Codename Azteke
verliebt, als sie sie in ihrem Tragekorb mitgebracht hatten, und betrachtete es jetzt als sein Vorrecht, sie zu bedienen. Er küsste sie auf die Wange und verschwand in Richtung Küche, um ihr »etwas Besonderes« zu holen.
»Nicht lange«, versicherte Florin Lucía. »Vielleicht ein paar Wochen. Es kommen auch Leute aus Moskau.«
»Es ist schrecklich«, beklagte sie sich, als sie sicher war, dass sie niemand hörte.
»Ich weiß. Und ausgerechnet die Russen zu fragen, wie wir die Wirtschaftslage verbessern können, ist ein Witz. Die zitieren doch nur die üblichen Zeilen aus ihrer Ideologie.« Florin versuchte nicht einmal, seine Verachtung für die Moskauer Theoretiker zu verbergen.
»Sie werden einen anderen Kurs einschlagen müssen, sonst geht Chile vor die Hunde«, stellte Lucía fest.
»Ja, und sie werden sich stärker gegen die finanziell unterstützte Einmischung aus dem Ausland wehren müssen.«
Lucía musste lächeln. »Mein unbeirrbarer Jesús«, neckte sie ihn. »Unerschütterlich loyal bis zum Ende.«
Der Junge kehrte zurück und brachte eine Metallschüssel mit rosa Eiscreme und drei Katzenzungen mit.
» Para mi novia «, sagte er – »für meine Freundin« – und stellte die Schüssel auf María Luz’ Tablett.
»Und? Hast du über unser letztes Gespräch nachgedacht?«, fragte Florin, während der Junge María Luz mit dem Eis fütterte.
»Ja«, antwortete er augenblicklich. »Ich werde Rechtsanwalt.«
Florin sah seine Frau an, und sie lächelten.
»Was ist mit der Idee vom Fischer geworden?«, fragte Lucía.
»Ich habe meiner Lehrerin gesagt, dass ich Sie kenne und dass Sie Anwältin sind, und sie hat gesagt, ich sei klug genug, und wenn ich hart genug arbeitete, gäbe es keinen Grund, warum ich nicht auf die Universität gehen sollte.«
María Luz krähte energisch nach einem weiteren Löffel Eiscreme.
»Wie alt bist du?«, wollte Florin wissen.
»Dreizehn, Sir.«
»Dann gehst du also in fünf Jahren auf die Universität.«
»Ja, genau.«
»Du musst anfangen zu sparen. Wenn du ein Anwalt werden willst, dann bist du fünf Jahre lang ein armer Student.«
»Ich kann immer noch hier arbeiten. Dann kann ich auch ein richtiger Kellner sein.« Er schien unbeirrt.
»Ich sage dir, was ich für dich tun werde, Luisito«, sagte Florin, zog seine Brieftasche und nahm eine kleine Münze heraus. »Ich gebe dir das hier als Startkapital für deine Ausbildung. Aber du darfst sie erst verkaufen, wenn du an der Universität anfängst«, verlangte er, als er ihm die Goldmünze gab.
Luisito starrte völlig fasziniert die schimmernde Münze an. »Ist das Gold?«, fragte er.
»Ja«, versicherte ihm Florin, »und wenn du weiter so gut in der Schule bist, dann gebe ich dir an jedem Geburtstag und an jedem Weihnachten eine weitere Münze. Dann kannst du zehn davon verkaufen, um deinen Unterhalt als Student zu sichern.«
»Elf!«, korrigierte ihn der Junge und hielt seine neue Münze hoch. »Und wenn ich Anwalt bin«, fügte er aufgeregt hinzu, »dann heirate ich María Luz!«
Sie mussten lachen, und Luisito ging in die Küche, um den anderen stolz seine Goldmünze zu zeigen.
Doch es sollte nicht sein. Es war das letzte Mal, dass Luisito die Florins sah, und der halbe Sovereign, über den er sich so gefreut hatte, sollte die einzige Goldmünze bleiben, die er in seinem Leben erhielt.
17
Sie fuhren wie geplant um acht Uhr los. Klejevic wurde von zwei jüngeren Männern begleitet, die er als Brako und Goran vorstellte. Glatt rasiert und mit kurz geschorenen Haaren sahen sie aus wie Soldaten ohne Uniform.
Sie fuhren in einem siebensitzigen Fiat, und Hadley saß vorn neben Klejevic. Mercedes hatte die mittlere Sitzreihe für sich, und die beiden jungen Männer ließen sich auf den Rücksitzen nieder.
Hadley bemerkte, wie Klejevic alle paar Sekunden in die großen Rückspiegel sah, als sie auf der Schnellstraße 65 in Richtung Podgorica fuhren.
»Haben Sie schon jemanden entdeckt?«, erkundigte er sich ungewollt sarkastisch, was er sofort bereute.
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete der Fahrer ernst, was Hadley dazu veranlasste, sich aufzurichten und zu Mercedes umzudrehen. Er sah Brako, der zur Seite gewandt saß, einen Arm auf die Rücklehne gelegt hatte und die Straße hinter ihnen beobachtete.
»Nach wem suchen wir eigentlich?«, wollte Hadley wissen.
Klejevic zuckte die Achseln. »Viele Leute würden gerne wissen, was Sie hier machen.«
Zehn Meilen nordöstlich von Sankt Stefan
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