Codename - Cobra
okay, was soll ich tun?«
Sofort setzten sich die drei ??? wieder hin und Justus ergriff das Wort: »Zunächst sollten Sie uns alles erzählen, was Sie wissen, vor allem aber, warum Julia auf die Idee kommen konnte, dass ihr Bruder noch lebt und ihr sogar eine Nachricht zukommen ließ. Dann rufen wir bei der Polizei an und informieren Inspektor Cotta vom Polizeirevier in Rocky Beach. Er kennt uns gut und hat schon oft unsere Hilfe in Anspruch genommen. Und schließlich würden wir gerne Julias Zimmer sehen. Vielleicht findet sich dort ja eine Spur von jener ominösen Nachricht, die wir weiterverfolgen können!«
Applegate nickte und atmete tief durch. Es war offensichtlich, dass es ihm nicht leicht fiel, über das zu reden, was die drei ??? von ihm wissen wollten. Die drei Jungen konnten jedoch nur ungefähr ermessen, wie tief die Wunden sein mussten, die das Schicksal vor vier Wochen in Applegates Seele gerissen hatte. Und sie hatten noch nicht einmal begonnen zu verheilen, da brach auch schon das nächste Unglück mit aller Wucht über ihn herein.
Mit tonloser Stimme, den Blick in eine unbestimmte Ferne gerichtet, begann der Mann schließlich zu erzählen: »Mein Sohn Ted starb, wie gesagt, vor vier Wochen bei einem Autounfall. Er stürzte mit seinem Wagen südlich von Santa Barbara über die Klippen. Angeblich durchstieß er in einer engen Kurve einfach die Leitplanken, als würde die Straße dort geradeaus weitergehen. Was genau passierte, ist allerdings bis heute unklar. Es gab keine Augenzeugen, keine Reifenspuren, nichts. Noch nicht einmal Teds Leiche hat man gefunden, nur das völlig zerstörte Wrack seines Wagens.«
Applegate hielt kurz inne und schüttelte fassungslos den Kopf. Es war ihm offenbar immer noch unmöglich zu verstehen, wie der schreckliche Unfall überhaupt hatte geschehen können. Gedämpft sprach er weiter: »Julia war völlig am Boden zerstört. Ach, was sag ich! Sie war ... es riss ihr das Herz heraus! Sie war so abgrundtief verzweifelt, dass sie nicht einmal weinen konnte über den Tod ihres Bruders. Denn Ted war ihr Ein und Alles, sie liebte ihn abgöttisch. Vielleicht, habe ich mir oft überlegt, vielleicht war er für sie so etwas wie eine, na ja, wie eine Mutter, wie die Mutter, die sie nie hatte. Denn Gladys, so hieß meine Frau, starb bei Julias Geburt.«
Die drei ??? saßen einfach nur wie gelähmt da und hörten dem gramgebeugten Mann voller Betroffenheit zu. Das Leid, das Applegate zu ertragen hatte, überstieg fast ihr Vorstellungsvermögen. Zwar wussten sie über Julias Mutter schon Bescheid, aber nun waren dem Mann binnen weniger Wochen auch noch der Sohn und vielleicht auch die Tochter genommen worden. Konnte ein Mensch das überhaupt durchstehen?
»Julia redete eine Woche zunächst kein Wort«, fuhr Applegate fort. »Nicht mit mir, nicht mit ihrer besten Freundin Cloe, mit niemandem. Dann plötzlich, von einer Minute auf die andere, schien sie wie ausgewechselt. Sie redete wieder, ging wieder zur Schule, wirkte wie aufgedreht. Mir kam die gute Laune, die sie auf einmal an den Tag legte, sogar fast ein wenig trotzig vor und ich fragte sie, was denn geschehen sei. Und dann erfuhr ich es.«
Applegate hielt kurz inne und schluckte. Gebannt starrten ihn die drei ??? an. »Julia glaubte nicht an den Tod ihres Bruders«, sagte er und in seiner Stimme schwang so etwas wie Fassungslosigkeit mit. »Sie weigerte sich einfach, den schrecklichen Tatsachen ins Gesicht zu sehen. Julia sagte, er sei sicher nur verreist, würde bald wiederkommen, fragte täglich, ob er angerufen habe, sah oft stündlich in ihrem Computer nach, ob er ihr eine Mail geschrieben hatte. Die beiden –«, Applegate sah kurz hoch und lächelte schwach, als er sich zurückerinnerte, »müsst ihr wissen, haben sich fast täglich E-Mails geschickt. Sie haben ein richtiges Spiel daraus gemacht, Nachrichten verschlüsselt, neue Codes erfunden – Julia ist sehr geschickt in solchen Dingen. Anfangs –«, Applegates Miene verdüsterte sich wieder, als er in die Gegenwart zurückkehrte, »anfangs ignorierte ich das alles noch. Aber nach und nach habe ich versucht, Julia die grauenvolle Wahrheit näher zu bringen. Doch sie wehrte sich, widersprach mir, lachte mich sogar aus.«
Noch immer schwiegen Justus, Peter und Bob. Keiner von ihnen wollte jetzt mit irgendwelchen neunmalklugen Zwischenfragen den professionellen Detektiv geben. Außerdem war ihnen allen dreien nicht nach Fragen zu Mute. Sie mussten das Gehörte
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