«, beharrte Hadley. Er vermutete, dass man ihm bei seiner Rückkehr nach Madrid genau diese Frage stellen würde.
Florin antwortete nicht sofort. Er schien nachdenklich, und Jack wollte ihn nicht stören. Gemessenen Schrittes wandten sie sich wieder dem Haus zu. Auf dem festeren Sand dicht am Wasser spielten Kinder Fußball. Ein ungezielter
Kopfball ließ das Leder in Jacks Richtung fliegen, doch gerade als er sich danach bücken wollte, trat Florin vor ihn und kickte ihn zurück.
»Vor langer Zeit habe ich etwas verloren, Hadley«, sagte Florin langsam und bestimmt, als seien seine Worte begrenzt. Er blieb stehen, um ihn anzusehen. »Etwas von großem Wert«, fügte er hinzu, bevor er weiterging.
Jack versuchte, ruhig zu bleiben. War dies der Augenblick, den Pinto vorausgesagt hatte?
»Sie werden mir helfen, es zurückzubekommen.«
»Warum ich?«, wollte Hadley wissen. Zuerst die Biografie – einfach so – und jetzt das. Das ergab keinen Sinn.
»Vielleicht«, erwiderte Florin nach einem Augenblick des Überlegens, »sind Sie einfach im richtigen Moment am richtigen Ort.«
Als sie wieder zum Bungalow kamen, stand Schwester Miriam davor und goss die Blumen. Misstrauisch sah sie den beiden nach, als sie durch die Verandatüren in Florins Arbeitszimmer gingen.
Florin holte ein Notizbuch mit Pappeinband und blickte hinein. Es umfasste etwa hundert handbeschriebene Seiten. Florin überflog sie, mehr um sicherzugehen, dass alles darin war, als um ihren Inhalt zu prüfen. Hadley sah, dass die Einträge in verschiedenen Farben gehalten waren, was darauf hindeutete, dass sie über längere Zeit hinweg gemacht worden waren. Ein paar Passagen waren durchgestrichen, bei anderen standen Anmerkungen am Rand.
»Warum haben Sie nicht schon früher eine Biografie in Auftrag gegeben?«, fragte Hadley vorsichtig. »Es steht doch bestimmt eine ganze Reihe bedeutender Biografen Schlange für solch eine Ehre.«
» Und das Geld?« Ein schalkhaftes Grinsen erschien auf Florins Gesicht.
»Das natürlich auch«, gab Hadley zu.
»Über mich ist schon ohne meine Zustimmung genügend geschrieben worden. Früher habe ich das alles gelesen«, erinnerte sich Florin. »Ich habe mich über die Ungenauigkeiten aufgeregt – das heißt, als ich noch jünger war. Dann begann es mich zu langweilen. Immer der gleiche Mist, der früheren Mist zitiert.«
»Immerhin haben Sie sich Notizen gemacht«, bemerkte Hadley mit einem Blick auf den Ordner in Florins Hand.
»Ein alter pensionierter Mann macht sich gern Notizen. Eines Tages werden Sie das verstehen. Das hier«, sagte Florin, als er Hadley die Papiere reichte, »ist Ihre Bezahlung für das, was Sie für mich tun sollen, und um Ihre Auslagen zu decken.« Florins Laune besserte sich sichtlich. »Ich werde das fette Kapitalistenscheckbuch Ihres Verlegers dazu verwenden, die Arbeit des Volkes zu tun!«
Das Gelächter rief die Schwester herbei, die ihren Kopf hereinsteckte und, wie Hadley meinte, ungewohnt freundlich fragte: »Was hecken Sie denn nun schon wieder aus?« Sie blickte auf ihre Uhr, die sie nach Schwesternart verkehrt herum trug, und schlug vor: »Möchten Sie vielleicht jetzt Ihren Kaffee?«
»Kaffee?«, rief Florin mit gespielter Überraschung. »Kaffee?
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