Codename Azteke
mehr viel zu vermissen«, bemerkte Florin.
»Sag bloß nicht, dass du noch dabei bist?« Ramos wies auf den Schreibtisch, als er sich setzte.
»Nicht direkt.« Florin lächelte, erklärte es aber nicht weiter. Ramos verstand den Hinweis.
»Du hast gesagt, du bräuchtest meinen Rat, Jesús. Wie kann ich dir helfen?«
»Es hat etwas mit Hubschraubern zu tun«, erklärte der Azteke. Als Miriam mit den Drinks kam, hielt er inne.
»Nun, ich kann dir keine ausleihen«, scherzte Ramos. »Sie haben mir die Luftwaffe vor drei Jahren weggenommen.«
»Keine Angst«, erwiderte Florin lachend, »die kann ich woandersher bekommen, du bist nicht der einzige Freund, den ich bei seiner Luftwaffe habe.« Wieder lachten sie. Es war schön, unter Freunden zu sein.
»Was ich brauche«, erklärte Florin, »sind ein paar Fakten und Zahlen über diese hier.«
Er schob ein maschinengeschriebenes Blatt über den Schreibtisch und ließ es Ramos lesen. Es zählte ein halbes Dutzend Helikoptertypen auf, alle sowjetisch. Ramon brauchte nur ein paar Sekunden, um es zu lesen.
»Die bin ich alle geflogen.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Einige davon sind ziemlich alt«, meinte Ramos mit einem Blick auf die Liste. »Die haben wir nicht mehr.«
»Ich habe nicht an uns gedacht«, erklärte Florin.
»Aha.« Ramos nahm sein Bier und trank aus der Flasche. Er sollte lieber Florin die Fragen stellen lassen, dachte er.
»Meine erste Frage bezieht sich auf die Reichweite, Martin. Wie weit kann ein Helikopter fliegen?«
»Das kommt ganz auf den Typ an. Ist das wichtig?«
»Ja«, antwortete Florin, ohne zu zögern.
»Dieser hier hat eine große Reichweite.« Ramos deutete auf den letzten Eintrag in Florins Liste, den Mil-17.
»Wie weit?«
»Das kommt auf das Gewicht an, Jesús, aber das weißt du sicher.«
Wieder nahm Ramos die Liste. Drei Viertel seiner Dienstzeit war er Hubschrauberpilot gewesen. Selbst nachdem ihn Fidel zum Oberbefehlshaber der Luftflotte gemacht hatte, flog er noch gelegentlich als Copilot. Fünfzehntausend Stunden, war das richtig? Er kannte die Betriebszahlen für alle diese Modelle.
»Voll beladen und ohne Reservetanks schafft er tausend Kilometer«, erklärte er. »Wie viele werden an Bord sein?«
»Ein halbes Dutzend oder vielleicht acht Leute.«
»Mit diesem Ding kann man zwanzig Soldaten und ihre Ausrüstung transportieren. Wenn man ein Dutzend davon rauswirft und ihr Gewicht durch zusätzlichen Treibstoff ersetzt, kann man zusätzlich fünfhundert Kilometer gewinnen.«
»Wie viel Gewicht kann er tragen?«
»Fünf Tonnen, zusätzlich zu Treibstoff für vier Stunden. Muss er bewaffnet sein? Braucht er Raketen oder so?«
»Nein.«
»Wenn man die schweren Waffen entfernt, kann man noch eine Tonne zuladen.«
»Vielen Dank, Martin.«
»Nichts zu danken, mein Freund.«
»Wir sollten uns öfter unterhalten, du und ich, nicht wahr?«, meinte Florin ernsthaft.
»Ich komme nicht so oft hierher, wie ich es sollte, aber ich werde mich bemühen, mich zu bessern«, versprach Ramos.
»In Camagüey geht es dir gut?«
»Ich habe alles, was ich brauche, und jede Menge Besucher. Vielleicht beehrst du mich ja auch einmal?«
»Ich komme in letzter Zeit nicht viel herum«, beklagte sich Florin. »Aber ja, das sollte ich tun.«
»Wir gehen angeln und grillen am Strand. Da sind auch hübsche Frauen.« Sie lachten.
»Hast du noch dein Boot?«, erkundigte sich Florin.
»Darauf kannst du wetten! Komm mich besuchen – dann laden wir das Boot mit Rum und Frauen voll, gehen Tiefseefischen und machen Party.«
»Das könnte mir tatsächlich gefallen«, sagte Florin.
»Siehst du Fidel und Raúl ab und zu?«, wollte Ramos wissen.
»Raúl kommt regelmäßig vorbei. Fidel nicht. Ich habe ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.«
»Es heißt, dass es ihm nicht gut geht.«
»Wir sind alle nicht mehr die Jüngsten, Martin.« Florins Lachen erfüllte den Raum. »Da ist Fidel keine Ausnahme. Aber ein paar Jahre stecken noch im Comandante en Jefe . Willst du heute Abend noch an die Küste zurück?«
»Nein«, erwiderte Ramos. »Ich übernachte im Club und verbringe den morgigen Tag mit meiner Tochter und meinen Enkeln.«
»Dann iss doch mit mir, bevor du gehst«, bat Florin.
Sie verbrachten ein paar angenehme Stunden miteinander, erinnerten sich an die guten und die schlechten Zeiten, und dazwischen erkundigte sich Florin immer wieder nach dem Mil-17.
Gegen zehn Uhr brachte Florin Ramos zu seinem Auto und sah ihm
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